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Die Kunst, den Klimawandel zu regieren | 121
das letztendliche Ziel definiert (Lemke 2011: 20). Dean (1999: 209) leistet eine gute
Zusammenfassung des gouvernementalen Regierungsbegriffs:
„Any more or less calculated and rational activity, undertaken by a multiplicity of authorities
and agencies, employing a variety of techniques and forms of knowledge, that seeks to shape
our conduct by working through our desires, aspirations, interests and beliefs, for definite but
shifting ends and with a diverse set of relatively unpredictable consequences, effects and out-
comes. Agencies of government, in this sense, can be local, regional, national, international or
global; they can be philanthropic, for profit or public.“
Beim gouvernementalen Regierungsbegriff handelt es sich demnach um die diversen
und oft divergierenden Maßnahmen, durch die das Leben in liberalen Gesellschaften
im Angesicht von Krisen und Handlungsdruck gemanagt und reguliert wird. Wird in
der vorliegenden Arbeit vom Regieren des Klimawandels auf kommunaler Ebene
gesprochen, so ist damit in erster Linie die Tätigkeit der Koordination, Information
und Vernetzung von politischen, zivilgesellschaftlichen und privatwirtschaftlichen
Akteuren zu verstehen, die hauptsächlich von sogenannten „Klimaschutzmanagern“
geleistet wird. Diese kommunale Regierungsarbeit folgt dabei sowohl eigenen als
auch bundespolitischen Logiken (meist in Form von Förderprogrammen) und Ziel-
setzungen. Des Weiteren findet ein Regieren des Klimawandels in Städten und Ge-
meinden bekanntermaßen auch außerhalb der kommunalen Verwaltung statt, z.B. in
Unternehmen, Stiftungen, Bürgerinitiativen, Bildungseinrichtungen oder auch auf in-
dividueller Ebene. Diese Regierungspraktiken stehen jedoch nicht im Fokus dieser
Arbeit – sie sollten aber mitgedacht werden.
Macht-Wissen-Komplexe
Wissen ist Macht – Macht ist Wissen
(Liebknecht [1872] 2012)
Schon 1597 prägte Francis Bacon den Satz „Wissen ist Macht“, der bis heute in der
Alltagssprache weit verbreitet ist. Auch Foucault, dessen Kernthema seiner intellek-
tuellen Arbeit die Machtanalyse war, beschäftigt sich intensiv mit dem Zusammen-
spiel von Macht und Wissen. Ausgehend von seiner Annahme, dass Macht im Ge-
gensatz zu Herrschaft nicht repressiv, sondern produktiv-ermöglichend wirkt, kommt
Foucault zu dem Schluss, dass sich Macht und Wissen wechselseitig bedingen und
steigern:
Kommunen im Klimawandel
Best Practices als Chance zur grünen Transformation?
- Titel
- Kommunen im Klimawandel
- Untertitel
- Best Practices als Chance zur grünen Transformation?
- Autor
- Nanja Nagorny-Koring
- Verlag
- transcript Verlag
- Ort
- Bielefeld
- Datum
- 2018
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-NC-ND 4.0
- ISBN
- 978-3-8394-4627-0
- Abmessungen
- 15.4 x 23.0 cm
- Seiten
- 324
- Kategorien
- Naturwissenschaften Umwelt und Klima
Inhaltsverzeichnis
- Danksagung 9
- Das Prinzip der Nachahmung 11
- Forschungslücke und Fragestellung 16
- Aufbau der Arbeit 21
- Kommunen im Klimawandel 25
- Problematisierung: Vom Phänomen zum Problem 27
- Klimawandel als Politikproblem 32
- Klimawandel als kommunales Aufgabenfeld 38
- Klimapolitik als Multi-Level-Governance-Problem 48
- Die Stadt als Ursache, Betroffene und Lösung für das Klimaproblem 54
- Klimawandel als ökonomisches Problem 61
- Klimawandel als Problem kommunaler Praxis 65
- Den guten Praktiken auf der Spur 71
- Begriffsgeschichte und Definition 73
- Kritik und Positionalität 78
- Best Practice-Forschung 82
- Projektdesign 90
- Die Kunst, den Klimawandel zu regieren 115
- Gouvernementalität 116
- Klima-Gouvernementalität 126
- Das Praxisregime „kommunaler Klimaschutz“ 132
- New Public Climate Management 141
- Politische Rationalitäten 142
- Klima\Wandel ist regierbar 145
- Politische Programme 162
- Die Regierungsrationalität des Klimaschutzmanagements (1): Vom Projekt zum Prinzip 172
- Die Regierungsrationalität des Klimaschutzmanagements (2): Das Rad nicht neu erfinden 179
- Implikationen einer besonderen Form des Klimaschutzes 186
- Best Climate Practices 189
- Rationalitäten und Technologien 191
- „Mit Ideen und Beispielen zum Erfolg“!? 194
- „Gebt uns gute Beispiele!“ 215
- Reflexion 227
- „Best Practice ist eine Geschichte“ 235
- Zur Performativität von Best Practices 239
- Zum transformativen Potenzial von Best Practices 249
- Fazit: „Klimaschutz leicht gemacht – von Erfolgsbeispielen lernen“? 260
- Literatur 275
- Anhang 315