Seite - 197 - in Kommunen im Klimawandel - Best Practices als Chance zur grünen Transformation?
Bild der Seite - 197 -
Text der Seite - 197 -
Best Climate Practices | 197
Leuchtturm kann der „B.A.U.M. Zukunftsfonds“ gelten, bei dem in drei deut-
schen Kommunen die Umsetzung eines neuen Investitions- und Finanzie-
rungsmodells zur Durchführung von Energie- und Ressourceneffizienzmaß-
nahmen getestet wurde. Das Pilotprojekt wurde unter anderem im bundeswei-
ten Innovationswettbewerb „Ausgezeichnete Orte im Land der Ideen“ prä-
miert.4
Im kommunalen Klimaschutzmanagement spielen alle drei Dimensionen von Best
Practices eine Rolle, wobei die Vorstellung von Best Practices als Blaupause am
ehesten der Rationalität des NPM entspricht und sich in der starken Betonung des
Prinzips der Nachahmung ausdrückt. Viele Klimaschutzmanager wünschen sich auch
konkret kopierbare, einfach übertragbare Lösungen (Blaupausen), um ihre knappen
Ressourcen effektiver einsetzen und eine größere Wirkung erzielen zu können. Im
Masterplan-Programm gab es bspw. zunehmend den Wunsch nach „konfektionier-
ten“ Maßnahmen, die einfach von anderen Kommunen zu übernehmen sind (F-
171213-Bensheim). Das Verständnis von Best Practices als „beste“ Lösung, die das
Ergebnis eines experimentellen Prozesses ist und damit einen hohen Innovationsgeh-
alt hat, wodurch sie Vorbildwirkung und Modellcharakter entfalten kann, steht ge-
danklich der TM-Rationalität näher, die davon ausgeht, dass durch erfolgreiche Ex-
perimente in Nischen systemische Veränderungen erzielt werden können. Doch beide
genannten Ausprägungen von Best Practices – die der Blaupause und die des Leucht-
turms – sind in der Praxis eher selten. Schaut man sich Best Practice-Beispiele in
Datenbanken, Publikationen oder auf Konferenzen an, handelt es sich meist weder
um Blaupausen noch um Leuchttürme, sondern unter dem Label „Best Practice“ wer-
den einfach mehr oder weniger gelungene Praxisbeispiele präsentiert. Spreche ich im
Rahmen dieser Arbeit also von Best Practice, meine ich damit ein „Praxisbeispiel“
und keine Blaupause oder Leuchtturm. Je nachdem, wer welches Praxiswissen als
Best Practice verbreitet, wie diese Best Practice aufbereitet und dargestellt wird und
welche Funktion die Best Practice einnimmt, kann sich die Bedeutung zur einen oder
anderen Seite (Blaupause oder Leuchtturm) verschieben, wie ich im Folgenden zeige.
Grundlegend für eine Analyse der Wirkungen und Funktionen von Best Practices
als Regierungstechnologie des kommunalen Klimaschutzmanagements ist zunächst
ein tieferes Verständnis ihres Entstehungsprozesses. Erst wenn klar ist, wie und durch
welche Akteure Best Practices identifiziert und selektiert werden und welches (Pra-
xis-)Wissen dabei zu einer „Best Climate Practice“ gemacht wird, kann man ihren
Einfluss und ihre Rolle tatsächlich aufarbeiten. Wie Best Practices im alltäglichen
Regierungshandeln eingesetzt werden, hängt auch davon ab, wer das jeweilige Bei-
spiel wie und unter welchen Umständen produziert hat. Denn wie Mössner (2016:
4 www.klimaschutz.de/projekt/baum-zukunftsfonds-pilotprojekt-drei-kommunen
Kommunen im Klimawandel
Best Practices als Chance zur grünen Transformation?
- Titel
- Kommunen im Klimawandel
- Untertitel
- Best Practices als Chance zur grünen Transformation?
- Autor
- Nanja Nagorny-Koring
- Verlag
- transcript Verlag
- Ort
- Bielefeld
- Datum
- 2018
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-NC-ND 4.0
- ISBN
- 978-3-8394-4627-0
- Abmessungen
- 15.4 x 23.0 cm
- Seiten
- 324
- Kategorien
- Naturwissenschaften Umwelt und Klima
Inhaltsverzeichnis
- Danksagung 9
- Das Prinzip der Nachahmung 11
- Forschungslücke und Fragestellung 16
- Aufbau der Arbeit 21
- Kommunen im Klimawandel 25
- Problematisierung: Vom Phänomen zum Problem 27
- Klimawandel als Politikproblem 32
- Klimawandel als kommunales Aufgabenfeld 38
- Klimapolitik als Multi-Level-Governance-Problem 48
- Die Stadt als Ursache, Betroffene und Lösung für das Klimaproblem 54
- Klimawandel als ökonomisches Problem 61
- Klimawandel als Problem kommunaler Praxis 65
- Den guten Praktiken auf der Spur 71
- Begriffsgeschichte und Definition 73
- Kritik und Positionalität 78
- Best Practice-Forschung 82
- Projektdesign 90
- Die Kunst, den Klimawandel zu regieren 115
- Gouvernementalität 116
- Klima-Gouvernementalität 126
- Das Praxisregime „kommunaler Klimaschutz“ 132
- New Public Climate Management 141
- Politische Rationalitäten 142
- Klima\Wandel ist regierbar 145
- Politische Programme 162
- Die Regierungsrationalität des Klimaschutzmanagements (1): Vom Projekt zum Prinzip 172
- Die Regierungsrationalität des Klimaschutzmanagements (2): Das Rad nicht neu erfinden 179
- Implikationen einer besonderen Form des Klimaschutzes 186
- Best Climate Practices 189
- Rationalitäten und Technologien 191
- „Mit Ideen und Beispielen zum Erfolg“!? 194
- „Gebt uns gute Beispiele!“ 215
- Reflexion 227
- „Best Practice ist eine Geschichte“ 235
- Zur Performativität von Best Practices 239
- Zum transformativen Potenzial von Best Practices 249
- Fazit: „Klimaschutz leicht gemacht – von Erfolgsbeispielen lernen“? 260
- Literatur 275
- Anhang 315