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Kommunen im Klimawandel - Best Practices als Chance zur grünen Transformation?
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Best Climate Practices | 231 Ob sich der kommunale Klimaschutzmanager bewusst oder unbewusst an einen Vor- trag auf einer Konferenz erinnert, gezielt nach Beispielen und Vorbildern in Druck- sachen oder Onlinedatenbanken sucht oder auch nur an eine Unterhaltung mit einem Kollegen zurückdenkt und daraufhin handelt – z.B. ein neues Projekt initiiert, ein Bürgerforum ins Leben ruft oder eine andere Methode der Kosten-Nutzen-Berech- nung anwendet: Klimaaktive Kommunen agieren nie in einem Vakuum. Sie greifen stets auf Ressourcen aus anderen Kommunen zurück und geben selbst bereitwillig Informationen weiter. Man baut also immer auf bestehendem Wissen und Verbin- dungen auf und verändert diese aufgrund neuer Erkenntnisse oder Beziehungen (Ci- dell 2015). Es sind somit stets bewusste oder unbewusste Nachahmungsprozesse im Gang. „Ich sage mal […] in unserem Arbeitsfeld, wo immer etwas Neues und Innovatives entsteht, [hat] das Lernen von anderen eine sehr große Bedeutung. […] Wir arbeiten ja in einem Bereich, wo wir mit den guten Ideen kein Geld verdienen, sondern wo wir uns wünschen, dass die guten Ideen aufgenommen werden und jeder, der eine gute Idee hat und sie auch umgesetzt hat und darüber berichtet, möchte damit zum Nachahmen anregen. Ich glaube, dass unser ganzes Leben so funktioniert: indem ich was Neues mache, was Innovatives, was Außergewöhnliches – was nicht Standard ist – damit sammele ich Erfahrungen – positive und negative. Wobei die nega- tiven nicht im Internet zu finden sind; die sind aber häufig genauso wichtig.“ (IK-8, 2015: 23) Auch wenn die Regierungstechnologie Best Practice – die systematische Kopie bzw. Anpassung erfolgreicher Praxisbeispiele von einer Kommune zur anderen – nicht die intendierte Wirkung als Blaupause entfaltet und andere Funktionen als die erwarteten erfüllt, spielt Nachahmung in der Regierungspraxis eine zentrale Rolle. Eine stärker praxeologische Perspektive kann den verengten Fokus des Konzepts der Regierungs- technologie sinnvoll erweitern und so dazu beitragen, die Bedeutung von Nachah- mung innerhalb des Praxisregimes „kommunaler Klimaschutz“ besser zu verstehen. Als eine grundlegend relationale Perspektive geht die Praxistheorie davon aus, dass jedwede Praxis „von der Existenz anderer, auch vergangener Praktiken abhängig [ist], an die sie anschließt und im Verhältnis zu denen sie überhaupt erst Bedeutung erlangt“ (Schäfer 2016: 138). In jeder Praktik verbirgt sich also ein Stück Nachah- mung. Schon Ende des 19. Jahrhunderts entwirft der französische Wissenschaftler Gabriel de Tarde mit dem Werk „Les Lois de l’Imitation“ (1890) ein soziologisches Programm, das die Gesellschaft als Nachahmungsphänomen entwirft. Nachahmung muss daher als „Schlüssel zur Enträtselung des Sozialen“ verstanden werden (Leys 2009: 63):
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Kommunen im Klimawandel Best Practices als Chance zur grünen Transformation?
Titel
Kommunen im Klimawandel
Untertitel
Best Practices als Chance zur grünen Transformation?
Autor
Nanja Nagorny-Koring
Verlag
transcript Verlag
Ort
Bielefeld
Datum
2018
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY-NC-ND 4.0
ISBN
978-3-8394-4627-0
Abmessungen
15.4 x 23.0 cm
Seiten
324
Kategorien
Naturwissenschaften Umwelt und Klima

Inhaltsverzeichnis

  1. Danksagung 9
  2. Das Prinzip der Nachahmung 11
  3. Forschungslücke und Fragestellung 16
  4. Aufbau der Arbeit 21
  5. Kommunen im Klimawandel 25
  6. Problematisierung: Vom Phänomen zum Problem 27
  7. Klimawandel als Politikproblem 32
  8. Klimawandel als kommunales Aufgabenfeld 38
  9. Klimapolitik als Multi-Level-Governance-Problem 48
  10. Die Stadt als Ursache, Betroffene und Lösung für das Klimaproblem 54
  11. Klimawandel als ökonomisches Problem 61
  12. Klimawandel als Problem kommunaler Praxis 65
  13. Den guten Praktiken auf der Spur 71
  14. Begriffsgeschichte und Definition 73
  15. Kritik und Positionalität 78
  16. Best Practice-Forschung 82
  17. Projektdesign 90
  18. Die Kunst, den Klimawandel zu regieren 115
  19. Gouvernementalität 116
  20. Klima-Gouvernementalität 126
  21. Das Praxisregime „kommunaler Klimaschutz“ 132
  22. New Public Climate Management 141
  23. Politische Rationalitäten 142
  24. Klima\Wandel ist regierbar 145
  25. Politische Programme 162
  26. Die Regierungsrationalität des Klimaschutzmanagements (1): Vom Projekt zum Prinzip 172
  27. Die Regierungsrationalität des Klimaschutzmanagements (2): Das Rad nicht neu erfinden 179
  28. Implikationen einer besonderen Form des Klimaschutzes 186
  29. Best Climate Practices 189
  30. Rationalitäten und Technologien 191
  31. „Mit Ideen und Beispielen zum Erfolg“!? 194
  32. „Gebt uns gute Beispiele!“ 215
  33. Reflexion 227
  34. „Best Practice ist eine Geschichte“ 235
  35. Zur Performativität von Best Practices 239
  36. Zum transformativen Potenzial von Best Practices 249
  37. Fazit: „Klimaschutz leicht gemacht – von Erfolgsbeispielen lernen“? 260
  38. Literatur 275
  39. Anhang 315
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