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270 | Kommunen im Klimawandel
Abbildung 18: Entwicklung der THG-Emissionen in Deutschland seit 1990.
Quelle: Umweltbundesamt (UBA) 2017.
Im Praxisregime „kommunaler Klimaschutz“ gibt es zwar eine gemeinsame Vision
(Klimaneutralität bzw. die jeweiligen Klimaziele), doch es liegen keine breitakzep-
tierten Lösungsstrategien vor, wie diese Ziele erreicht werden sollen. Best Practices
spiegeln diesen Zustand wider: Sowohl im Entstehen als auch in ihrem Wirken sind
sie pluralistisch, zufällig, ambivalent und teilweise chaotisch und damit paradoxer-
weise ein wichtiger Teil dieses Managementsystems, das den kommunalen Klima-
schutz in Deutschland prägt. An die Stelle einer „großen Erzählung“ (Lyotard 1999),
einem allgemeingültigen, absoluten Bekenntnis zu radikalen Veränderungen in kon-
kreten Zeiträumen – wie es 2011 nach Fukushima mit dem Atomausstieg bis 2022
gelang –, treten Best Practices: Viele kleine Geschichten, die unterschiedliche Erklä-
rungsmodelle anbieten und statt tiefgreifenden Innovationen eine Rekombination o-
der neue Anwendung vorhandener Ideen propagieren. Einerseits schaffen Best Prac-
tices so eine diskursive Vielfalt, die ihren eigenen Regeln der Konstitution und Ver-
knüpfung von Aussagen folgt und auch mit eigenen Rationalitäten und Normativität
einhergehen kann. Andererseits spiegeln Best Practices bestehende Kriterien des „gu-
ten“ Regierens wider, präsentieren im Zuge dessen positive oder negative Modelle
und kreieren so einen Standard, an dem Leistungen gemessen werden können. Trotz
der Pluralität an Geschichten vermitteln Best Practices in erster Linie die bestehen-
den Normen und Regeln der dominierenden Regierungsrationalität. Da das Klima-
schutzmanagement vornehmlich darauf abzielt, bestehende Strukturen und Prozesse
zu optimieren und effizienter zu gestalten, anstatt sie grundlegend zu transformieren,
Kommunen im Klimawandel
Best Practices als Chance zur grünen Transformation?
- Titel
- Kommunen im Klimawandel
- Untertitel
- Best Practices als Chance zur grünen Transformation?
- Autor
- Nanja Nagorny-Koring
- Verlag
- transcript Verlag
- Ort
- Bielefeld
- Datum
- 2018
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-NC-ND 4.0
- ISBN
- 978-3-8394-4627-0
- Abmessungen
- 15.4 x 23.0 cm
- Seiten
- 324
- Kategorien
- Naturwissenschaften Umwelt und Klima
Inhaltsverzeichnis
- Danksagung 9
- Das Prinzip der Nachahmung 11
- Forschungslücke und Fragestellung 16
- Aufbau der Arbeit 21
- Kommunen im Klimawandel 25
- Problematisierung: Vom Phänomen zum Problem 27
- Klimawandel als Politikproblem 32
- Klimawandel als kommunales Aufgabenfeld 38
- Klimapolitik als Multi-Level-Governance-Problem 48
- Die Stadt als Ursache, Betroffene und Lösung für das Klimaproblem 54
- Klimawandel als ökonomisches Problem 61
- Klimawandel als Problem kommunaler Praxis 65
- Den guten Praktiken auf der Spur 71
- Begriffsgeschichte und Definition 73
- Kritik und Positionalität 78
- Best Practice-Forschung 82
- Projektdesign 90
- Die Kunst, den Klimawandel zu regieren 115
- Gouvernementalität 116
- Klima-Gouvernementalität 126
- Das Praxisregime „kommunaler Klimaschutz“ 132
- New Public Climate Management 141
- Politische Rationalitäten 142
- Klima\Wandel ist regierbar 145
- Politische Programme 162
- Die Regierungsrationalität des Klimaschutzmanagements (1): Vom Projekt zum Prinzip 172
- Die Regierungsrationalität des Klimaschutzmanagements (2): Das Rad nicht neu erfinden 179
- Implikationen einer besonderen Form des Klimaschutzes 186
- Best Climate Practices 189
- Rationalitäten und Technologien 191
- „Mit Ideen und Beispielen zum Erfolg“!? 194
- „Gebt uns gute Beispiele!“ 215
- Reflexion 227
- „Best Practice ist eine Geschichte“ 235
- Zur Performativität von Best Practices 239
- Zum transformativen Potenzial von Best Practices 249
- Fazit: „Klimaschutz leicht gemacht – von Erfolgsbeispielen lernen“? 260
- Literatur 275
- Anhang 315