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Rolf Geyling (1884-1952) - Architekt zwischen Kriegen und Kontinenten
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Mobilisierung und Krieg 044 sequent seine »Frau« – was für Rolf die teilnehmenden, die eigenen Gefühlsregungen aber niemals preisgebenden Beschreibungen offenkundig leichter macht. Allerdings er- weckt er auf diese Weise den Eindruck einer gewissen Distanziertheit gerade gegenüber jener Person, die ihm am nächsten stand – einer Distanziertheit, die er auf gewisse Wei- se während seines ganzen Lebens beibehielt und die seiner Frau, die dies als unüber- windbare »Verschlossenheit« deutete, auch viele Jahre später noch zu schaffen machte. Die Eintragungen in Rolfs Tagebuch werden im Folgenden teilweise in vollem Um- fang wiedergegeben, teilweise kursorisch zusammengefasst und durch Erläuterungen, die dem besseren Verständnis dienen, ergänzt. Einen Teil seiner Aufzeichnungen illust- riert Rolf selbst als Fotograf. Persönlich dokumentiert sind vor allem Szenen aus den je- weiligen Stellungen, die von seiner Truppe im Zuge des Kriegsverlaufes eingenommen wurden, sodass die Route der Truppenbewegungen parallel zu den im Feldtagebuch vorgenommenen Eintragungen auch bildlich nachvollziehbar wird. Erstaunlich ist, dass Rolf sogar Zeit fand, ein Fotoalbum mit detaillierten Beschriftungen anzulegen. Den Text seines Tagebuches lässt er mit dem vorläufigen Abschluss seiner Tätigkeit als Architekt und dem Abschied von seiner Frau beginnen: Vortage der Mobilisierung  ! Letzte Juliwoche 1914. – Ich arbeite in Bukarest an den Ausführungsplänen für das Tu- berkulosespital »Colentina« der Eforie Bucuresti. – Durch den Sarajevoer-Kronprinzen- mord ist die politische Stimmung sehr gespannt, durch die Forderungen Österreichs an Serbien, in Form eines Ultimatums verschärft sich die Lage bis zum Äußersten. Die For- derungen werden von Seiten Serbiens nicht erfüllt; nun ist eine militärische Aktion fast unvermeidlich. Ich laufe täglich zum Konsulat und arbeite fieberhaft, um meine Pläne so weit zu be- kommen, dass sie in meiner Abwesenheit ungeschadet ausgeführt werden können. Am 29. Juli 1914 sagt man mir am österreichischen Konsulat das 14. Korps, dem ich ange- höre, sei mobilisiert; somit muss ich binnen 24 Stunden abreisen. In den Nachmittags- stunden und in der Nacht arbeite ich mit einem zurückbleibenden Herrn in größter Hast alle nötigen Details so gut es in der kurzen Zeit möglich ist, durch. Gegen 2 Uhr nachts komme ich in meine Wohnung; meine Frau mit der Kleinen ist auf dem Lande (  Busteni, Strada Industrie 3  ). In zwei Stunden habe ich auch in der Wohnung meine letzten An- ordnungen getroffen, das wenige, Nötige gepackt, und nach einer Stunde Rast fahre ich auf den Bahnhof. Mein Schwiegervater, Ernst, Louis und Rudi geben mir den Abschied und auch den Trost, dass sie in meiner Abwesenheit statt meiner Sorge tragen werden. 11 Uhr vormittags komme ich in Busteni an, eine ganz sonderliche Stimmung hier wo ich sonst nur an belebten Sonntagen war, jetzt in einsamer Stille, wie schön wäre es erst nur
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Rolf Geyling (1884-1952) Architekt zwischen Kriegen und Kontinenten
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
Titel
Rolf Geyling (1884-1952)
Untertitel
Architekt zwischen Kriegen und Kontinenten
Autor
Inge Scheidl
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
Wien
Datum
2014
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY-NC-ND 3.0
ISBN
978-3-205-79585-8
Abmessungen
17.0 x 24.0 cm
Seiten
292
Schlagwörter
Architektur, Historismus, Jugendstil, Neue Sachlichkeit, Erster Weltkrieg, Ostfront, Kriegsgefangenschaft, Sibirien, China, Tianjin
Kategorie
Biographien

Inhaltsverzeichnis

  1. Revolte und Reife 8
  2. Eine KĂĽnstlerfamilie 9
  3. Zwischen Abenteuer und Architektur 15
  4. Mädy 35
  5. Mobilisierung und Krieg 41
  6. Der Weg an die Ostfront 41
  7. Die Schlacht von Lemberg 48
  8. »Durch Landesbewohner verraten« 59
  9. Die Sanoffensive 62
  10. Schlacht bei Krakau 65
  11. Kriegsalltag in der k. u. k. Armee 67
  12. Die »Angriffshast« der Infanterie 68
  13. Warten auf Befehle 70
  14. Bewegungskrieg in Nässe und Schlamm 74
  15. Schlacht bei Limanowa-Lapanow 78
  16. Die Schlacht von Tarnow-Gorlice 81
  17. Kriegsgefangenschaft 91
  18. Berichte zwischen Verklärung und Traumabewältigung 91
  19. »Kriegsordnung« und Kriegsgefangenenrealität 94
  20. Die Jahre in Sibirien 96
  21. Der Transport in die Lager 96
  22. Dauria 115
  23. ArchitekturentwĂĽrfe in der Gefangenschaft 139
  24. Zwischen den Fronten der »Weißen« und »Roten« Garde 149
  25. Antipicha – Perwaja-Rjetschka – Wladiwostok 159
  26. China 173
  27. Ankunft 173
  28. Dies ist ja eine Ăśbergangszeit 182
  29. Aufträge und Rückschläge 189
  30. Das architektonische Werk 199
  31. Städtebauliche Planungen 203
  32. Öffentliche Gebäude und Geschäftsbauten 204
  33. Villen 214
  34. Miethäuser 221
  35. Gesellschaftliches Leben gibt es hier genug 224
  36. Wir leben recht abgeschlossen fĂĽr uns 230
  37. Sehnsucht nach Ă–sterreich 238
  38. Ewige Ungewissheit 247
  39. Lao Gai Lin 257
  40. Epilog 265
  41. Literatur 269
  42. Bildnachweis 272
  43. Farbteil 273
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