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Rolf Geyling (1884-1952) - Architekt zwischen Kriegen und Kontinenten
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Mobilisierung und Krieg 046 Am 4. August, dem 1. Mobilisierungstag beginnt die Arbeit. Ich, normal dem Munitions- Park Kommando zugeteilt, übernehme die Aufstellung der Kolonnen 1 und 2 bis Lt. Ra- dinger eintrifft. Der ganze Munitionspark bestand zur Zeit aus dem Oberstleutnant Ba- nach (  !  ) und einem Rechnungsunteroffizier, alle anderen Offiziere und Mannschaft sind aus der Reserve, trotzdem geht die Arbeit munter fort. Tag für Tag werden neue Teile gefasst ausgerüstet und aufgestellt. Erst alle Monturen, Beschirrungen und Waffen ge- fasst und angepasst. Ersatz Mannschaft und Pferde treffen erst sehr spät ein, was die Arbeit erschwert. Nach wenigen Tagen mache ich schon mit meinen Pferden Fahrübungen; die meis- ten Pferde sind nicht gewohnt mit Sattel und 4 oder 6spännig zu gehen, trotzdem sind die meisten Pferde bald eingefahren, nur einige Pferde setzen sich beim Fahren nieder und werden geschleift. Beim Versuch ein solches Pferd hochzubringen komme ich unter dasselbe, mein rechter Fuß ist unter dem Leib des Pferdes, zum Glück aber durch mei- nen Säbel, der ganz abgebogen wird geschützt, ich verspüre zwar eine Veränderung im Fußgelenk kann aber wieder aufsitzen und die Fahrübung zu Ende machen. Erst mittags beim Absitzen heftige Schmerzen, gehen fast unmöglich; nachmittags und nachts un- ausgesetzte Umschläge bringen es so weit, dass ich nächsten Morgen fest bandagiert wieder zu Pferd sitzen kann. Der Fuß bleibt noch lange steif und geschwollen, erst nach drei Wochen verlieren sich die letzten Merkmale. Die Munition wird an vorgeschriebenen Tag gefasst und nun folgen täglich Fahrübungen mit den beladenen Kolonnen, manche in sehr schwierigen Gelände; erstaunlich rasch gewöhnt sich Alles und funktioniert dieser ganz neu aufgestellte Körper. Die Arbeit verläuft gut nur das Färben der Schimmel unter- bleibt teilweise, da nicht genügend übermangansaures Kali8 aufzutreiben ist. Ich erhielt zwei Telefonpatrouillen zur Ausbildung und legte die Leitungen von Vill – Auer – Mon- tan. Später [  als  ] Verladeoffizier für den Divisionsstab und den ganzen Munitions-Park verbringe ich 2 Tage und 1 Nacht unausgesetzt auf der Verladerampe Pranzoll [  = Bran- zoll  ]; durch die Sonnenglut und Anstrengung packt mich am 2. Tag eine Kolik, die aber mit der Abreise ihr Ende hat. Ich fahre mit dem letzten Zug am 19. August 9 Uhr Vormittag ab. 21. August 6 Uhr abends in Wien – Hütteldorf-Hacking. Der Zug läuft über 2 Wiener Bahnhöfe zum Ost- bahnhof; ich benütze diese Zeit für mich: Mutter und Greta sowie Herr Todt [  ein befreun- deter Priester  ] erwarten mich in Hütteldorf, wir fahren in die Stadt, besorge Einiges, dann Nachtmahlen wir zusammen in meiner alt gewohnten Wohnung VI. Amerlingstr. 7. Um 9 Uhr muss ich Abschied von meiner Mutter nehmen, Greta begleitet mich noch auf die 8 Mit Übermangansaurem Kali oder Kaliumpermanganat wurden Schimmel zur Tarnung braun gefärbt.
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Rolf Geyling (1884-1952) Architekt zwischen Kriegen und Kontinenten
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
Titel
Rolf Geyling (1884-1952)
Untertitel
Architekt zwischen Kriegen und Kontinenten
Autor
Inge Scheidl
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
Wien
Datum
2014
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY-NC-ND 3.0
ISBN
978-3-205-79585-8
Abmessungen
17.0 x 24.0 cm
Seiten
292
Schlagwörter
Architektur, Historismus, Jugendstil, Neue Sachlichkeit, Erster Weltkrieg, Ostfront, Kriegsgefangenschaft, Sibirien, China, Tianjin
Kategorie
Biographien

Inhaltsverzeichnis

  1. Revolte und Reife 8
  2. Eine KĂĽnstlerfamilie 9
  3. Zwischen Abenteuer und Architektur 15
  4. Mädy 35
  5. Mobilisierung und Krieg 41
  6. Der Weg an die Ostfront 41
  7. Die Schlacht von Lemberg 48
  8. »Durch Landesbewohner verraten« 59
  9. Die Sanoffensive 62
  10. Schlacht bei Krakau 65
  11. Kriegsalltag in der k. u. k. Armee 67
  12. Die »Angriffshast« der Infanterie 68
  13. Warten auf Befehle 70
  14. Bewegungskrieg in Nässe und Schlamm 74
  15. Schlacht bei Limanowa-Lapanow 78
  16. Die Schlacht von Tarnow-Gorlice 81
  17. Kriegsgefangenschaft 91
  18. Berichte zwischen Verklärung und Traumabewältigung 91
  19. »Kriegsordnung« und Kriegsgefangenenrealität 94
  20. Die Jahre in Sibirien 96
  21. Der Transport in die Lager 96
  22. Dauria 115
  23. ArchitekturentwĂĽrfe in der Gefangenschaft 139
  24. Zwischen den Fronten der »Weißen« und »Roten« Garde 149
  25. Antipicha – Perwaja-Rjetschka – Wladiwostok 159
  26. China 173
  27. Ankunft 173
  28. Dies ist ja eine Ăśbergangszeit 182
  29. Aufträge und Rückschläge 189
  30. Das architektonische Werk 199
  31. Städtebauliche Planungen 203
  32. Öffentliche Gebäude und Geschäftsbauten 204
  33. Villen 214
  34. Miethäuser 221
  35. Gesellschaftliches Leben gibt es hier genug 224
  36. Wir leben recht abgeschlossen fĂĽr uns 230
  37. Sehnsucht nach Ă–sterreich 238
  38. Ewige Ungewissheit 247
  39. Lao Gai Lin 257
  40. Epilog 265
  41. Literatur 269
  42. Bildnachweis 272
  43. Farbteil 273
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Rolf Geyling (1884-1952)