Seite - 47 - in Rolf Geyling (1884-1952) - Architekt zwischen Kriegen und Kontinenten
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Der Weg an die Ostfront 047
Bahn. Um 10 Uhr fahren wir ab, nun sehe ich keine verwandte Seele mehr. Remi soll auch
nach Galizien abgegangen sein ( ? ), ob und wann ich ihn aber sehen kann ist zweifelhaft.
Am 24. August langte Rolfs Einheit in Sambir in Galizien an, einem Ort südwestlich von
Lemberg in der heutigen Ukraine, von wo aus der Feldzug – die Mannschaft zu Fuß, der
Stab zu Pferd – erfolgte. ( Farbabb. 11 ) Rolf war Kommandant der Schweren Haubitz-
division Nr. 14 ( SHD 14 ), die aus zwei Batterien bestand und der »Kolonne Homberg«,
einem Verband der 3. Infanterie Truppen Division ( 3. ITD ), zugeteilt war. Die Haubit-
zen-Einheiten sollten später vor allem im Stellungskrieg eine wichtige Rolle spielen, da
Haubitzen Artilleriegeschütze mit kürzeren Rohren als die der Kanonen sind, wodurch
eine stärkere Rohrerhöhung möglich wird. Mittels des Bogenschusses können somit grö-
ßere Reichweiten erzielt werden, was nicht zuletzt den Vorteil hat, dass über die eigene
Infanterie hinweg geschossen werden kann. Kanonen hingegen wurden für näher gele-
gene Ziele eingesetzt. (Abb.26)
Zur Kolonne Homberg gehörte unter anderem auch das Infanterieregiment »Erzherzog
Rainer Nr. 59«, eines der traditionsreichsten Regimenter der Monarchie. Die Zusammen-
stellung der Kolonne änderte sich im Laufe der folgenden Monate allerdings mehrmals,
was nicht nur auf den heutigen Leser verwirrend wirkt, sondern zum Teil auch bei Rolf
selbst Irritation auslöste.
Bereits am 26. August wurde Rolf zum Divisions-Adjutanten ernannt und hatte somit
den Kommandanten bei allen Führungsaufgaben zu unterstützen. Er war für das Über-
bringen von Meldungen und Befehlen, das Einholen von Anordnungen – den sogenann-
26 Haubitze, Skizze von
Rolf um 1907 angefertigt
Rolf Geyling (1884-1952)
Architekt zwischen Kriegen und Kontinenten
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
- Titel
- Rolf Geyling (1884-1952)
- Untertitel
- Architekt zwischen Kriegen und Kontinenten
- Autor
- Inge Scheidl
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2014
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-NC-ND 3.0
- ISBN
- 978-3-205-79585-8
- Abmessungen
- 17.0 x 24.0 cm
- Seiten
- 292
- Schlagwörter
- Architektur, Historismus, Jugendstil, Neue Sachlichkeit, Erster Weltkrieg, Ostfront, Kriegsgefangenschaft, Sibirien, China, Tianjin
- Kategorie
- Biographien
Inhaltsverzeichnis
- Revolte und Reife 8
- Eine Künstlerfamilie 9
- Zwischen Abenteuer und Architektur 15
- Mädy 35
- Mobilisierung und Krieg 41
- Der Weg an die Ostfront 41
- Die Schlacht von Lemberg 48
- »Durch Landesbewohner verraten« 59
- Die Sanoffensive 62
- Schlacht bei Krakau 65
- Kriegsalltag in der k. u. k. Armee 67
- Die »Angriffshast« der Infanterie 68
- Warten auf Befehle 70
- Bewegungskrieg in Nässe und Schlamm 74
- Schlacht bei Limanowa-Lapanow 78
- Die Schlacht von Tarnow-Gorlice 81
- Kriegsgefangenschaft 91
- Berichte zwischen Verklärung und Traumabewältigung 91
- »Kriegsordnung« und Kriegsgefangenenrealität 94
- Die Jahre in Sibirien 96
- Der Transport in die Lager 96
- Dauria 115
- Architekturentwürfe in der Gefangenschaft 139
- Zwischen den Fronten der »Weißen« und »Roten« Garde 149
- Antipicha – Perwaja-Rjetschka – Wladiwostok 159
- China 173
- Ankunft 173
- Dies ist ja eine Übergangszeit 182
- Aufträge und Rückschläge 189
- Das architektonische Werk 199
- Städtebauliche Planungen 203
- Öffentliche Gebäude und Geschäftsbauten 204
- Villen 214
- Miethäuser 221
- Gesellschaftliches Leben gibt es hier genug 224
- Wir leben recht abgeschlossen für uns 230
- Sehnsucht nach Österreich 238
- Ewige Ungewissheit 247
- Lao Gai Lin 257
- Epilog 265
- Literatur 269
- Bildnachweis 272
- Farbteil 273