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Mobilisierung und Krieg 056
ze nach SĂĽden, bis Zabsze. Regen, kotig,
schwieriger Marsch. – In den Öfen fan-
den wir Eingesottenes und Speck, letz-
terer begleitete mich ca. 14 Tage  !
Als nächstes Ziel wurde für Rolfs Einheit
zunächst wieder Belz angegeben. Da sich
in diesem Ort jedoch bereits feindliche
Truppen befanden, wurde die Marsch-
route nach SĂĽdwesten verlegt. Bei Rzy-
czki nahm Rolfs Division sodann um den
9. September an einer entscheidenden
Schlacht teil, die mit dem Sieg der za-
ristischen Armee endete. Dieser Kampf
wird in der Literatur als die »Schlacht bei
Rawa Ruski« bezeichnet, einem Ort in
der Nähe von Rzyczki rund 50 Kilome-
ter nördlich von Lemberg, wo das ös-
terreichisch-ungarische Heer den letz-
ten Versuch unternahm, das von den
feindlichen Truppen schon eingenom-
mene Lemberg zurĂĽckzuerobern.
In den Tagen zwischen dem 6. und 11. September handeln Rolfs Tagebucheintragun-
gen vor allem von den ständigen Stellungswechseln, die seine Division rund um Rzy-
czki durchzuführen hatte, von immer wieder geänderten Einteilungen in Kolonnen und
Gruppen und sich ĂĽberstĂĽrzenden, zum Teil widersprĂĽchlichen oder nicht durchfĂĽhrba-
ren Befehlen, aber auch von heftigem Feuerwechsel mit dem Gegner. Am 7. September
beschreibt Rolf die immer tumultartigeren Vorgänge an der Front wie folgt:
11h 15’ v.m. [  …  ] Stellungwechsel angeordnet [  … 
] wurde nicht durchgefĂĽhrt, da feindl. Ein-
wirkung auf die S. H. zu groß gewesen wäre.
12h 45’ n.m. der frühere Stellungswechsel neuerlich absolut angeordnet.
12h 50’ n.m. Stellungswechsel begonnen
1h 45’ n.m. Befehl [  …  ] ganze Artillerie soweit als möglich [  …  ] vor. Für S. H.14 nicht mehr
durchfĂĽhrbar, verbleibt in der Stellung. Feindliche Infanterie wird bereits auf der Kamm-
linie sichtbar. FeuerĂĽberfall durch gesamte Artillerie. S. H.14 Batterie 1 gibt 2 Lagen Ekra-
sit-Granaten über die Höhe ab. Scheinbar kolosale Wirkung. Vom Feind nichts mehr zu
33 Offiziere der S. H. 14 in Erwartung
des BugĂĽbergangs
Rolf Geyling (1884-1952)
Architekt zwischen Kriegen und Kontinenten
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
- Titel
- Rolf Geyling (1884-1952)
- Untertitel
- Architekt zwischen Kriegen und Kontinenten
- Autor
- Inge Scheidl
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2014
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-NC-ND 3.0
- ISBN
- 978-3-205-79585-8
- Abmessungen
- 17.0 x 24.0 cm
- Seiten
- 292
- Schlagwörter
- Architektur, Historismus, Jugendstil, Neue Sachlichkeit, Erster Weltkrieg, Ostfront, Kriegsgefangenschaft, Sibirien, China, Tianjin
- Kategorie
- Biographien
Inhaltsverzeichnis
- Revolte und Reife 8
- Eine KĂĽnstlerfamilie 9
- Zwischen Abenteuer und Architektur 15
- Mädy 35
- Mobilisierung und Krieg 41
- Der Weg an die Ostfront 41
- Die Schlacht von Lemberg 48
- »Durch Landesbewohner verraten« 59
- Die Sanoffensive 62
- Schlacht bei Krakau 65
- Kriegsalltag in der k. u. k. Armee 67
- Die »Angriffshast« der Infanterie 68
- Warten auf Befehle 70
- Bewegungskrieg in Nässe und Schlamm 74
- Schlacht bei Limanowa-Lapanow 78
- Die Schlacht von Tarnow-Gorlice 81
- Kriegsgefangenschaft 91
- Berichte zwischen Verklärung und Traumabewältigung 91
- »Kriegsordnung« und Kriegsgefangenenrealität 94
- Die Jahre in Sibirien 96
- Der Transport in die Lager 96
- Dauria 115
- ArchitekturentwĂĽrfe in der Gefangenschaft 139
- Zwischen den Fronten der »Weißen« und »Roten« Garde 149
- Antipicha – Perwaja-Rjetschka – Wladiwostok 159
- China 173
- Ankunft 173
- Dies ist ja eine Ăśbergangszeit 182
- Aufträge und Rückschläge 189
- Das architektonische Werk 199
- Städtebauliche Planungen 203
- Öffentliche Gebäude und Geschäftsbauten 204
- Villen 214
- Miethäuser 221
- Gesellschaftliches Leben gibt es hier genug 224
- Wir leben recht abgeschlossen fĂĽr uns 230
- Sehnsucht nach Ă–sterreich 238
- Ewige Ungewissheit 247
- Lao Gai Lin 257
- Epilog 265
- Literatur 269
- Bildnachweis 272
- Farbteil 273