Seite - 64 - in Rolf Geyling (1884-1952) - Architekt zwischen Kriegen und Kontinenten
Bild der Seite - 64 -
Text der Seite - 64 -
Mobilisierung und Krieg 064
In gleicher Weise scheiterten alle weiteren Versuche des XIV. Korps, den bei Rzuchow
überschifften schwachen Kräften Verstärkungen zu bringen. Am Abend des 15. Ok-
tober behaupteten sich diese tapferen Bataillone noch immer am Ostufer, doch war
ihre Lage verzweifelt. Vom Kreuzfeuer überschüttet, lagen die völlig erschöpften Leute,
von den Fluten des San und einem mit Hochwasser angefüllten Seitenarm umschlos-
sen, hungernd und frierend bis an den Hüften im schwappenden Sumpfboden.« (
S. 428
)
Rolfs Einheit bewegte sich in weiterer Folge in einem Bogen nach Norden, wo die
Truppen wiederum auf den San stießen. Am 22. Oktober wurden in der Nähe von Nis-
ko wieder Stellungen bezogen und eine Brücke und mehrere Orte auf der anderen Sei-
te des San unter Beschuss genommen. Die Aufklärung meldet beim Feind laut Rolfs Ta-
gebuch »heillose Verwirrung«.
Am 24. Oktober wurde Rolfs Einheit einige Kilometer weiter nördlich nach Plawo, heute
ein Stadtteil von Stalowa Wola, verlegt, um dort eine andere Division abzulösen. Trotz des
nur wenige Tage zuvor durchlebten desaströsen Vorstoßversuchs bei Rzuchow konstatiert
Rolf wiederum völlig nüchtern: »Die eigene und feindl. Infanterie liegen sich durch den
San getrennt nahe gegenüber, beide sehr gut eingegraben. Sonst nichts bemerkbar, auch
keine feindl. Artillerie [
…
] Die Mannschaften der Batterien bauen sich am folgenden Tag
sehr gute Unterstände und nächtigen
darin; für Pferde Laubdächer; einzelne
Offiziers-Pferde in Häusern von Plawo,
desgl. Div. Stab und Offiz.« (Abb. 39)
In den folgenden Tagen gelingt es
den feindlichen Truppen immer wieder,
an verschiedenen Stellen über den San
zu dringen. Es entspinnt sich ein meh-
rere Tage dauernder Kampf. Rolf betont
allerdings mehrmals, dass mit Muniti-
on gespart werden musste, da sich der
Nachschub sehr schwierig gestaltete.
Je nach Bericht der Aufklärung wurden
die Stellungen der einzelnen Kampfein-
heiten mehrmals im kleineren Umkreis
verlegt.
Obwohl Rolf in seinem Feldtage-
buch immer wieder von der »sehr gu-
ten Wirkung« der Angriffe berichtete,
wurde am 29. Oktober die Division für 39 Ein für die Offiziere errichtetes
Blockhaus südlich von Plawo
Rolf Geyling (1884-1952)
Architekt zwischen Kriegen und Kontinenten
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
- Titel
- Rolf Geyling (1884-1952)
- Untertitel
- Architekt zwischen Kriegen und Kontinenten
- Autor
- Inge Scheidl
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2014
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-NC-ND 3.0
- ISBN
- 978-3-205-79585-8
- Abmessungen
- 17.0 x 24.0 cm
- Seiten
- 292
- Schlagwörter
- Architektur, Historismus, Jugendstil, Neue Sachlichkeit, Erster Weltkrieg, Ostfront, Kriegsgefangenschaft, Sibirien, China, Tianjin
- Kategorie
- Biographien
Inhaltsverzeichnis
- Revolte und Reife 8
- Eine Künstlerfamilie 9
- Zwischen Abenteuer und Architektur 15
- Mädy 35
- Mobilisierung und Krieg 41
- Der Weg an die Ostfront 41
- Die Schlacht von Lemberg 48
- »Durch Landesbewohner verraten« 59
- Die Sanoffensive 62
- Schlacht bei Krakau 65
- Kriegsalltag in der k. u. k. Armee 67
- Die »Angriffshast« der Infanterie 68
- Warten auf Befehle 70
- Bewegungskrieg in Nässe und Schlamm 74
- Schlacht bei Limanowa-Lapanow 78
- Die Schlacht von Tarnow-Gorlice 81
- Kriegsgefangenschaft 91
- Berichte zwischen Verklärung und Traumabewältigung 91
- »Kriegsordnung« und Kriegsgefangenenrealität 94
- Die Jahre in Sibirien 96
- Der Transport in die Lager 96
- Dauria 115
- Architekturentwürfe in der Gefangenschaft 139
- Zwischen den Fronten der »Weißen« und »Roten« Garde 149
- Antipicha – Perwaja-Rjetschka – Wladiwostok 159
- China 173
- Ankunft 173
- Dies ist ja eine Übergangszeit 182
- Aufträge und Rückschläge 189
- Das architektonische Werk 199
- Städtebauliche Planungen 203
- Öffentliche Gebäude und Geschäftsbauten 204
- Villen 214
- Miethäuser 221
- Gesellschaftliches Leben gibt es hier genug 224
- Wir leben recht abgeschlossen für uns 230
- Sehnsucht nach Österreich 238
- Ewige Ungewissheit 247
- Lao Gai Lin 257
- Epilog 265
- Literatur 269
- Bildnachweis 272
- Farbteil 273