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Rolf Geyling (1884-1952) - Architekt zwischen Kriegen und Kontinenten
Seite - 69 -
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Seite - 69 - in Rolf Geyling (1884-1952) - Architekt zwischen Kriegen und Kontinenten

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Kriegsalltag in der k. u. k. Armee 069 merkt: Am 3. September schreibt er etwa, dass er nach einem neunstündigen (  !  ) Marsch erfahren habe, dass der Zweck dieses Marsches, nämlich das jenseitige Bugufer zu be- setzen, bereits von der Infanterie vorweggenommen worden war. Auch im Zuge der Sanoffensive scheiterte ein effizientes Eingreifen von Rolfs Ein- heit in die Kampfhandlungen an der »Angriffshast« der Infanterie. Rolfs Division hatte den Befehl erhalten, die Überschiffung des San vorzubereiten. Am 14. Oktober berich- tete er, dass die Infanterie jedoch »schon in der Nacht, vorzeitig, die Überschiffung for- zieren« wollte. Daher wurde Befehl gegeben, das Feuer, das eigentlich der Vorbereitung des Infanterieangriffs hätte dienen sollen, nicht zu eröffnen. Erst als traurige Gewissheit herrschte, dass die Aktion der Infanterie misslungen war, wurde dieser Befehl wieder zu- rückgenommen und die Artillerie plangemäß eingesetzt – nun allerdings vor dem Hin- tergrund, dass die Infanterie bereits empfindlich geschwächt worden war. Ein weiteres Beispiel des unkoordinierten Vorgehens lieferte die Infanterie auch am 3. November, wobei in Rolfs Tagebucheintragung dieses Tages besonders deutlich zum Ausdruck kommt, mit welchen Mühen die Vorbereitung gefechtsmäßiger Stellungen ver- bunden war. Einmal mehr zeigt sich dabei Rolfs Hang zur sachlichen Berichterstattung, denn wie ärgerlich es für Mannschaft und Offiziere gewesen sein muss, wenn sich her- ausstellte, dass die mühsame Errichtung von Artilleriestellungen durch die eigene Infan- terie zwecklos gemacht wurde, lässt sich nur zwischen den Zeilen lesen: In Machow, in der Nähe von Tarnobrzeg, wurde eine gefechtsmäßige Stellung eingerichtet. »Um 11 Uhr vormittags fährt die Division in die Stellung ein; Bedienung baut vorzügliche Deckungen und Unterstände mit Benützung der gefällten Baumstämme im umliegenden Wald. Mit Hilfe einer Infanterieabteilung wird der Abfahrtsweg gut hergerichtet. Alle Pferde ein- quartiert.« Mittags langt eine Infanterieabteilung ein, die sich – offensichtlich ohne Ab- sprache – am Waldrand eingräbt. »Dadurch kommt die Infanterie nur etwa 300x [  Schrit- te  ?  ] vor der Batterie zu liegen und erscheint daher die Stellung der Division unhaltbar.« Am nächsten Tag erfolgte demzufolge der Stellungswechsel nach Süden. »Die neue Stel- lung [  …  ] wird wieder ausgebaut und der Weg hergerichtet.« Umso frustrierender muss es gewesen sein, als bereits am Abend erneut Befehl zum sofortigen Abmarsch in süd- westliche Richtung einlangt. »Batterien werden aus den Stellungen gezogen [  …  ] Nacht- marsch bei kaltem Wetter.« Auch am 16. November berichtet Rolf von einer ähnlichen Situation: »Befehl [  …  ] Stel- lung beziehen Front gegen Czulice [  …  ] Eigene Infanterie sieht man jedoch gegen Czu- lice, wohin hätte gewirkt werden sollen, vorgehen.« Daraufhin wurde der Weitermarsch befohlen. Auch über die paradoxe Situation, dass die Infanterie aus mangelnder Absprache nicht von der Artillerie unterstützt, sondern vielmehr gefährdet wurde, berichtet Rolf. So
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Rolf Geyling (1884-1952) Architekt zwischen Kriegen und Kontinenten
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
Titel
Rolf Geyling (1884-1952)
Untertitel
Architekt zwischen Kriegen und Kontinenten
Autor
Inge Scheidl
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
Wien
Datum
2014
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY-NC-ND 3.0
ISBN
978-3-205-79585-8
Abmessungen
17.0 x 24.0 cm
Seiten
292
Schlagwörter
Architektur, Historismus, Jugendstil, Neue Sachlichkeit, Erster Weltkrieg, Ostfront, Kriegsgefangenschaft, Sibirien, China, Tianjin
Kategorie
Biographien

Inhaltsverzeichnis

  1. Revolte und Reife 8
  2. Eine KĂĽnstlerfamilie 9
  3. Zwischen Abenteuer und Architektur 15
  4. Mädy 35
  5. Mobilisierung und Krieg 41
  6. Der Weg an die Ostfront 41
  7. Die Schlacht von Lemberg 48
  8. »Durch Landesbewohner verraten« 59
  9. Die Sanoffensive 62
  10. Schlacht bei Krakau 65
  11. Kriegsalltag in der k. u. k. Armee 67
  12. Die »Angriffshast« der Infanterie 68
  13. Warten auf Befehle 70
  14. Bewegungskrieg in Nässe und Schlamm 74
  15. Schlacht bei Limanowa-Lapanow 78
  16. Die Schlacht von Tarnow-Gorlice 81
  17. Kriegsgefangenschaft 91
  18. Berichte zwischen Verklärung und Traumabewältigung 91
  19. »Kriegsordnung« und Kriegsgefangenenrealität 94
  20. Die Jahre in Sibirien 96
  21. Der Transport in die Lager 96
  22. Dauria 115
  23. ArchitekturentwĂĽrfe in der Gefangenschaft 139
  24. Zwischen den Fronten der »Weißen« und »Roten« Garde 149
  25. Antipicha – Perwaja-Rjetschka – Wladiwostok 159
  26. China 173
  27. Ankunft 173
  28. Dies ist ja eine Ăśbergangszeit 182
  29. Aufträge und Rückschläge 189
  30. Das architektonische Werk 199
  31. Städtebauliche Planungen 203
  32. Öffentliche Gebäude und Geschäftsbauten 204
  33. Villen 214
  34. Miethäuser 221
  35. Gesellschaftliches Leben gibt es hier genug 224
  36. Wir leben recht abgeschlossen fĂĽr uns 230
  37. Sehnsucht nach Ă–sterreich 238
  38. Ewige Ungewissheit 247
  39. Lao Gai Lin 257
  40. Epilog 265
  41. Literatur 269
  42. Bildnachweis 272
  43. Farbteil 273
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Rolf Geyling (1884-1952)