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Kriegsalltag in der k. u. k. Armee 073
versucht, um liegengebliebene Munition einzufahren. Unmöglich aufzubringen. Ein Ge-
schütz stürzte in Straßengraben ab musste gleichfalls zurückgelassen werden.«
Auch in den nächsten Tagen gestaltete sich der Weitermarsch äußerst schwierig. Die
Straßen waren durch die Trains durchwegs »vollständig verstopft«, und häufig konnte die
Division erst nach stundenlangem Warten vorankommen, sodass auch die – nun doch
aufgetriebenen – »4 Wagen, welche die liegen gebliebene Munition der Division einho-
len sollten, nicht weiterkönnen. Munition muß daher als verloren betrachtet werden, da
Alles mögliche versucht worden war«.
Darüber hinaus langten häufig unklare Befehle ein, wie etwa am 13. September, als
völlig unerwartet ein Artillerieangriff angeordnet wird: »[
… ] Division erhält Befehl [ … ]
zu schießen, wohin nicht bekannt. Es wird ein Stellungswechsel vollzogen [
… ] Befehl zur
Feueröffnung. Div. kommt wegen eintretender Finsternis nicht zum schießen auch ist die
Orientierung über die eigene Situation sehr mangelhaft«. Ähnliche Unklarheit herrsch-
te offenbar am 30. November, wo es in Rolfs Tagebuch heißt: »Weitermarsch ohne End-
ziel zu wissen.«
Bereits am 8. November war die Di-
vision am Marsch Richtung Krakau in
Otfinow angelangt, wo sie zwei Brücken
über den Dunajec vorfand: eine Not-
und eine Behelfsbrücke. (Abb. 44) Aller-
dings waren die Brücken unbewacht, so-
dass keine Auskunft über den Zustand
der Brücken eingeholt werden konnte,
und so wurde beschlossen, die Notbrü-
cke zu benützen. Rolf schildert die dar-
aus entstandene Situation wie folgt:
Es ist 8h 30’ n.m. geworden. Requisi-
ten-Wagen und Gerätewagen kom-
men gut über die Notbrücke. 1. Ge-
schütz bricht jedoch knapp vor dem
jenseitigen Ufer durch die Brückende-
cke. Mit vieler Mühe wird es herausge-
bracht und der andere Teil der Division
über die Behelfsbrücke geführt; trägt sehr gut. Vorher [ hat ] Div. Kommando den Unfall
beim 3. I. T. D. K. gemeldet. Nach längerer, schärferer Debatte ( Generalstabchef ) ver-
bot das Kommando den Übergang über die Behelfsbrücke und gab Befehl, Notbrücke
44 Kriegsbrücken über den Dunajec
Rolf Geyling (1884-1952)
Architekt zwischen Kriegen und Kontinenten
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
- Titel
- Rolf Geyling (1884-1952)
- Untertitel
- Architekt zwischen Kriegen und Kontinenten
- Autor
- Inge Scheidl
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2014
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-NC-ND 3.0
- ISBN
- 978-3-205-79585-8
- Abmessungen
- 17.0 x 24.0 cm
- Seiten
- 292
- Schlagwörter
- Architektur, Historismus, Jugendstil, Neue Sachlichkeit, Erster Weltkrieg, Ostfront, Kriegsgefangenschaft, Sibirien, China, Tianjin
- Kategorie
- Biographien
Inhaltsverzeichnis
- Revolte und Reife 8
- Eine Künstlerfamilie 9
- Zwischen Abenteuer und Architektur 15
- Mädy 35
- Mobilisierung und Krieg 41
- Der Weg an die Ostfront 41
- Die Schlacht von Lemberg 48
- »Durch Landesbewohner verraten« 59
- Die Sanoffensive 62
- Schlacht bei Krakau 65
- Kriegsalltag in der k. u. k. Armee 67
- Die »Angriffshast« der Infanterie 68
- Warten auf Befehle 70
- Bewegungskrieg in Nässe und Schlamm 74
- Schlacht bei Limanowa-Lapanow 78
- Die Schlacht von Tarnow-Gorlice 81
- Kriegsgefangenschaft 91
- Berichte zwischen Verklärung und Traumabewältigung 91
- »Kriegsordnung« und Kriegsgefangenenrealität 94
- Die Jahre in Sibirien 96
- Der Transport in die Lager 96
- Dauria 115
- Architekturentwürfe in der Gefangenschaft 139
- Zwischen den Fronten der »Weißen« und »Roten« Garde 149
- Antipicha – Perwaja-Rjetschka – Wladiwostok 159
- China 173
- Ankunft 173
- Dies ist ja eine Übergangszeit 182
- Aufträge und Rückschläge 189
- Das architektonische Werk 199
- Städtebauliche Planungen 203
- Öffentliche Gebäude und Geschäftsbauten 204
- Villen 214
- Miethäuser 221
- Gesellschaftliches Leben gibt es hier genug 224
- Wir leben recht abgeschlossen für uns 230
- Sehnsucht nach Österreich 238
- Ewige Ungewissheit 247
- Lao Gai Lin 257
- Epilog 265
- Literatur 269
- Bildnachweis 272
- Farbteil 273