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Kriegsalltag in der k. u. k. Armee 077
und brachen zusammen, und können
wegen Erschöpfung der Pferde erst am
nächsten Tag eingebracht werden.«
Auf dem Marsch zum San schreibt
Rolf am 19. bzw. 20. Oktober: »Weg sehr
schlecht. Kotig, tief, Löcher etc. [ 
… 
] Ge-
schütze 10spännig, Wagen 6spännig [ 
… 
]
Ein GeschĂĽtz der Batt. 1 in eine Sumpf-
stelle geraten.« (Abb. 47) Die schwieri-
gen Verhältnisse verschärften sich durch
die schlechte Verpflegung; das Futter fĂĽr
die Pferde war ausgegangen, »Ersatz un-
möglich«.
Dementsprechend oft verspäteten
sich die Munitions- und Verpflegungs-
wagen um viele Stunden, obwohl bis
zu 27 Paar Zugochsen oder auch zu-
sätzliche Pferde für die Überwindung
der schwierigen Wegstrecken zur Ver-
fĂĽgung gestellt wurden, wie Rolf am
7. November, am Rückzug von den Kampfhandlungen am San, berichtet: »Der Weg
war durchwegs schmal und grundlos. Scheint gar nicht rekognosziert, sondern einfach
der Division zugewiesen worden sein. GroĂźe Leistung fĂĽr Mann und Pferd. Wenn nicht
so viele neue Pferde eingespannt gewesen, wäre dieser Weg unmöglich gewesen.« Zwei
Tage später berichtet Rolf vom Einsatz der neu zugeteilten Zugochsen: »Die 27 P. Zug-
ochsen hauptsächlich in Munitionswagen beim Munitionspark und bei den Staffeln der
Batterien in Verwendung. Dadurch ist es möglich, die Geschütze 8spännig, die übrigen
Munitions-Wagen 6spännig gehen zu lassen; Ochsenwagen jedoch sehr langsam; durch-
schnittlich 3–4 Stunden zu spät; so auch diesmal: Verpflegungswagen nur zur Hälfte ein-
gerückt [  …  ] Schlachtvieh [  …  ] gar nicht eingerückt.«
Zumindest ansatzweise kritisch, vor allem aber resignativ klingt der Unterton, der in
Rolfs Tagebuch anlässlich der wiederholten Stellungswechsel bei Rzuchow mitschwingt:
»Bemerkenswert, dass Batterie 13 mal die Stellung wegen Frontwechsels ändern muss-
te«, stellt Rolf am 13. Oktober fest – »sehr anstrengend für Mannschaft.«
47 Ein GeschĂĽtz wird aus dem Morast gezogen
Rolf Geyling (1884-1952)
Architekt zwischen Kriegen und Kontinenten
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
- Titel
- Rolf Geyling (1884-1952)
- Untertitel
- Architekt zwischen Kriegen und Kontinenten
- Autor
- Inge Scheidl
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2014
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-NC-ND 3.0
- ISBN
- 978-3-205-79585-8
- Abmessungen
- 17.0 x 24.0 cm
- Seiten
- 292
- Schlagwörter
- Architektur, Historismus, Jugendstil, Neue Sachlichkeit, Erster Weltkrieg, Ostfront, Kriegsgefangenschaft, Sibirien, China, Tianjin
- Kategorie
- Biographien
Inhaltsverzeichnis
- Revolte und Reife 8
- Eine KĂĽnstlerfamilie 9
- Zwischen Abenteuer und Architektur 15
- Mädy 35
- Mobilisierung und Krieg 41
- Der Weg an die Ostfront 41
- Die Schlacht von Lemberg 48
- »Durch Landesbewohner verraten« 59
- Die Sanoffensive 62
- Schlacht bei Krakau 65
- Kriegsalltag in der k. u. k. Armee 67
- Die »Angriffshast« der Infanterie 68
- Warten auf Befehle 70
- Bewegungskrieg in Nässe und Schlamm 74
- Schlacht bei Limanowa-Lapanow 78
- Die Schlacht von Tarnow-Gorlice 81
- Kriegsgefangenschaft 91
- Berichte zwischen Verklärung und Traumabewältigung 91
- »Kriegsordnung« und Kriegsgefangenenrealität 94
- Die Jahre in Sibirien 96
- Der Transport in die Lager 96
- Dauria 115
- ArchitekturentwĂĽrfe in der Gefangenschaft 139
- Zwischen den Fronten der »Weißen« und »Roten« Garde 149
- Antipicha – Perwaja-Rjetschka – Wladiwostok 159
- China 173
- Ankunft 173
- Dies ist ja eine Ăśbergangszeit 182
- Aufträge und Rückschläge 189
- Das architektonische Werk 199
- Städtebauliche Planungen 203
- Öffentliche Gebäude und Geschäftsbauten 204
- Villen 214
- Miethäuser 221
- Gesellschaftliches Leben gibt es hier genug 224
- Wir leben recht abgeschlossen fĂĽr uns 230
- Sehnsucht nach Ă–sterreich 238
- Ewige Ungewissheit 247
- Lao Gai Lin 257
- Epilog 265
- Literatur 269
- Bildnachweis 272
- Farbteil 273