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Die Schlacht von Tarnow-Gorlice 085
4., 5. Mai Vorrückung des Bataillons vormittags als Reserve. Durch Wälder, über Russen-
stellungen mit schauerlichen Leichen und Leichenteilen (
30er Mörser
!
) längs eines Baches
zu den ersten Häusern von Plessna. [
…
] Später Befehl: weitere Vorrückung über die Biala
erst bei Nacht. Patrouillen in den Ort, einige Russen gefangen. Russ. Artillerie schießt
noch hinter uns in die Wälder ( Angstschießen ! ). Wir schlafen einige Stunden in einem
Haus, bis gegen Mitternacht. Aufbruch durch den Ort, Fahrküchen (
Rasche Menage und
Fassung
). Unbemerktes Vorgehen durch Ort, über Eisenbahndamm, zur Biala. (
Steg über
Wagen
) Am Steg angeschossen, Abteilung zerbricht
! Aber russische Stellung von unse-
ren Jägern schon gestürmt. Viele Gefangene. Tagesmarsch erste Stellung, gegen links, russ.
Deckungen. 3 Schuß auf mein Schutzschild16 U. J. Nußbaumer schwer verwundet. Gegen
Mittag Stellung im Strohdach, später eine Abtlg. weiter rechts, andere Abtlg. links voran
(
4 Verwundete
). Meine Abtlg. wirkt ausgezeichnet beim Sturm der Jäger und 59er. Vorrü-
ckung durch den Wald (
Leichenfeld
) bis Tarnower Straße. Neuordnung und Nächtigung.
6. Mai Früh Marsch, Tarnow links liegen lassend, in östliche Richtung, durch friedlich schö-
ne Frühjahrslandschaft, über Szynwald. Nachmittags 1 Std. Rast. [ … ] Wir sollen bei Mor-
gengrauen Scheinangriff auf den Bergrücken Zdow, starke russische Stellungen, machen.
Wir marschieren bei Abenddämmerung noch einige Kilometer und nächtigen knapp
südlich der Reichsstraße; gut gesichert. Gegen 11h nachts kommen Fahrküchen. Gegen
Mitternacht Aufbruch.
7. Mai Marschieren langsam in Gefechtsform vor. Bei erstem Morgengrauen fallen einige
Schüße, dann leichtes Feuer, wir sind an den Feind gekommen. Schüttere Schwarmlini-
en bis auf mittlere Distanzen vor, gut eingegraben, bleiben so. Ich habe beide Abteilun-
gen unter meinem Kommando. Beide Abteilungen auf große Distanzen Abtg. »Leixner«
links, später vor durch ein Wäldchen bis auf mittl. Dist. Abtg. »Gleißbg.« von Art. schwer
beschoßen, bringe sie nachmittags weiter rechts vorne sehr gut in Stellung, sehr gute
Wirkung. Für die Nacht gehe ich zur linken Abtg., dort soll der Sturm kommen; Abtei-
lung bis auf 500x [ Schritte ? ] an der feindl. Stellung !
8. Mai Nach Mitternacht auffallende Ruhe. Patrouille vor, Stellung verlassen. Im Morgen-
grauen Weitermarsch bis Pilzno. Jenseits der Wisloka sieht man russische Stellungen; die
Brücke brennt. Trotz meines auffallenden Marsches neben der Chaussee kein Artillerie-
feuer, muß schon fort sein. Südost große Rast, Reinigung, Fahrküchen kommen, einige
Stunden Ruhe. Gegen Mittag wirft Flieger Meldung ab, bald brechen wir auf, durch Furt
16 Die Maschinengewehre waren auf Lafetten mit Schutzschildern montiert.
Rolf Geyling (1884-1952)
Architekt zwischen Kriegen und Kontinenten
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
- Titel
- Rolf Geyling (1884-1952)
- Untertitel
- Architekt zwischen Kriegen und Kontinenten
- Autor
- Inge Scheidl
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2014
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-NC-ND 3.0
- ISBN
- 978-3-205-79585-8
- Abmessungen
- 17.0 x 24.0 cm
- Seiten
- 292
- Schlagwörter
- Architektur, Historismus, Jugendstil, Neue Sachlichkeit, Erster Weltkrieg, Ostfront, Kriegsgefangenschaft, Sibirien, China, Tianjin
- Kategorie
- Biographien
Inhaltsverzeichnis
- Revolte und Reife 8
- Eine Künstlerfamilie 9
- Zwischen Abenteuer und Architektur 15
- Mädy 35
- Mobilisierung und Krieg 41
- Der Weg an die Ostfront 41
- Die Schlacht von Lemberg 48
- »Durch Landesbewohner verraten« 59
- Die Sanoffensive 62
- Schlacht bei Krakau 65
- Kriegsalltag in der k. u. k. Armee 67
- Die »Angriffshast« der Infanterie 68
- Warten auf Befehle 70
- Bewegungskrieg in Nässe und Schlamm 74
- Schlacht bei Limanowa-Lapanow 78
- Die Schlacht von Tarnow-Gorlice 81
- Kriegsgefangenschaft 91
- Berichte zwischen Verklärung und Traumabewältigung 91
- »Kriegsordnung« und Kriegsgefangenenrealität 94
- Die Jahre in Sibirien 96
- Der Transport in die Lager 96
- Dauria 115
- Architekturentwürfe in der Gefangenschaft 139
- Zwischen den Fronten der »Weißen« und »Roten« Garde 149
- Antipicha – Perwaja-Rjetschka – Wladiwostok 159
- China 173
- Ankunft 173
- Dies ist ja eine Übergangszeit 182
- Aufträge und Rückschläge 189
- Das architektonische Werk 199
- Städtebauliche Planungen 203
- Öffentliche Gebäude und Geschäftsbauten 204
- Villen 214
- Miethäuser 221
- Gesellschaftliches Leben gibt es hier genug 224
- Wir leben recht abgeschlossen für uns 230
- Sehnsucht nach Österreich 238
- Ewige Ungewissheit 247
- Lao Gai Lin 257
- Epilog 265
- Literatur 269
- Bildnachweis 272
- Farbteil 273