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Rolf Geyling (1884-1952) - Architekt zwischen Kriegen und Kontinenten
Seite - 119 -
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Die Jahre in Sibirien 119 Reduzierung der Verpflegung. Reinhard Nachtigal26 weist darauf hin, dass auch Trans- portengpässe entscheidend für die prekären Versorgungslage in Sibirien waren, da die Eisenbahn allein durch den Transport der Gefangenen mit größten Kapazitätsproblemen zu kämpfen hatte. Ein wesentlicher Grund für die Unterversorgung der Lagerinsassen speziell in Gebieten, die fern der Hauptstadt und der militärischen Zentralverwaltung lagen, ergab sich schließlich aus der korrupten Verwaltungsstruktur: Da die Lagerkom- mandanten das Geld verwalteten, mit dem die benötigten Lebensmittel vor Ort ange- schafft wurden, kam es immer wieder zu Unterschlagungen, durch die sich die schlecht bezahlten Lagerkommandanten einen Nebenverdienst sicherten. Den Offizieren ging es deshalb deutlich besser, indem sie mit dem ausgehändigten Geld wesentlich unabhängiger in der Nahrungsbeschaffung waren und die Möglichkeit erhielten, sich selbst in den nahe gelegenen Lebensmittelgeschäften zu verköstigen. Engpässe ergaben sich hier vor allem dann, wenn das Geld nicht rechtzeitig ausbezahlt wurde. Rolf berichtet in den ersten zwei Jahren jedoch von keinen gravierenden Versor- gungsproblemen unter den Offizieren, da der Kaufmann sogar Kredit gewährte – wäh- rend die Mannschaft selbst Hunde aß. 24. Nov. Wir haben alle 47 Offiziere die wir zuletzt gekommen sind keinen Kopeken mehr. Am letzten Zahltag waren wir auf der Reise; haben also nichts bekommen; hier gibt man vor keine Dokumente zu haben, so müssen wir bis wer weiß wann noch warten. Die hie- sigen Kameraden haben für uns 200 Rubel gesammelt, dank welcher unsere Menage mit viel Kredit beim Kaufmann weiterwurschtelt. In Anbetracht des allgemeinen strengen Alkoholverbotes ist bemerkenswert, dass ge- rade der Alkohol immer wieder zu äußerst unerfreulichen Szenen mit den Wachmann- schaften führte. Dauria lag sehr nahe an der Grenze zur Mandschurei, die zu der Zeit Teil der Volksrepublik China war und von wo Schmugglerbanden die alkoholischen Getränke bezogen. Diese illegalen Versorgungsmöglichkeiten führten unter der russischen Besat- zung – und zwar in allen Dienstgraden – immer wieder zu Alkoholexzessen, wobei die große Entfernung von St. Petersburg auch diesbezüglich dienstrechtliche Verfehlungen begünstigte. Allerdings muss angemerkt werden, dass sich auch gefangene Offiziere mit Alkohol versorgten, wann immer sie die Möglichkeit dazu erhielten. Unter diesen »Her- ren«, wie die Mitgefangenen von Rolf stets bezeichnet wurden, kam es laut Rolf jedoch 26 R. Nachtigal: Kriegsgefangenschaft an der Ostfront 1914–1918. Frankfurt am Main; Wien [  u. a.  ] 2005
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Rolf Geyling (1884-1952) Architekt zwischen Kriegen und Kontinenten
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
Titel
Rolf Geyling (1884-1952)
Untertitel
Architekt zwischen Kriegen und Kontinenten
Autor
Inge Scheidl
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
Wien
Datum
2014
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY-NC-ND 3.0
ISBN
978-3-205-79585-8
Abmessungen
17.0 x 24.0 cm
Seiten
292
Schlagwörter
Architektur, Historismus, Jugendstil, Neue Sachlichkeit, Erster Weltkrieg, Ostfront, Kriegsgefangenschaft, Sibirien, China, Tianjin
Kategorie
Biographien

Inhaltsverzeichnis

  1. Revolte und Reife 8
  2. Eine Künstlerfamilie 9
  3. Zwischen Abenteuer und Architektur 15
  4. Mädy 35
  5. Mobilisierung und Krieg 41
  6. Der Weg an die Ostfront 41
  7. Die Schlacht von Lemberg 48
  8. »Durch Landesbewohner verraten« 59
  9. Die Sanoffensive 62
  10. Schlacht bei Krakau 65
  11. Kriegsalltag in der k. u. k. Armee 67
  12. Die »Angriffshast« der Infanterie 68
  13. Warten auf Befehle 70
  14. Bewegungskrieg in Nässe und Schlamm 74
  15. Schlacht bei Limanowa-Lapanow 78
  16. Die Schlacht von Tarnow-Gorlice 81
  17. Kriegsgefangenschaft 91
  18. Berichte zwischen Verklärung und Traumabewältigung 91
  19. »Kriegsordnung« und Kriegsgefangenenrealität 94
  20. Die Jahre in Sibirien 96
  21. Der Transport in die Lager 96
  22. Dauria 115
  23. Architekturentwürfe in der Gefangenschaft 139
  24. Zwischen den Fronten der »Weißen« und »Roten« Garde 149
  25. Antipicha – Perwaja-Rjetschka – Wladiwostok 159
  26. China 173
  27. Ankunft 173
  28. Dies ist ja eine Übergangszeit 182
  29. Aufträge und Rückschläge 189
  30. Das architektonische Werk 199
  31. Städtebauliche Planungen 203
  32. Öffentliche Gebäude und Geschäftsbauten 204
  33. Villen 214
  34. Miethäuser 221
  35. Gesellschaftliches Leben gibt es hier genug 224
  36. Wir leben recht abgeschlossen für uns 230
  37. Sehnsucht nach Österreich 238
  38. Ewige Ungewissheit 247
  39. Lao Gai Lin 257
  40. Epilog 265
  41. Literatur 269
  42. Bildnachweis 272
  43. Farbteil 273
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