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Rolf Geyling (1884-1952) - Architekt zwischen Kriegen und Kontinenten
Seite - 129 -
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Seite - 129 - in Rolf Geyling (1884-1952) - Architekt zwischen Kriegen und Kontinenten

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Die Jahre in Sibirien 129 in jedes Zimmer unter allen erdenklichen Vorwänden, endlich wird die Bühne von rus- sischen Soldaten abgerißen und das Holz fortgetragen, wobei aber wieder die Hälfte in unsere Holzkammer wandert. – Es kommt auch immer mehr der Grund hervor: Erstens scheinen die russischen Offiziere beleidigt gewesen zu sein, weil man unterließ sie ein- zuladen; zweitens müßen sie an der Front oder sonst politisch eine Schlappe erlitten ha- ben, denn das haben sie immer durch Maßnahmen an den Gefangenen wettzumachen gesucht. – Gott strafe sie  ! Heißt es bei uns immer. Mit den hier gemachten Andeutungen über eine mögliche »Schlappe« der russischen Offiziere dürfte Rolf auf die »Neujahrsschlacht in Galizien« anspielen: Mitte Dezem- ber 1915 hatten die russischen Truppen zwischen Czernowitz und dem unteren Dnjes- tr auf einer Breite von 130 Kilometern einen Vorstoß auf die österreichisch-ungarische Front begonnen. In heftigen Kämpfen wurde die russische Offensive von den Mittel- mächten jedoch abgewehrt, und am 15. Jänner 1916 erfolgte der Rückzug der russi- schen Einheiten. Erst mehr als drei Wochen nach diesem Zwischenfall fährt Rolf mit seinen Tage- buchaufzeichnungen fort: 8. Feb. Wir hatten einige Herren ausgesucht, um nach Tschita zur Zahnärztin fahren zu dürfen. Heute um ½ 8h früh schickt man nach uns, um 8h müssen wir beim Komman- danten sein, um wegzufahren. Hier geht Alles nötige außerordentlich langsam, aber un- nötiges oft plötzlich. Wir fahren 7 Herren mit 2 Konvois mit Personenzug II. Klasse. Sehr interessant, wie es Tolstoi beschreibt. Fast alle Mitfahrenden schon eingezogen, aber je- der nur durch irgendein Kleidungsstück, das eben an ihm schon zu schlecht gewesen war, und durch ein soletes, militärisches ersetzt worden war, erkennbar. In unserem Wa- gon lag ein bewusstlos betrunkener Mann steif am Boden in einer großen Lache alle Durchgehenden mussten über seine Füße steigen, er selbst aber war erst gegen Abend im Stande auf die Füße gebracht zu werden. In unserem Abteil ist einer im Säuferdeliri- um, gutmütig, aber lästig und die nebensitzenden müssen ihn immer abfangen damit er nicht den Wagen verlässt. Einige Andere besonders ein Matrose, scheinen auch schwer getrunken zu haben, aber darauf geaicht zu sein. So sieht das Alkoholverbot aus  ! Nach 24stündiger Fahrt sind wir in Tschita, unserer nächstgelegenen Stadt. 9. Feb. 8 Uhr morgens angekommen. Man führt uns ins russische Spital. Nach stunden- langem Warten erklärt ein Arzt, daß im Spital kein Zahnarzt, und man auch nicht hinaus kann. Er weiß nicht, was er mit uns machen soll. So führt man uns zum Stadtkomman-
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Rolf Geyling (1884-1952) Architekt zwischen Kriegen und Kontinenten
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
Titel
Rolf Geyling (1884-1952)
Untertitel
Architekt zwischen Kriegen und Kontinenten
Autor
Inge Scheidl
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
Wien
Datum
2014
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY-NC-ND 3.0
ISBN
978-3-205-79585-8
Abmessungen
17.0 x 24.0 cm
Seiten
292
Schlagwörter
Architektur, Historismus, Jugendstil, Neue Sachlichkeit, Erster Weltkrieg, Ostfront, Kriegsgefangenschaft, Sibirien, China, Tianjin
Kategorie
Biographien

Inhaltsverzeichnis

  1. Revolte und Reife 8
  2. Eine Künstlerfamilie 9
  3. Zwischen Abenteuer und Architektur 15
  4. Mädy 35
  5. Mobilisierung und Krieg 41
  6. Der Weg an die Ostfront 41
  7. Die Schlacht von Lemberg 48
  8. »Durch Landesbewohner verraten« 59
  9. Die Sanoffensive 62
  10. Schlacht bei Krakau 65
  11. Kriegsalltag in der k. u. k. Armee 67
  12. Die »Angriffshast« der Infanterie 68
  13. Warten auf Befehle 70
  14. Bewegungskrieg in Nässe und Schlamm 74
  15. Schlacht bei Limanowa-Lapanow 78
  16. Die Schlacht von Tarnow-Gorlice 81
  17. Kriegsgefangenschaft 91
  18. Berichte zwischen Verklärung und Traumabewältigung 91
  19. »Kriegsordnung« und Kriegsgefangenenrealität 94
  20. Die Jahre in Sibirien 96
  21. Der Transport in die Lager 96
  22. Dauria 115
  23. Architekturentwürfe in der Gefangenschaft 139
  24. Zwischen den Fronten der »Weißen« und »Roten« Garde 149
  25. Antipicha – Perwaja-Rjetschka – Wladiwostok 159
  26. China 173
  27. Ankunft 173
  28. Dies ist ja eine Übergangszeit 182
  29. Aufträge und Rückschläge 189
  30. Das architektonische Werk 199
  31. Städtebauliche Planungen 203
  32. Öffentliche Gebäude und Geschäftsbauten 204
  33. Villen 214
  34. Miethäuser 221
  35. Gesellschaftliches Leben gibt es hier genug 224
  36. Wir leben recht abgeschlossen für uns 230
  37. Sehnsucht nach Österreich 238
  38. Ewige Ungewissheit 247
  39. Lao Gai Lin 257
  40. Epilog 265
  41. Literatur 269
  42. Bildnachweis 272
  43. Farbteil 273
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