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Rolf Geyling (1884-1952) - Architekt zwischen Kriegen und Kontinenten
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Seite - 140 - in Rolf Geyling (1884-1952) - Architekt zwischen Kriegen und Kontinenten

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Kriegsgefangenschaft 140 lich rasch vergeht. [  …  ] Ich muß auch am Morgen verhältnismäßig zeitlich aufstehen, das ist 6 oder ½ 7 Uhr sonst komme ich mit der Zeiteinteilung gar nicht zurecht und mache mir am Abend noch Vorwürfe über zuwenig Getanenes.« Die 29 Architekturskizzenblätter, die Rolf dem Schwedischen Roten Kreuz übergab, haben ihr Ziel tatsächlich erreicht und befinden sich heute ebenso im Privatarchiv des Sohnes Franz Geyling in den USA wie weitere Skizzen, die wahrscheinlich auf dem glei- chen Weg Sibirien verlassen haben. Bemerkenswert ist, dass ein Teil von Rolfs Skizzen sogar in einer Ausstellung gezeigt wurde, die in den Geschäftsräumen der Daimler-Wer- ke am Kärntner Ring in Wien stattfand, wie das »Neue Wiener Journal« am 4. März 1917 berichtete. Demzufolge wurden »künstlerische und kunstgewerbliche Arbeiten der ös- terreichisch-ungarischen und deutschen Kriegsgefangenen« gezeigt, die in verschie- denen Lagern in Sibirien von den Lagerinsassen hergestellt wurden. »Der Sammler war Dr. Gustav Hallström, der Begleiter der schwedischen Liebesgaben.« Zu den ausgestell- ten Arbeiten von Rolf heißt es in der Rezension des »Neuen Wiener Journals«: »Vom Ar- chitekten Professor Rolf Geyling sind sehr interessante Entwürfe zu Architekturen und Monumenten ausgestellt, die gleichfalls in Sibirien entstanden sind. Sie sprechen von ei- ner originellen, schöpferischen Phantasie, auch wie gerade die barbarische Umgebung befruchtend einzuwirken schien«. Die erhaltenen Skizzenblätter stellen das wichtigste Zeugnis von Rolfs Beschäfti- gung mit Architektur während seiner Gefangenschaft dar, indem sie sein ungebro- chenes Interesse an der Bewältigung der unterschiedlichen Bauaufgaben dokumen- tieren. Drüber hinaus erlaubt die zeichnerische Gestaltung von Villen, Landhäusern oder etwa einem Beamtenwohnhaus in troPPau (  Farbabb. 12  ) sowie von Kaufhäu- sern und Denkmälern einen aufschlussreichen Einblick in die nach Individualität su- chende Handschrift des jungen Architekten. Der Großteil der Entwürfe entstand in den Jahren 1916–1918 im Lager Dauria, einige wenige Skizzen jedoch auch im Lager Anti- picha, in dem Rolf im Jahr 1918 für rund sieben Monate interniert war, bevor er nach Wladiwostok verlegt wurde. Damit Rolf überhaupt beginnen konnte, war die große Herausforderung zu bewäl- tigen, halbwegs geeignetes Papier und Zeichenmaterial zu beschaffen. Zum Teil konn- te Rolf gewöhnliche Schulhefte kaufen (  Farbabb. 13  ), zum Teil aber verwendete er dün- nes Papier, mit dem der kleine Kaufmann im nahe gelegenen Ort seine Ware einpackte. In seinen Studien befasst sich Rolf nicht nur mit den verschiedensten Bauaufgaben, sondern auch mit diversen Stilen der Vergangenheit, wie Barock und Gotik, in die er wäh- rend seines Studiums an der Technischen Hochschule eingeführt worden war. Ihn dürf- te nicht zuletzt die Konstruktions- und Ausdrucksweise dieser Stile fasziniert haben, die er nun zu eigenen Kreationen verarbeitete. Darüber hinaus finden sich in Rolfs Skizzen-
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Rolf Geyling (1884-1952) Architekt zwischen Kriegen und Kontinenten
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
Titel
Rolf Geyling (1884-1952)
Untertitel
Architekt zwischen Kriegen und Kontinenten
Autor
Inge Scheidl
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
Wien
Datum
2014
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY-NC-ND 3.0
ISBN
978-3-205-79585-8
Abmessungen
17.0 x 24.0 cm
Seiten
292
Schlagwörter
Architektur, Historismus, Jugendstil, Neue Sachlichkeit, Erster Weltkrieg, Ostfront, Kriegsgefangenschaft, Sibirien, China, Tianjin
Kategorie
Biographien

Inhaltsverzeichnis

  1. Revolte und Reife 8
  2. Eine Künstlerfamilie 9
  3. Zwischen Abenteuer und Architektur 15
  4. Mädy 35
  5. Mobilisierung und Krieg 41
  6. Der Weg an die Ostfront 41
  7. Die Schlacht von Lemberg 48
  8. »Durch Landesbewohner verraten« 59
  9. Die Sanoffensive 62
  10. Schlacht bei Krakau 65
  11. Kriegsalltag in der k. u. k. Armee 67
  12. Die »Angriffshast« der Infanterie 68
  13. Warten auf Befehle 70
  14. Bewegungskrieg in Nässe und Schlamm 74
  15. Schlacht bei Limanowa-Lapanow 78
  16. Die Schlacht von Tarnow-Gorlice 81
  17. Kriegsgefangenschaft 91
  18. Berichte zwischen Verklärung und Traumabewältigung 91
  19. »Kriegsordnung« und Kriegsgefangenenrealität 94
  20. Die Jahre in Sibirien 96
  21. Der Transport in die Lager 96
  22. Dauria 115
  23. Architekturentwürfe in der Gefangenschaft 139
  24. Zwischen den Fronten der »Weißen« und »Roten« Garde 149
  25. Antipicha – Perwaja-Rjetschka – Wladiwostok 159
  26. China 173
  27. Ankunft 173
  28. Dies ist ja eine Übergangszeit 182
  29. Aufträge und Rückschläge 189
  30. Das architektonische Werk 199
  31. Städtebauliche Planungen 203
  32. Öffentliche Gebäude und Geschäftsbauten 204
  33. Villen 214
  34. Miethäuser 221
  35. Gesellschaftliches Leben gibt es hier genug 224
  36. Wir leben recht abgeschlossen für uns 230
  37. Sehnsucht nach Österreich 238
  38. Ewige Ungewissheit 247
  39. Lao Gai Lin 257
  40. Epilog 265
  41. Literatur 269
  42. Bildnachweis 272
  43. Farbteil 273
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