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Rolf Geyling (1884-1952) - Architekt zwischen Kriegen und Kontinenten
Seite - 170 -
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Kriegsgefangenschaft 170 Die damalige Bedeutung dieses Denkmals zeigt sich auch daran, dass die Nachricht von seiner Errichtung bis weit über die Grenzen Sibiriens hinaus verbreitet wurde. Sogar in der Lagerzeitung »Die Baracke«, die im Kriegsgefangenlager Bando in Japan hergestellt wurde, ist eine Zeichnung des Denkmals abgedruckt. Die Vollendung des Denkmals sowie seine feierliche Einweihung scheint Rolf auch als Zäsur seines eigenen Lebens empfunden zu haben, denn nun entscheidet er sich plötz- lich zu einem höchst riskanten und ebenso weitreichenden Schritt. Am 10. 2. 20 schreibt er in sein Tagebuch: »Abreise aus Wladiwostok mit falschen Papieren über chinesische Grenze. Japanischer Offizier musste noch Fotografie für mein Passpapier aufnehmen  !« Es ist fast unglaublich, dass dieser kurze Satz das Ende von Rolfs mehr als fünf Jahre währender Kriegsgefangenschaft markiert, denn wiederum findet sich keine Emphase in der Niederschrift und keinerlei mitschwingende Emotion. Fast scheint es, als ob Rolf in seiner Flucht nur einen weiteren pragmatischen Schritt gesehen hätte, der angesichts der Umstände folgerichtig zu setzen war und den es nun sachlich und in aller gebote- nen Kürze zu berichten galt. Rolf hatte seine Flucht nur wenige Monate vor dem Zeitpunkt in die Wege gelei- tet, zu dem eine offizielle Entlassung aus der Gefangenschaft möglich geworden wäre, und so stellt sich die Frage, wie sich Rolfs weiterer Lebensweg wohl gestaltet hätte, wenn er mit einem regulären Transport in seine Heimat zurückgekehrt wäre. Bereits im April 1920 waren von den ehemaligen Mittelmächten Verhandlungen mit Russland zur Rückführung der restlichen Gefangenen aus Sibirien aufgenommen worden. Am 7. Juli 1920 schließlich kam ein Abkommen zwi- schen Österreich und der Sowjetregierung zu- stande, das den Heimtransport der restlichen Gefangenen regelte – rund fünf Monate nach- dem Rolf bereits auf eigene Faust mit gefälsch- tem Pass aus dem Lager geflohen war. Das Zustandekommen seines Passes erklär- te Rolf später so: Die Flucht war gemeinsam mit zwei Kameraden vorbereitet worden, wobei ei- ner der beiden ein Holzschnitzer aus Südtirol war, der, nachdem Südtirol von Italien annektiert wor- den war, auch einen italienischen Pass erhalten hatte. Aufgrund seiner handwerklichen Geschick- lichkeit stellte dieser Südtiroler Holzschnitzer zwei Pässe nach dem Muster seines eigenen her. Das Foto steuerte schließlich ein japanischer Offizier 77 Foto für den gefälschten Pass
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Rolf Geyling (1884-1952) Architekt zwischen Kriegen und Kontinenten
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
Titel
Rolf Geyling (1884-1952)
Untertitel
Architekt zwischen Kriegen und Kontinenten
Autor
Inge Scheidl
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
Wien
Datum
2014
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY-NC-ND 3.0
ISBN
978-3-205-79585-8
Abmessungen
17.0 x 24.0 cm
Seiten
292
Schlagwörter
Architektur, Historismus, Jugendstil, Neue Sachlichkeit, Erster Weltkrieg, Ostfront, Kriegsgefangenschaft, Sibirien, China, Tianjin
Kategorie
Biographien

Inhaltsverzeichnis

  1. Revolte und Reife 8
  2. Eine Künstlerfamilie 9
  3. Zwischen Abenteuer und Architektur 15
  4. Mädy 35
  5. Mobilisierung und Krieg 41
  6. Der Weg an die Ostfront 41
  7. Die Schlacht von Lemberg 48
  8. »Durch Landesbewohner verraten« 59
  9. Die Sanoffensive 62
  10. Schlacht bei Krakau 65
  11. Kriegsalltag in der k. u. k. Armee 67
  12. Die »Angriffshast« der Infanterie 68
  13. Warten auf Befehle 70
  14. Bewegungskrieg in Nässe und Schlamm 74
  15. Schlacht bei Limanowa-Lapanow 78
  16. Die Schlacht von Tarnow-Gorlice 81
  17. Kriegsgefangenschaft 91
  18. Berichte zwischen Verklärung und Traumabewältigung 91
  19. »Kriegsordnung« und Kriegsgefangenenrealität 94
  20. Die Jahre in Sibirien 96
  21. Der Transport in die Lager 96
  22. Dauria 115
  23. Architekturentwürfe in der Gefangenschaft 139
  24. Zwischen den Fronten der »Weißen« und »Roten« Garde 149
  25. Antipicha – Perwaja-Rjetschka – Wladiwostok 159
  26. China 173
  27. Ankunft 173
  28. Dies ist ja eine Übergangszeit 182
  29. Aufträge und Rückschläge 189
  30. Das architektonische Werk 199
  31. Städtebauliche Planungen 203
  32. Öffentliche Gebäude und Geschäftsbauten 204
  33. Villen 214
  34. Miethäuser 221
  35. Gesellschaftliches Leben gibt es hier genug 224
  36. Wir leben recht abgeschlossen für uns 230
  37. Sehnsucht nach Österreich 238
  38. Ewige Ungewissheit 247
  39. Lao Gai Lin 257
  40. Epilog 265
  41. Literatur 269
  42. Bildnachweis 272
  43. Farbteil 273
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