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Rolf Geyling (1884-1952) - Architekt zwischen Kriegen und Kontinenten
Seite - 184 -
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China 184 die Sonne so kräftig, dass alle, sowohl Männer als auch Frauen und Kinder, Tropenhel- me oder die schirmartig geformten Strohhüte trugen, wie sie auch die einheimische Be- völkerung verwendete. Im Winter hingegen waren, vor allem wegen der eisigen Stür- me, Pelzmützen mit Ohrenklappen, wie sie in Nordchina bzw. in der Mongolei getragen wurden, üblich. Wie Hermine später erfuhr, gab es in der Britischen Konzession sogar ein oder zwei elegante Modehäuser, die Kleidung aus New York, London und Paris importierten. Um die hohen Kosten solcher importierten Ware zu vermeiden, ließen allerdings die meisten Ausländer ihre Kleidung anhand von Schnittmustern, die aus dem Heimatland bezogen wurden, oder mithilfe neuester Modemagazine von einheimischen Schneidern anfertigen. Blieb noch die Frage, was das Ehepaar für den neu einzurichtenden Haushalt brau- chen würde. Da in China die Lebenshaltungskosten sehr hoch und auch Neuanschaffun- gen sehr kostspielig waren und nicht zuletzt Rolfs beruflicher Neuanfang größte Spar- samkeit erforderte, war es notwendig, möglichst alles, was das Ehepaar die nächsten Jahre benötigen würde, mitzunehmen. Neben Bett- und Tischwäsche sowie Geschirr etc. sollten jedenfalls auch persönliche – durchaus auch luxuriöse – Dinge eingepackt wer- den, die einerseits dem Ehepaar wenigstens in ihrem Heim ein vertrautes Umfeld bieten und die andererseits ihren gesellschaftlichen Status repräsentieren sollten. Hermine hat- te also schwere Entscheidungen zu treffen, wobei Rolf offensichtlich nicht recht hilfreich gewesen war. Denn später, in dem erwähnten Brief an ihre Schwiegermutter vom 20. Ok- tober 1921, beklagte Hermine, dass sie nicht mehr von zu Hause mitgenommen habe: »Ja hätte ich die Verhältnisse hier besser gekannt, aus Rolf wurde man nicht recht klug.« Endlich waren jedoch die Kisten gepackt, und nachdem Rolf auch seine beruflichen Angelegenheiten erledigt hatte, trat das junge Ehepaar im Juli 1921 die Reise nach Chi- na an. Bereits der Start in das neue Leben gestaltete sich allerdings abenteuerlich und beschwerlich. Die Schiffsreise begann in Venedig und führte zunächst Richtung Suez- kanal. Während der ersten Wochen soll es so heiß gewesen sein, dass sogar ein Offizier des Schiffes an einem Hitzeschlag verstarb. Als das Schiff den Indischen Ozean erreich- te, geriet es hingegen in einen Monsunsturm, wie selbst der Kapitän des Schiffes ihn bislang nicht erlebt haben soll. Alle Passagiere wurden seekrank, und auch Rolf konnte seine Kabine die längste Zeit nicht verlassen. Nur Hermine blieb verschont und konnte daher ihren Mann betreuen. Schließlich erreichte das Ehepaar Shanghai. Rolf hatte ursprünglich geplant, mit dem Zug nach Tientsin zu reisen, damit seine Frau erste Eindrücke von dem Land gewinnen könne. Wieder wurden die beiden allerdings von extremen Wetterbedingungen empfan- gen: Die Regensaison verlief so außergewöhnlich heftig, dass das Eisenbahnnetz und die Straßen überflutet waren und die Fahrt von Shanghai nach Tientsin nur mit dem Schiff
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Rolf Geyling (1884-1952) Architekt zwischen Kriegen und Kontinenten
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
Titel
Rolf Geyling (1884-1952)
Untertitel
Architekt zwischen Kriegen und Kontinenten
Autor
Inge Scheidl
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
Wien
Datum
2014
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY-NC-ND 3.0
ISBN
978-3-205-79585-8
Abmessungen
17.0 x 24.0 cm
Seiten
292
Schlagwörter
Architektur, Historismus, Jugendstil, Neue Sachlichkeit, Erster Weltkrieg, Ostfront, Kriegsgefangenschaft, Sibirien, China, Tianjin
Kategorie
Biographien

Inhaltsverzeichnis

  1. Revolte und Reife 8
  2. Eine Künstlerfamilie 9
  3. Zwischen Abenteuer und Architektur 15
  4. Mädy 35
  5. Mobilisierung und Krieg 41
  6. Der Weg an die Ostfront 41
  7. Die Schlacht von Lemberg 48
  8. »Durch Landesbewohner verraten« 59
  9. Die Sanoffensive 62
  10. Schlacht bei Krakau 65
  11. Kriegsalltag in der k. u. k. Armee 67
  12. Die »Angriffshast« der Infanterie 68
  13. Warten auf Befehle 70
  14. Bewegungskrieg in Nässe und Schlamm 74
  15. Schlacht bei Limanowa-Lapanow 78
  16. Die Schlacht von Tarnow-Gorlice 81
  17. Kriegsgefangenschaft 91
  18. Berichte zwischen Verklärung und Traumabewältigung 91
  19. »Kriegsordnung« und Kriegsgefangenenrealität 94
  20. Die Jahre in Sibirien 96
  21. Der Transport in die Lager 96
  22. Dauria 115
  23. Architekturentwürfe in der Gefangenschaft 139
  24. Zwischen den Fronten der »Weißen« und »Roten« Garde 149
  25. Antipicha – Perwaja-Rjetschka – Wladiwostok 159
  26. China 173
  27. Ankunft 173
  28. Dies ist ja eine Übergangszeit 182
  29. Aufträge und Rückschläge 189
  30. Das architektonische Werk 199
  31. Städtebauliche Planungen 203
  32. Öffentliche Gebäude und Geschäftsbauten 204
  33. Villen 214
  34. Miethäuser 221
  35. Gesellschaftliches Leben gibt es hier genug 224
  36. Wir leben recht abgeschlossen für uns 230
  37. Sehnsucht nach Österreich 238
  38. Ewige Ungewissheit 247
  39. Lao Gai Lin 257
  40. Epilog 265
  41. Literatur 269
  42. Bildnachweis 272
  43. Farbteil 273
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