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Rolf Geyling (1884-1952) - Architekt zwischen Kriegen und Kontinenten
Seite - 187 -
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Dies ist ja eine Übergangszeit 187 konnte, da sie sich, wie sie betont, vor Heimweh »wie gelähmt« gefühlt habe und daher keinen »vernünftigen Satz zu Papier« bringen konnte. In ganz China war seit Jahrhunderten die Errichtung von Palästen für den Kaiser und den Adel sowie Tempeln die wichtigste monumentale Bauaufgabe geblieben, und deren Strukturprinzipien sowie bestimmte Merkmale haben sich im Laufe der Zeit kaum verän- dert. Die Gebäude waren streng symmetrisch angelegt und lagen immer in – möglichst ausgedehnten – Anlagen mit Höfen und Wegfluchten. Sie waren zumeist aus Holz er- richtet und mit reichem Schnitzwerk und Malereien versehen. Charakteristisch sind die geschwungenen, weit auskragenden Dächer, die zum Teil mehrstöckig übereinander an- geordnet waren. Für die komplizierten Konstruktionsverfahren gab es detaillierte Klassi- fikationssysteme, die an die Säulenordnungen der Antike erinnern. In der chinesischen Altstadt Tientsins sind etwa der Tempel des Großen Mitleids aus dem 17. Jhd., der Palast der Himmelskönigin aus dem 14. Jhd. sowie der konfuzianische Tempel Wen Miao (  1436 erbaut  ) durchwegs im typisch chinesischen Stil prachtvoll gestal- tet und spiegeln, wenngleich natürlich in bescheidenerem Ausmaß als etwa die Palast- anlagen Pekings, die typische Kunst dieses Landes wider. Die in der Altstadt gelegenen Wohnhäuser der chinesischen Bewohner waren allerdings schlichte und schmucklose, ebenerdige Gebäude, die um einen oder mehrere Innenhöfe gruppiert waren. Nach dem Ende der Opiumkriege war Tientsin jedoch erheblich ausgebaut wor- den, und die Stadt erlebte in den folgenden Jahrzehnten einen atemberaubenden Aufschwung. Durch die erzwungene Öffnung des Hafens und die Errichtung der Kon- zessionen war sie zu einem der wichtigsten Handelsplätze Nordchinas und bald schon zu einem bedeutenden Industriezentrum geworden. Denn von den Kolonialherren wur- de eine große Anzahl von neuen technischen sowie wirtschaftlichen Errungenschaften eingeführt. Um nur einige zu nennen: Es wurde eine Reihe von bedeutenden Fabri- ken errichtet (  1860 erste Waffen- und Munitionsfabrik  ), es entstand die erste moder- ne Marineflotte (  1867  ), das erste Postamt Chinas (  1876  ), Telegrafen- und Telefonleitun- gen wurden verlegt (  1879  ), das erste U-Boot (  1880  ) und die erste Dampflokomotive Chinas (  1881  ) wurden in Tientsin erzeugt, eine Eisenbahnlinie ging in Betrieb (  1888  ), es entstanden eine Militärakademie (  1885  ), Universitäten (  Peiyang Universität, 1895  ) so- wie verschiedene Fachschulen (  Fachschule für Eisenbahner, 1897  ), 1906 wurde die ers- te staatliche Münzanstalt Chinas eröffnet, 1904 fuhr die erste elektrische Straßenbahn in der Stadt, etliche Brücken wurden gebaut, und nach dem Ersten Weltkrieg wurde das erste Naturkundemuseum Chinas eröffnet (  1922  ) sowie ein Stromkraftwerk in Be- trieb genommen (  1922  ). Natürlich erforderten diese Einrichtungen auch umfangreiche bauliche Maßnahmen. Die kunstvolle Spezialisierung auf ein bis ins Detail ausgeklügeltes Holzkonstruktions-
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Rolf Geyling (1884-1952) Architekt zwischen Kriegen und Kontinenten
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
Titel
Rolf Geyling (1884-1952)
Untertitel
Architekt zwischen Kriegen und Kontinenten
Autor
Inge Scheidl
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
Wien
Datum
2014
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY-NC-ND 3.0
ISBN
978-3-205-79585-8
Abmessungen
17.0 x 24.0 cm
Seiten
292
Schlagwörter
Architektur, Historismus, Jugendstil, Neue Sachlichkeit, Erster Weltkrieg, Ostfront, Kriegsgefangenschaft, Sibirien, China, Tianjin
Kategorie
Biographien

Inhaltsverzeichnis

  1. Revolte und Reife 8
  2. Eine KĂĽnstlerfamilie 9
  3. Zwischen Abenteuer und Architektur 15
  4. Mädy 35
  5. Mobilisierung und Krieg 41
  6. Der Weg an die Ostfront 41
  7. Die Schlacht von Lemberg 48
  8. »Durch Landesbewohner verraten« 59
  9. Die Sanoffensive 62
  10. Schlacht bei Krakau 65
  11. Kriegsalltag in der k. u. k. Armee 67
  12. Die »Angriffshast« der Infanterie 68
  13. Warten auf Befehle 70
  14. Bewegungskrieg in Nässe und Schlamm 74
  15. Schlacht bei Limanowa-Lapanow 78
  16. Die Schlacht von Tarnow-Gorlice 81
  17. Kriegsgefangenschaft 91
  18. Berichte zwischen Verklärung und Traumabewältigung 91
  19. »Kriegsordnung« und Kriegsgefangenenrealität 94
  20. Die Jahre in Sibirien 96
  21. Der Transport in die Lager 96
  22. Dauria 115
  23. ArchitekturentwĂĽrfe in der Gefangenschaft 139
  24. Zwischen den Fronten der »Weißen« und »Roten« Garde 149
  25. Antipicha – Perwaja-Rjetschka – Wladiwostok 159
  26. China 173
  27. Ankunft 173
  28. Dies ist ja eine Ăśbergangszeit 182
  29. Aufträge und Rückschläge 189
  30. Das architektonische Werk 199
  31. Städtebauliche Planungen 203
  32. Öffentliche Gebäude und Geschäftsbauten 204
  33. Villen 214
  34. Miethäuser 221
  35. Gesellschaftliches Leben gibt es hier genug 224
  36. Wir leben recht abgeschlossen fĂĽr uns 230
  37. Sehnsucht nach Ă–sterreich 238
  38. Ewige Ungewissheit 247
  39. Lao Gai Lin 257
  40. Epilog 265
  41. Literatur 269
  42. Bildnachweis 272
  43. Farbteil 273
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Rolf Geyling (1884-1952)