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Rolf Geyling (1884-1952) - Architekt zwischen Kriegen und Kontinenten
Seite - 192 -
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China 192 Rolf nach seiner Flucht aus Wladiwostok nicht nach Bukarest zurückkehren wollte, um wieder im gemeinsamen Architekturbüro zu arbeiten, dürfte es ihm eine Genugtu- ung gewesen sein, in der Antwort auf Rolfs Brief zu behaupten, dass sich die geschäft- liche Lage in Bukarest recht zufriedenstellend entwickelt habe und, wie Hermine wei- ter schreibt, »dass die Bauaussichten für die nächsten 5 Jahre ganz gute sind«. In der Zwischenkriegszeit war die wirtschaftliche Lage allerdings in ganz Europa äußerst an- gespannt, und insbesondere die Bautätigkeit kam weitgehend zum Erliegen. Das heißt, es ist kaum vorstellbar, dass die Aussichten in Bukarest tatsächlich so vielversprechend waren, und vielleicht deswegen machte Ernst seinem Schwager auch kein konkretes An- gebot, wieder in die Firma einzutreten. Hermine hingegen vermutete, dass ihr Bruder letztlich doch glaubte, dass die Lage in Tientsin nicht so schlecht sei, da Rolf offensicht- lich nicht ganz als Verlierer dastehen wollte und in seinem Brief betonte hatte, dass er noch das Projekt der Universität in Mukden in Arbeit hätte. »Na – ich hüte mich was zu sagen«, schreibt Hermine in dem oben erwähnten Brief, »aber ich weiß dass der Kampf hier unendlich schwer sein wird, da Rolf keine Verbindungen mit Chinesen hat – Tient- sin ist überhaupt kein Feld für einen Architekten wie Rolf – er kann sich hier unmöglich weiter entwickeln – und außerdem kann er als Architekt keine besonderen Güter er- werben. Was wirklich trägt sind ja die Bauausführungen.« Hermine betont zwar, dass es ihr nun nicht mehr so wichtig ist, wieder nach Bukarest zurückzukehren, »ich bin darü- ber hinweg. – Aber das Gefühl habe ich gemeiner wie die Chinesen sind die Rumänen auch nicht«. In Bukarest jedoch »wäre Rolf Wien näher hätte andauernd die künstleri- sche Anregung, und könnte dann bei geeigneter Zeit, den Sprung nach Wien machen – denn dies ist doch das Endziel seines Wollens«. Offensichtlich war also die Rückkehr in die Heimat für das junge Ehepaar ein im- mer wieder diskutiertes Thema, das einerseits durch das anhaltende Heimweh Hermi- nes und andererseits durch Rolfs berufliche Kalamitäten ständig neue Nahrung bekam. Vorerst jedoch unternahm Rolf diesen Schritt nicht, sondern beschloss, als selbststän- diger Architekt und Unternehmer in Tientsin einen Neubeginn zu wagen. Um sich eine neue berufliche Existenz aufzubauen, war es jedoch notwendig, mit den finanziellen Res- sourcen wieder äußerst sparsam umzugehen, das heißt, Büroräume anzumieten wäre praktisch unmöglich gewesen. Zum Glück sind Rolf und Hermine bereits im September 1922 in ein geräumiges Haus umgezogen, und ein Zimmer konnte daher als Büro ein- gerichtet werden. Über die Hintergründe der Firmenauflösung liegen keinerlei Äußerungen Rolfs vor. Wie sein Sohn Franz später erfuhr, scheinen grundsätzliche Meinungsunterschiede be- züglich der Firmenführung eine wesentliche Rolle gespielt zu haben. Rolfs deutsche Partner waren vor allem an einem möglichst schnellen Profit interessiert, während Rolf
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Rolf Geyling (1884-1952) Architekt zwischen Kriegen und Kontinenten
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
Titel
Rolf Geyling (1884-1952)
Untertitel
Architekt zwischen Kriegen und Kontinenten
Autor
Inge Scheidl
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
Wien
Datum
2014
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY-NC-ND 3.0
ISBN
978-3-205-79585-8
Abmessungen
17.0 x 24.0 cm
Seiten
292
Schlagwörter
Architektur, Historismus, Jugendstil, Neue Sachlichkeit, Erster Weltkrieg, Ostfront, Kriegsgefangenschaft, Sibirien, China, Tianjin
Kategorie
Biographien

Inhaltsverzeichnis

  1. Revolte und Reife 8
  2. Eine Künstlerfamilie 9
  3. Zwischen Abenteuer und Architektur 15
  4. Mädy 35
  5. Mobilisierung und Krieg 41
  6. Der Weg an die Ostfront 41
  7. Die Schlacht von Lemberg 48
  8. »Durch Landesbewohner verraten« 59
  9. Die Sanoffensive 62
  10. Schlacht bei Krakau 65
  11. Kriegsalltag in der k. u. k. Armee 67
  12. Die »Angriffshast« der Infanterie 68
  13. Warten auf Befehle 70
  14. Bewegungskrieg in Nässe und Schlamm 74
  15. Schlacht bei Limanowa-Lapanow 78
  16. Die Schlacht von Tarnow-Gorlice 81
  17. Kriegsgefangenschaft 91
  18. Berichte zwischen Verklärung und Traumabewältigung 91
  19. »Kriegsordnung« und Kriegsgefangenenrealität 94
  20. Die Jahre in Sibirien 96
  21. Der Transport in die Lager 96
  22. Dauria 115
  23. Architekturentwürfe in der Gefangenschaft 139
  24. Zwischen den Fronten der »Weißen« und »Roten« Garde 149
  25. Antipicha – Perwaja-Rjetschka – Wladiwostok 159
  26. China 173
  27. Ankunft 173
  28. Dies ist ja eine Übergangszeit 182
  29. Aufträge und Rückschläge 189
  30. Das architektonische Werk 199
  31. Städtebauliche Planungen 203
  32. Öffentliche Gebäude und Geschäftsbauten 204
  33. Villen 214
  34. Miethäuser 221
  35. Gesellschaftliches Leben gibt es hier genug 224
  36. Wir leben recht abgeschlossen für uns 230
  37. Sehnsucht nach Österreich 238
  38. Ewige Ungewissheit 247
  39. Lao Gai Lin 257
  40. Epilog 265
  41. Literatur 269
  42. Bildnachweis 272
  43. Farbteil 273
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