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Das architektonische Werk 207
lisierten Bahnhof eingeflossen sind. Leider ist der Bahnhof nicht erhalten, sodass heute
keine vergleichende Analyse mehr möglich ist.
In dem erwähnten Brief vom Jänner 1925 berichtet Hermine ihrer Schwiegermut-
ter: »Kürzlich war Rolf in Peking, 3 Tage, [  …  ] er war mit Brülls oben, sie sahen sich ein
Hospital oben an – es soll ev. hier eines gebaut werden – und da haben sie die Einrich-
tungen studiert.« Tatsächlich gründete im Jahr 1925 Rolfs Freund Dr. Brüll mit weiteren
deutschen Ă„rzten sowie zwei deutschen Krankenschwestern das deutsch-ameriKanische
sPital, das gemeinsam mit einem chinesischen Arzt als Aktiengesellschaft in Betrieb ge-
nommen wurde. Die Aktiengesellschaft wurde in den USA registriert, wodurch sich die
Namensgebung des Spitals ergab. Da Rolf nicht nur mit Dr. BrĂĽll befreundet, sondern
auch einer der Hauptaktionäre war, wurde ihm die Planung des Spitals übertragen, und
die Ă„rzte standen ihm beratend bei, um das Spital nach modernsten medizinischen und
technischen Standards anzulegen und auszustatten. (Abb. 87)
Der Neubau umfasst 1.  500 m2, und im Erdgeschoß wurde eine Armenstation eingerich-
tet, die aus zwei Sälen mit jeweils zehn Betten für Männer und Frauen bestand. Im ers-
ten Stock befanden sich zehn Einbett- und fĂĽnf Zweibettzimmer. DarĂĽber hinaus gab es
Operationsräume und diverse Behandlungszimmer. (Abb. 88)
Rolf war ein überzeugter Anhänger des modernen Stahlbetonbaus, der fast zwangs-
läufig auch die Fertigteilproduktion mit sich brachte. Der Vorteil dieser damals noch re-
lativ neuartigen Bauweise lag in der Kostenminimierung, die nicht zuletzt durch die kĂĽr-
zere Bauzeit erzielt wurde und in China, wo das Klima immer eine längere Winterpause
erforderte, besonders attraktiv war. Grundsätzlich erforderte die Planung des Spitals in
87 Deutsch-
Amerikanisches Spital
in Tientsin, 1925  /26
Rolf Geyling (1884-1952)
Architekt zwischen Kriegen und Kontinenten
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
- Titel
- Rolf Geyling (1884-1952)
- Untertitel
- Architekt zwischen Kriegen und Kontinenten
- Autor
- Inge Scheidl
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2014
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-NC-ND 3.0
- ISBN
- 978-3-205-79585-8
- Abmessungen
- 17.0 x 24.0 cm
- Seiten
- 292
- Schlagwörter
- Architektur, Historismus, Jugendstil, Neue Sachlichkeit, Erster Weltkrieg, Ostfront, Kriegsgefangenschaft, Sibirien, China, Tianjin
- Kategorie
- Biographien
Inhaltsverzeichnis
- Revolte und Reife 8
- Eine KĂĽnstlerfamilie 9
- Zwischen Abenteuer und Architektur 15
- Mädy 35
- Mobilisierung und Krieg 41
- Der Weg an die Ostfront 41
- Die Schlacht von Lemberg 48
- »Durch Landesbewohner verraten« 59
- Die Sanoffensive 62
- Schlacht bei Krakau 65
- Kriegsalltag in der k. u. k. Armee 67
- Die »Angriffshast« der Infanterie 68
- Warten auf Befehle 70
- Bewegungskrieg in Nässe und Schlamm 74
- Schlacht bei Limanowa-Lapanow 78
- Die Schlacht von Tarnow-Gorlice 81
- Kriegsgefangenschaft 91
- Berichte zwischen Verklärung und Traumabewältigung 91
- »Kriegsordnung« und Kriegsgefangenenrealität 94
- Die Jahre in Sibirien 96
- Der Transport in die Lager 96
- Dauria 115
- ArchitekturentwĂĽrfe in der Gefangenschaft 139
- Zwischen den Fronten der »Weißen« und »Roten« Garde 149
- Antipicha – Perwaja-Rjetschka – Wladiwostok 159
- China 173
- Ankunft 173
- Dies ist ja eine Ăśbergangszeit 182
- Aufträge und Rückschläge 189
- Das architektonische Werk 199
- Städtebauliche Planungen 203
- Öffentliche Gebäude und Geschäftsbauten 204
- Villen 214
- Miethäuser 221
- Gesellschaftliches Leben gibt es hier genug 224
- Wir leben recht abgeschlossen fĂĽr uns 230
- Sehnsucht nach Ă–sterreich 238
- Ewige Ungewissheit 247
- Lao Gai Lin 257
- Epilog 265
- Literatur 269
- Bildnachweis 272
- Farbteil 273