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erster Linie die strenge Berücksichtigung der medizinischen und organisatorischen Ab-
läufe, die in einer zweckmäßigen Anordnung der Räume zum Ausdruck kommen soll-
te. Um den Einsatz von Fertigteilen optimal zu nützen, plante Rolf die Räume, die für
Empfang, Untersuchung, Behandlung, Patientenunterbringung etc. vorgesehen wurden,
in Modulen, die sowohl in der Horizontale als auch in der Vertikale beliebig vervielfäl-
tigt werden konnten. Um seine Vorstellungen zu realisieren, wurde das Baugelände des
Spitals zu einer »bautechnischen Versuchsstation«. Es wurden nicht nur alle Betonträ-
ger und Stützen vor Ort hergestellt, sondern auch sämtliche Betonfertigteilplatten di-
rekt am Baugrund gegossen.
Dem Zweck und den finanziellen Mitteln entsprechend bestand das Spital aus ei-
nem schlichten Gebäude mit großen Fenstern, die jeweils mit farblich kontrastierenden
( grünen ?
) Fensterläden ausgestattet waren. Bemerkenswert ist die große Dachterrasse,
auf der die Kranken auf bequemen Liegestühlen ruhen konnten. (Abb. 89)
Im November 1926 wurde das Spital eröffnet. Für Rolf hatte dieses Projekt große Be-
deutung, sodass er am 24. 11. sogar einmal ausführlicher seiner Mutter berichtete: »Vor
10 Tagen wurde das Deutsche Hospital hier eröffnet, und wir können sagen, es war ein
voller Erfolg, für mich wie auch für Dr. Brüll. Es waren zu einer allgemeinen Besichtigung
alle Deutschen, und die Behörden aller anderen Nationen eingeladen, und es erschie-
nen auch wol gegen 300 Besucher. Allgemein wurde die Anlage, Ausstattung und Ein-
richtung von den Besuchern wie von allen Zeitungen anerkannt, und das Hospital als
das modernste in Tientsin befunden. Es war ein schweres Stück Arbeit, das besonders
infolge der beschränkten Mittel viele Rätsel zu lösen gab. Wir brauchten für die Aus-
88 Deutsch-Amerikanisches Spital, Operationsraum
89 Deutsch-Amerikanisches Spital, Dachterrasse
Rolf Geyling (1884-1952)
Architekt zwischen Kriegen und Kontinenten
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
- Titel
- Rolf Geyling (1884-1952)
- Untertitel
- Architekt zwischen Kriegen und Kontinenten
- Autor
- Inge Scheidl
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2014
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-NC-ND 3.0
- ISBN
- 978-3-205-79585-8
- Abmessungen
- 17.0 x 24.0 cm
- Seiten
- 292
- Schlagwörter
- Architektur, Historismus, Jugendstil, Neue Sachlichkeit, Erster Weltkrieg, Ostfront, Kriegsgefangenschaft, Sibirien, China, Tianjin
- Kategorie
- Biographien
Inhaltsverzeichnis
- Revolte und Reife 8
- Eine Künstlerfamilie 9
- Zwischen Abenteuer und Architektur 15
- Mädy 35
- Mobilisierung und Krieg 41
- Der Weg an die Ostfront 41
- Die Schlacht von Lemberg 48
- »Durch Landesbewohner verraten« 59
- Die Sanoffensive 62
- Schlacht bei Krakau 65
- Kriegsalltag in der k. u. k. Armee 67
- Die »Angriffshast« der Infanterie 68
- Warten auf Befehle 70
- Bewegungskrieg in Nässe und Schlamm 74
- Schlacht bei Limanowa-Lapanow 78
- Die Schlacht von Tarnow-Gorlice 81
- Kriegsgefangenschaft 91
- Berichte zwischen Verklärung und Traumabewältigung 91
- »Kriegsordnung« und Kriegsgefangenenrealität 94
- Die Jahre in Sibirien 96
- Der Transport in die Lager 96
- Dauria 115
- Architekturentwürfe in der Gefangenschaft 139
- Zwischen den Fronten der »Weißen« und »Roten« Garde 149
- Antipicha – Perwaja-Rjetschka – Wladiwostok 159
- China 173
- Ankunft 173
- Dies ist ja eine Übergangszeit 182
- Aufträge und Rückschläge 189
- Das architektonische Werk 199
- Städtebauliche Planungen 203
- Öffentliche Gebäude und Geschäftsbauten 204
- Villen 214
- Miethäuser 221
- Gesellschaftliches Leben gibt es hier genug 224
- Wir leben recht abgeschlossen für uns 230
- Sehnsucht nach Österreich 238
- Ewige Ungewissheit 247
- Lao Gai Lin 257
- Epilog 265
- Literatur 269
- Bildnachweis 272
- Farbteil 273