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Rolf Geyling (1884-1952) - Architekt zwischen Kriegen und Kontinenten
Seite - 229 -
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Gesellschaftliches Leben gibt es hier genug 229 Hermine aus der Wiener Oper zweifellos nicht gewohnt. Die Vorstellung dauerte drei Stunden, und Hermine schließt den ausführlichen Bericht mit den Worten: »wir kamen schließlich halb tot nach Hause«. Solche Zusammentreffen mit Chinesen kamen jedoch vor allem aus geschäftlichen Gründen zustande. Üblicherweise beschränkte sich die gesellschaftliche Kommunika- tion auf die eigenen Landsleute bzw. die europäischen Bewohner Tientsins und fand deshalb vorwiegend innerhalb der Konzessionen statt. So standen etwa die Schulen für diverse Zusammenkünfte und Aktivitäten und insbesondere für Veranstaltungen zu hohen Feiertagen wie Weihnachten zur Verfügung. Darüber hinaus spielte eine Reihe von Klubs, wie etwa der »Club Concordia«, eine wichtige Rolle. Im »Hotel Astor« kamen vorwiegend die Briten, Deutschen, Italiener und Österreicher zusammen, um Banket- te zu veranstalten, hohe Feiertage zu begehen sowie auch Theatervorführungen und Konzerte zu arrangieren – Veranstaltungen, die auch von Rolf und Hermine besucht wurden. So berichtete Rolf einmal, dass ein Teil der Operette »Opernball« aufgeführt wurde, die von Richard Heuberger, dem Cousin seiner Mutter und seinem Vormund, komponiert worden war. Eine wichtige Funktion im geselligen Leben hatten auch die diversen Sportklubs. Nachdem sich Mitte der 1920er-Jahre letztlich doch die Beziehungen zwischen den ehe- maligen Sieger- und Verlierermächten weitgehend normalisiert haben, standen die di- versen Klubs im Großen und Ganzen allen Nationen offen. Rolf, der in seiner Jugend lei- denschaftlich Sport betrieben hatte und bestrebt war, sich auch während der Zeit seiner Gefangenschaft mit Fußball- und Tennisspiel fit zu halten, hat nach seiner Ankunft in China zunächst aus Zeit- und Geldmangel auf jegliche sportliche Betätigung verzichtet. Schließlich musste er jedoch mit Schreck feststellen, dass er begann, einen beträchtli- chen Bauch anzusetzen, und dass auch seine gesundheitliche Konstitution nicht die bes- te war. Er beschloss deshalb, so oft wie möglich vor Arbeitsbeginn Tennis zu spielen. Be- friedigt berichtet Hermine Rolfs Mutter im März 1922: »Sein Fett schwindet zusehends und auch ansonsten fühlt er sich gehobener und frischer.« Allerdings, so fügt sie hin- zu, macht ihm das Tennisspielen am wenigsten Spaß, ist aber der einzige Sport, der so kostengünstig ist, dass er das Geld dafür ausgeben kann bzw. will. Auch das Schwimm- bad suchte er auf, das allerdings »für unsere Begriff recht kümmerlich [  ist  ] – das Was- ser nicht sehr schön«. Diese Sportarten konnten im »Tientsin Country Club« ausgeübt werden, während im »Tientsin Race Club«, der in der Britischen Konzession lag, im Sommer Fußball ge- spielt und im Winter Schlittschuh gelaufen wurde. Die Eislaufbahn war mit Bambusmat- ten überdeckt und soll auf diese Weise die größte »Indoor«-Eisfläche der Welt gewesen sein. Dieses Angebot ließ Rolf das Eislaufen für sich neu entdecken, und er besuchte in
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Rolf Geyling (1884-1952) Architekt zwischen Kriegen und Kontinenten
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
Titel
Rolf Geyling (1884-1952)
Untertitel
Architekt zwischen Kriegen und Kontinenten
Autor
Inge Scheidl
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
Wien
Datum
2014
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY-NC-ND 3.0
ISBN
978-3-205-79585-8
Abmessungen
17.0 x 24.0 cm
Seiten
292
Schlagwörter
Architektur, Historismus, Jugendstil, Neue Sachlichkeit, Erster Weltkrieg, Ostfront, Kriegsgefangenschaft, Sibirien, China, Tianjin
Kategorie
Biographien

Inhaltsverzeichnis

  1. Revolte und Reife 8
  2. Eine Künstlerfamilie 9
  3. Zwischen Abenteuer und Architektur 15
  4. Mädy 35
  5. Mobilisierung und Krieg 41
  6. Der Weg an die Ostfront 41
  7. Die Schlacht von Lemberg 48
  8. »Durch Landesbewohner verraten« 59
  9. Die Sanoffensive 62
  10. Schlacht bei Krakau 65
  11. Kriegsalltag in der k. u. k. Armee 67
  12. Die »Angriffshast« der Infanterie 68
  13. Warten auf Befehle 70
  14. Bewegungskrieg in Nässe und Schlamm 74
  15. Schlacht bei Limanowa-Lapanow 78
  16. Die Schlacht von Tarnow-Gorlice 81
  17. Kriegsgefangenschaft 91
  18. Berichte zwischen Verklärung und Traumabewältigung 91
  19. »Kriegsordnung« und Kriegsgefangenenrealität 94
  20. Die Jahre in Sibirien 96
  21. Der Transport in die Lager 96
  22. Dauria 115
  23. Architekturentwürfe in der Gefangenschaft 139
  24. Zwischen den Fronten der »Weißen« und »Roten« Garde 149
  25. Antipicha – Perwaja-Rjetschka – Wladiwostok 159
  26. China 173
  27. Ankunft 173
  28. Dies ist ja eine Übergangszeit 182
  29. Aufträge und Rückschläge 189
  30. Das architektonische Werk 199
  31. Städtebauliche Planungen 203
  32. Öffentliche Gebäude und Geschäftsbauten 204
  33. Villen 214
  34. Miethäuser 221
  35. Gesellschaftliches Leben gibt es hier genug 224
  36. Wir leben recht abgeschlossen für uns 230
  37. Sehnsucht nach Österreich 238
  38. Ewige Ungewissheit 247
  39. Lao Gai Lin 257
  40. Epilog 265
  41. Literatur 269
  42. Bildnachweis 272
  43. Farbteil 273
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