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Rolf Geyling (1884-1952) - Architekt zwischen Kriegen und Kontinenten
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China 232 Interpretation und Sichtweise nachvollziehbar sind. Die Verpflichtung, regelmäßig Brie- fe zu verfassen, war für sie jedoch sehr belastend, obwohl sie bei ihrer Schwiegermut- ter – die an ihre Mutter sind nicht erhalten – sehr offen über ihre Sorgen und Nöte ihr Herz ausschütten konnte. Ihren Mann wollte sie nämlich möglichst nicht mit ihren Pro- blemen belästigen, sondern im Gegenteil »immer ein heiteres Gesicht« zeigen, um ihn bei seinem beruflichen Fortkommen nicht zu hemmen. Ihre unerschütterliche Loyalität zu ihrem Mann zeigt sich in dem bereits erwähnten Brief vom Jänner 1924, in dem sie auf Vorwürfe reagierte, die ihre Schwiegermutter hinsichtlich ihres Sohnes äußerte: »Ei- nes kann ich dir nur sagen, liebe Mama, dass Rolf nicht wie Du immer angenommen hast, das egoistischste Deiner Kinder ist. [  …  ] Leider hat er seine verschlossene Art in Vielem beibehalten – so ist es für mich recht schwer hier oder da einzusetzen – und Alles kann ich auf die Dauer nicht erraten oder riechen – es ist furchtbar schwer. [  …  ] Nicht das er mir nichts anvertrauen würde, doch er bespricht mit mir Manches aber eigentlich behält er immer noch etwas für sich – sei es aus Bequemlichkeit – d. h. da er müde davon ist – oder aus angeborener Geheimniskrämerei.« Der Vorwurf über die Verschlossenheit ih- res Mannes, die sie in gewisser Weise immer auch als Vernachlässigung empfand, kam von Hermine mehrmals. Allerdings versicherte sie immer, dass sie ihren Mann trotz al- lem nach besten Kräften zu unterstützen versuche, wenngleich sie dabei manchmal an ihre Grenzen stoße, wie sie in demselben Brief klagt: »es hält manchmal schwer, ich habe nichts von ihm, nicht die geringste Freude ein Tag ist wie der andere – farblos- freud- los – und ich soll immer mehr geben an guter Laune.« Da auch Rolf die Wohnsituation unerträglich fand und er Hermine versprochen hatte, spätestens nach einem Jahr eine andere Wohnung zu suchen, mietete er im September 1922 ein geräumiges Haus, das in der ehemaligen deutschen Konzession erbaut worden war. Bereits als das Ehepaar in China angekommen war, hat Rolf seine junge Frau um Ver- ständnis gebeten, dass sie beide in größter Genügsamkeit leben müssten, da er sämtliche finanziellen Mittel benötige, um sich seine beruf- liche Existenz aufbauen zu können. Aus Gründen der Sparsamkeit kaufte das Ehepaar daher ge- brauchte Möbel für das Speise- und Schlafzim- mer. Nur für das Wohnzimmer wurde eine neue Einrichtung angefertigt, wie Hermine im Juni 1923 ihrer Schwiegermutter stolz berichtet: »Rolf hat es entworfen und ich durfte meinen Senf dazu ge- ben und nach vielen Meinungsverschiedenheiten entstand dann dieses Prachtwerk. Wir sind ganz glücklich – das es so wohlgelungen ist. Es war für 112 Wohnzimmer, der Kachelofen wurde aus Österreich importiert
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Rolf Geyling (1884-1952) Architekt zwischen Kriegen und Kontinenten
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
Titel
Rolf Geyling (1884-1952)
Untertitel
Architekt zwischen Kriegen und Kontinenten
Autor
Inge Scheidl
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
Wien
Datum
2014
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY-NC-ND 3.0
ISBN
978-3-205-79585-8
Abmessungen
17.0 x 24.0 cm
Seiten
292
Schlagwörter
Architektur, Historismus, Jugendstil, Neue Sachlichkeit, Erster Weltkrieg, Ostfront, Kriegsgefangenschaft, Sibirien, China, Tianjin
Kategorie
Biographien

Inhaltsverzeichnis

  1. Revolte und Reife 8
  2. Eine KĂĽnstlerfamilie 9
  3. Zwischen Abenteuer und Architektur 15
  4. Mädy 35
  5. Mobilisierung und Krieg 41
  6. Der Weg an die Ostfront 41
  7. Die Schlacht von Lemberg 48
  8. »Durch Landesbewohner verraten« 59
  9. Die Sanoffensive 62
  10. Schlacht bei Krakau 65
  11. Kriegsalltag in der k. u. k. Armee 67
  12. Die »Angriffshast« der Infanterie 68
  13. Warten auf Befehle 70
  14. Bewegungskrieg in Nässe und Schlamm 74
  15. Schlacht bei Limanowa-Lapanow 78
  16. Die Schlacht von Tarnow-Gorlice 81
  17. Kriegsgefangenschaft 91
  18. Berichte zwischen Verklärung und Traumabewältigung 91
  19. »Kriegsordnung« und Kriegsgefangenenrealität 94
  20. Die Jahre in Sibirien 96
  21. Der Transport in die Lager 96
  22. Dauria 115
  23. ArchitekturentwĂĽrfe in der Gefangenschaft 139
  24. Zwischen den Fronten der »Weißen« und »Roten« Garde 149
  25. Antipicha – Perwaja-Rjetschka – Wladiwostok 159
  26. China 173
  27. Ankunft 173
  28. Dies ist ja eine Ăśbergangszeit 182
  29. Aufträge und Rückschläge 189
  30. Das architektonische Werk 199
  31. Städtebauliche Planungen 203
  32. Öffentliche Gebäude und Geschäftsbauten 204
  33. Villen 214
  34. Miethäuser 221
  35. Gesellschaftliches Leben gibt es hier genug 224
  36. Wir leben recht abgeschlossen fĂĽr uns 230
  37. Sehnsucht nach Ă–sterreich 238
  38. Ewige Ungewissheit 247
  39. Lao Gai Lin 257
  40. Epilog 265
  41. Literatur 269
  42. Bildnachweis 272
  43. Farbteil 273
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