Web-Books
im Austria-Forum
Austria-Forum
Web-Books
Biographien
Rolf Geyling (1884-1952) - Architekt zwischen Kriegen und Kontinenten
Seite - 250 -
  • Benutzer
  • Version
    • Vollversion
    • Textversion
  • Sprache
    • Deutsch
    • English - Englisch

Seite - 250 - in Rolf Geyling (1884-1952) - Architekt zwischen Kriegen und Kontinenten

Bild der Seite - 250 -

Bild der Seite - 250 - in Rolf Geyling  (1884-1952) - Architekt zwischen Kriegen und Kontinenten

Text der Seite - 250 -

China 250 änderten sich hingegen für Rolf und seine Frau auch in Tientsin die Lebensumstände grundlegend. Allerdings scheint Rolf dieses Ereignis – vermutlich aus Mangel an ausrei- chenden Informationen – nicht in seiner vollen Tragweite erfasst zu haben, denn er be- hielt seinen erfrischenden Optimismus, wie sein Brief an Greta vom 18. 5. 1938 zeigt: »Ich freue mich sehr, dass du so guten Mutes bist und hoffe, dass sich der Umschwung auch für Dich und für Remi günstig auswirken wird. Auch hier ist die Umstellung schon ganz erfolgt. Das österreichische Konsulat wurde schon längst dem reichsdeutschen überge- ben und [  Konsul  ] Bauer ist schon heimgereist. Ich glaube ich schrieb Dir schon darüber, dass Bauer nicht mehr zurückkehrt und dass ich daher am 1. Mai das Konsulat ganz hät- te übernehmen sollen. Ich hatte schon Amtsraum, Möbeln etc. hergerichtet, weil das mit Empfängen verbunden ist. Nun kam es anders, und nachdem ich die Sache ehrenhal- ber 15 Jahre gemacht habe so bin ich ehrlich froh, dass mir die Arbeit und der Zeitver- lust erspart bleibt. Mädy und ich, wir können uns noch nicht so ganz hineinfinden. Wir leben hier so ganz in einer reichsdeutschen Gemeinde und da wird man sich der Unter- schiede natürlich stärker bewusst. Auch der neue Gruss und das Um und Auf sind uns recht fremd, aber mit der Zeit wird man sich auch darein finden.« So wie alle Österrei- cher benötigte auch Rolf einen Ariernachweis, und er bat seine Schwester, die entspre- chenden Dokumente zu besorgen, und schlug in diesem Zusammenhang vor, »gleich weitere Nachforschungen nach unseren seltenen Vorfahren zu betreiben. [  …  ] Die Kinder werden in der Schule jetzt schon viel nach solchen Aufzeichnungen gefragt und quä- len uns mit ihrem Drängen.« Greta besorgte für ihren Bruder nicht nur die benötigten Dokumente, sondern küm- merte sich auch um die vorgeschriebene Neuausstellung von Rolfs Diplom der Tech- nischen Hochschule. Gleichzeitig mit diesen Papieren sendete sie ihm aber auch die Formulare zur Anmeldung zum »N. S. Bund Deutscher Techniker«, einem der NSDAP an- geschlossenen Verband. Tatsächlich meldete Rolf sich kurze Zeit später bei der »Fach- gruppe Bauwesen« an, doch ist schwer vorstellbar, dass er diesen Schritt aus ideologi- schen Gründen tat – Rolf scheint vielmehr ein durch und durch unpolitischer Mensch gewesen zu sein. Stattdessen dürfte – wie in vielen anderen Lebenssituationen auch – der charakteristische Pragmatismus Rolfs seine Entscheidung getragen haben. So wie er selbstverständlich Mitglied des Österreichischen Ingenieur- und Architektenvereins war, so war er nun ebenso selbstverständlich Mitglied im »Bund Deutscher Techniker« – zumal es damals durchwegs üblich war, als Architekt bzw. Ingenieur sämtlichen bedeu- tenderen Fachvereinen anzugehören. Als sein gleichnamiger Neffe Rolf, der Sohn seines Bruders Remigius, im Jahr 1937 sein Technikstudium abgeschlossen hatte, stellte er in einem Brief an seine Schwester am 1. Dezember wiederum betont rationale Überlegungen an: »Nach meiner Meinung soll-
zurĂĽck zum  Buch Rolf Geyling (1884-1952) - Architekt zwischen Kriegen und Kontinenten"
Rolf Geyling (1884-1952) Architekt zwischen Kriegen und Kontinenten
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
Titel
Rolf Geyling (1884-1952)
Untertitel
Architekt zwischen Kriegen und Kontinenten
Autor
Inge Scheidl
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
Wien
Datum
2014
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY-NC-ND 3.0
ISBN
978-3-205-79585-8
Abmessungen
17.0 x 24.0 cm
Seiten
292
Schlagwörter
Architektur, Historismus, Jugendstil, Neue Sachlichkeit, Erster Weltkrieg, Ostfront, Kriegsgefangenschaft, Sibirien, China, Tianjin
Kategorie
Biographien

Inhaltsverzeichnis

  1. Revolte und Reife 8
  2. Eine KĂĽnstlerfamilie 9
  3. Zwischen Abenteuer und Architektur 15
  4. Mädy 35
  5. Mobilisierung und Krieg 41
  6. Der Weg an die Ostfront 41
  7. Die Schlacht von Lemberg 48
  8. »Durch Landesbewohner verraten« 59
  9. Die Sanoffensive 62
  10. Schlacht bei Krakau 65
  11. Kriegsalltag in der k. u. k. Armee 67
  12. Die »Angriffshast« der Infanterie 68
  13. Warten auf Befehle 70
  14. Bewegungskrieg in Nässe und Schlamm 74
  15. Schlacht bei Limanowa-Lapanow 78
  16. Die Schlacht von Tarnow-Gorlice 81
  17. Kriegsgefangenschaft 91
  18. Berichte zwischen Verklärung und Traumabewältigung 91
  19. »Kriegsordnung« und Kriegsgefangenenrealität 94
  20. Die Jahre in Sibirien 96
  21. Der Transport in die Lager 96
  22. Dauria 115
  23. ArchitekturentwĂĽrfe in der Gefangenschaft 139
  24. Zwischen den Fronten der »Weißen« und »Roten« Garde 149
  25. Antipicha – Perwaja-Rjetschka – Wladiwostok 159
  26. China 173
  27. Ankunft 173
  28. Dies ist ja eine Ăśbergangszeit 182
  29. Aufträge und Rückschläge 189
  30. Das architektonische Werk 199
  31. Städtebauliche Planungen 203
  32. Öffentliche Gebäude und Geschäftsbauten 204
  33. Villen 214
  34. Miethäuser 221
  35. Gesellschaftliches Leben gibt es hier genug 224
  36. Wir leben recht abgeschlossen fĂĽr uns 230
  37. Sehnsucht nach Ă–sterreich 238
  38. Ewige Ungewissheit 247
  39. Lao Gai Lin 257
  40. Epilog 265
  41. Literatur 269
  42. Bildnachweis 272
  43. Farbteil 273
Web-Books
Bibliothek
Datenschutz
Impressum
Austria-Forum
Austria-Forum
Web-Books
Rolf Geyling (1884-1952)