Web-Books
im Austria-Forum
Austria-Forum
Web-Books
Biographien
Rolf Geyling (1884-1952) - Architekt zwischen Kriegen und Kontinenten
Seite - 251 -
  • Benutzer
  • Version
    • Vollversion
    • Textversion
  • Sprache
    • Deutsch
    • English - Englisch

Seite - 251 - in Rolf Geyling (1884-1952) - Architekt zwischen Kriegen und Kontinenten

Bild der Seite - 251 -

Bild der Seite - 251 - in Rolf Geyling  (1884-1952) - Architekt zwischen Kriegen und Kontinenten

Text der Seite - 251 -

Ewige Ungewissheit 251 te er als Techniker ruhig nach Deutschland gehen, denn dort kann er natürlich viel mehr geben und lernen als in unserer, heute engen Heimat. Schliesslich muß sich ja das Ver- hältnis zu Deutschland in den nächsten Jahren endgiltig klären, so dass man in Öster- reich nicht gleich als Landesverräter gilt, wenn man sich zu Deutschland gezogen fühlt.« Bezüglich seiner beruflichen Aussichten im Jahr 1938 zeigt Rolf sich jedenfalls trotz al- ler politischen Wirren unumstößlich optimistisch, und wieder einmal sind die Pläne über eine Heimkehr in weite Ferne gerückt: »Das heurige Jahr wird wohl infolge der politi- schen Wirren hier, und damit zusammenhängenden Teuerung ein sehr schlechtes Ge- schäftsjahr werden, aber das entmutigt mich nicht. Es ist dafür nachher ein Aufschwung zu erwarten, und bin ich nun hier so gut eingeführt und eingearbeitet, dass es eine Sün- de wäre den Platz zu räumen ohne zuhause sicher zu sein entsprechend beschäftigt zu werden. Wenn es sich in ein oder zwei Jahren zeigen sollte, dass zuhause ein dauern- der Mangel an Architekten sein sollte dann werde ich natürlich daran denken.« (  Brief an Greta, Dezember 1938  ) Allerdings beschloss im Sommer 1939 Hermine spontan, mit den Kindern eine Rei- se nach Europa anzutreten. Hermine und ihr Vater hatten stets eine sehr enge Bezie- hung gehabt, und der Vater hat die Trennung von der Tochter nie überwunden. Mögli- cherweise erhielt Hermine nun Nachrichten von zu Hause, dass es dem Vater nicht gut gehe, und hatte dabei vor Augen, dass Rolf seine Mutter das letzte Mal fünf Jahre vor deren Tod gesehen hatte und auch nicht nach Wien aufgebrochen war, als ihm bekannt wurde, dass ihr Lebensende bevorstehe. Hermine wollte jedenfalls nun nach zehn Jah- ren ihren Vater noch einmal sehen und beschloss, zunächst nach Bukarest zu reisen. An- schließend wollte sie mit den Kindern und Greta einen Urlaub in den Karpaten verbrin- gen und sich sodann noch einige Zeit bei der Schwägerin in dem von Rolf gekauften Haus in Emmersdorf aufhalten. Was Rolf von dieser Reise hielt, ist nicht bekannt. Angesichts seines ausgeprägten Pflichtgefühls ist beispielsweise schwer vorstellbar, dass ihm nicht allein der Gedanke widerstrebte, dass die Kinder – sie waren nun 13 und 15 Jahre alt – einige Monate nicht die Schule besuchen würden. Auch müsste ihn die politische Lage in der Heimat beun- ruhigt haben, auch wenn für ihn wahrscheinlich nicht absehbar war, wie sehr ganz Eu- ropa mittlerweile einem Pulverfass glich. In Hermines Heimat Rumänien bewirkte in den 1930er-Jahren eine Reihe von kurzle- bigen Regierungen und Konflikten mit der »Eisernen Garde«, einer von Hitler unterstütz- ten faschistischen, ultranationalistischen Partei, immer wieder große, beinahe bürger- kriegsähnliche Unruhen im ganzen Land. Im April 1939 schloss Rumänien zur Sicherung seiner Unabhängigkeit mit Frankreich und Großbritannien einen Vertrag. Genau zu dem Zeitpunkt, als sich Hermine und die Kinder in Bukarest befanden – also im September
zurück zum  Buch Rolf Geyling (1884-1952) - Architekt zwischen Kriegen und Kontinenten"
Rolf Geyling (1884-1952) Architekt zwischen Kriegen und Kontinenten
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
Titel
Rolf Geyling (1884-1952)
Untertitel
Architekt zwischen Kriegen und Kontinenten
Autor
Inge Scheidl
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
Wien
Datum
2014
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY-NC-ND 3.0
ISBN
978-3-205-79585-8
Abmessungen
17.0 x 24.0 cm
Seiten
292
Schlagwörter
Architektur, Historismus, Jugendstil, Neue Sachlichkeit, Erster Weltkrieg, Ostfront, Kriegsgefangenschaft, Sibirien, China, Tianjin
Kategorie
Biographien

Inhaltsverzeichnis

  1. Revolte und Reife 8
  2. Eine Künstlerfamilie 9
  3. Zwischen Abenteuer und Architektur 15
  4. Mädy 35
  5. Mobilisierung und Krieg 41
  6. Der Weg an die Ostfront 41
  7. Die Schlacht von Lemberg 48
  8. »Durch Landesbewohner verraten« 59
  9. Die Sanoffensive 62
  10. Schlacht bei Krakau 65
  11. Kriegsalltag in der k. u. k. Armee 67
  12. Die »Angriffshast« der Infanterie 68
  13. Warten auf Befehle 70
  14. Bewegungskrieg in Nässe und Schlamm 74
  15. Schlacht bei Limanowa-Lapanow 78
  16. Die Schlacht von Tarnow-Gorlice 81
  17. Kriegsgefangenschaft 91
  18. Berichte zwischen Verklärung und Traumabewältigung 91
  19. »Kriegsordnung« und Kriegsgefangenenrealität 94
  20. Die Jahre in Sibirien 96
  21. Der Transport in die Lager 96
  22. Dauria 115
  23. Architekturentwürfe in der Gefangenschaft 139
  24. Zwischen den Fronten der »Weißen« und »Roten« Garde 149
  25. Antipicha – Perwaja-Rjetschka – Wladiwostok 159
  26. China 173
  27. Ankunft 173
  28. Dies ist ja eine Übergangszeit 182
  29. Aufträge und Rückschläge 189
  30. Das architektonische Werk 199
  31. Städtebauliche Planungen 203
  32. Öffentliche Gebäude und Geschäftsbauten 204
  33. Villen 214
  34. Miethäuser 221
  35. Gesellschaftliches Leben gibt es hier genug 224
  36. Wir leben recht abgeschlossen für uns 230
  37. Sehnsucht nach Österreich 238
  38. Ewige Ungewissheit 247
  39. Lao Gai Lin 257
  40. Epilog 265
  41. Literatur 269
  42. Bildnachweis 272
  43. Farbteil 273
Web-Books
Bibliothek
Datenschutz
Impressum
Austria-Forum
Austria-Forum
Web-Books
Rolf Geyling (1884-1952)