Seite - 147 - in Sakralmöbel aus Österreich - Von Tischlern und ihren Arbeiten im Zeitalter des Absolutismus, Band I: Östliche Landsteile
Bild der Seite - 147 -
Text der Seite - 147 -
Dominikanerkloster | 147
des Sakralgebäudes. 1631 erfolgte die Grundsteinlegung, bis 1634 war der Rohbau der
Kirche ausgeführt. In die Zeit um 1670 fällt die Vervollständigung der Westfassade, da-
nach wurden Stuckateure und Maler mit der Vollendung des Innenraums beauftragt.26
1676 war die Ausstattung mit Gemälden und Stuckarbeiten weitgehend abgeschlossen,
drei Jahrzehnte später sollen auch die restlichen Arbeiten an der Kirche beendet gewe-
sen sein.27 Der Plan zum Neubau geht auf Jacopo Tencala zurück, als ausführende Bau-
leute nennt die Überlieferung Cipriano Biasino (1580–1636), Jacopo Spazio und An-
tonio Canevale (1681–ca. 1750). 1783 wurde der Dominikanerorden mit kaiserlichem
Dekret aufgehoben und sein Besitz konfisziert. So erklärt sich vermutlich die Tatsache,
dass nur wenige Schriftquellen zu Künstlern und Handwerkern, die den Neubau der
Kirche vorantrieben, erhalten sind. Das Mobiliar, so die vorherrschende Meinung in
der Fachliteratur, dürfte von Laienbrüdern gefertigt worden sein. Tatsächlich berichten
Einträge in einem Nekrologium der Dominikaner von Konversen, die vor den 1650er-
Jahren im Kloster den Beruf des Tischlers ausübten.28 Und 1762 verstarb dem Wie-
nerischen Diarium zufolge der externe Tischlergeselle Martin Künzler (Küenzler), der
aus dem Elsass zugewandert war und in den Diensten des Klosters gestanden hatte.29
Wo die Stiftstischlerei angesiedelt war, ob im Kloster selbst oder in einem Gutshof der
Abtei vor den Toren der Stadt, ließ sich bisher nicht ermitteln. Unbekannt ist ferner,
ob auch im frühen 18. Jahrhundert Tischler im Kloster lebten. Bisher wurden keine
Schriftquellen gefunden, die auf diese Frage eine verlässliche Antwort geben könnten.
Stiftskirche, Eingangsportal
Wien, um 1635/40
Lichte Weite : H 450 cm x B 239 cm
Nussbaum, Eiche, dunkelbraun lasiert. Eisen, geschwärzt, gemeißelt
Das Holzportal zeichnet sich durch eine architektonische Gestaltung aus (Abb. 10).30
Zwei Paare ionischer Pilaster stützen einen gesprengten Dreiecksgiebel mit Vasen, Pos-
tamenten und einer hohen Volutenkonsole. Muschelnischen füllen die schmalen Felder
zwischen den Stützen, eine rundbogige Ädikula ziert das breite Mittelfeld. Der Bogen
26 Beschreibung des ikonografischen Programms der Decke und der Altargemälde bei Frank, Dominika-
nerkirche (1999), 10–20 ; Dehio, ebd., 43–51.
27 Zur Bauchronologie macht die Literatur unterschiedliche Angaben.
28 Daneben nennt das Nekrologium Müller, Schneider, Töpfer, Glaser, Brauer und Winzer. Brunner, Predi-
ger-Orden (1867), 17–18.
29 Wienerisches Diarium, Nr. 82, 13. Oktober 1762. Wagner, Regesten (2014), ad vocem.
30 Dehio, Wien, 1 (2003), 44. Wie das meist der Fall ist, besitzt auch dieses Portal vier Flügel, die geöffnet
werden können. Die beiden unteren reichen bis zum Gebälk.
Sakralmöbel aus Österreich
Von Tischlern und ihren Arbeiten im Zeitalter des Absolutismus, Band I: Östliche Landsteile
- Titel
- Sakralmöbel aus Österreich
- Untertitel
- Von Tischlern und ihren Arbeiten im Zeitalter des Absolutismus
- Band
- I: Östliche Landsteile
- Autor
- Michael Bohr
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Datum
- 2017
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-205-20512-8
- Abmessungen
- 17.0 x 24.0 cm
- Seiten
- 730
- Schlagwörter
- Baroque, applied arts, church furnishings, Barock, Kunsthandwerk, Sakralmöbel
- Kategorie
- Kunst und Kultur
Inhaltsverzeichnis
- Teil 1 Vorbemerkungen
- Teil 2 Grundlegendes
- I. Klerus, Kirchen und Klöster – Tischlereien und Tischlerarbeiten 31
- Zur Barockisierung von Weltkirchen und Klöstern 31
- Tischlerwerkstätten in Wien 33
- Tischlerwerkstätten auf dem Land 36
- Zur Größe der Werkstätten 40
- Zur Zusammenarbeit von Tischlern mit andern Handwerkern 41
- Zur Beschaffung des benötigten Holzes 43
- Zur Qualität des Holzes und zum System der Vergütung von Tischlern 43
- Nachlassende Qualität der Tischlererzeugnisse im fortgeschrittenen 18. Jahrhundert 46
- Zu den verwendeten Materialien 48
- Zur Oberflächenveredelung und Restaurierung 51
- Exkurs : Technische Innovationen als Grundlage der Entwicklung neuer Gestaltungsformen 55
- II. Gestaltungsfragen, Stilformen und Ornamente 58
- III. Die Entwicklung des Kirchenmobiliars 81
- IV. Sakristeien 101
- Ihre Lage innerhalb des Raumgefüges 101
- Der Klosterplan von St. Gallen und frühe Sakristeimöbel 102
- Zur Funktion von Sakristeien, barocke Sakristeieinrichtungen und die Schriften von Carlo Borromeo und Jacob Müller 104
- Altäre und Scheinaltäre 104
- Lavabos 106
- Sakristeischränke und Ankleidekredenzen 107
- Zur Entwicklungsgeschichte der Sakristeischränke 110
- Ankleidetische und Tischkästen 111
- Truhen und Truhenbänke 113
- Beichtstühle 115
- Betpulte, Kniebänke und Bankpulte 116
- V. Mobiliar in Nebenräumen von Kirchen und Klöstern 118
- VI.Zur Hierarchie von Räumen und Möbeln 127
- I. Klerus, Kirchen und Klöster – Tischlereien und Tischlerarbeiten 31
- Teil 3 Katalog – Beiträge zu den Sakralanlagen – Tafeln
- Hinweise 133
- Hinweise zu Provenienzen, Datierungen und Materialien 133
- Hinweise zu den angegebenen Maßen 133
- Hinweise zu den zitierten Schriftquellen 134
- I. Sakralbauten in Wien 135
- II. Sakralbauten in Niederösterreich 247
- Altenburg, Benediktinerstift 247
- Ardagger, Pfarrkirche hl. Margarete 260
- Dürnstein, Pfarrkirche Mariä Himmelfahrt 264
- Geras, Prämonstratenser-Chorherrenstift 283
- Göttweig, Benediktinerstift 294
- Heiligenkreuz, Zisterzienserstift 315
- Herzogenburg, Augustiner-Chorherrenstift 335
- Horn, Piaristenkirche 347
- Klosterneuburg, Augustiner-Chorherrenstift 352
- Krems, Piaristenkirche 367
- Krems, Pfarrkirche St. Veit 380
- Lilienfeld, Zisterzienserstift 386
- Melk, Benediktinerstift 408
- St. Marein, Pfarrkirche hl. Maria 434
- St. Pölten, Dom- und Pfarrkirche Mariae Himmelfahrt 436
- Seitenstetten, Benediktinerstift 452
- Wiener Neustadt, Zisterzienserstift Neukloster 466
- Zwettl, Zisterzienserstift 477
- III. Sakralbauten in Oberösterreich 500
- Baumgartenberg, Pfarrkirche Mariae Himmelfahrt 500
- Kremsmünster, Benediktinerstift 512
- Lambach, Benediktinerstift 534
- Linz, Jesuitenkirche (Alter Dom) 551
- Linz, Karmelitenkloster 566
- Linz, Seminarkirche Hl. Kreuz 572
- St. Florian, Augustiner-Chorherrenstift 580
- Schlägl, Prämonstratenser-Chorherrenstift 607
- Schlierbach, Zisterzienserstift 621
- Waldhausen, Pfarrkirche Mariae Himmelfahrt 631
- Wilhering, Zisterzienserstift 638
- Teil 4 Zusammenfassung und Ausblick – Glossar – Verzeichnisse –
- Literatur
- Zusammenfassung und Ausblick 659
- Zum Aufbau des Buchs 659
- Historischer Abriss 660
- Entwicklungsgeschichte der Kirchenmöbel 661
- Zur Einrichtung verschiedener Räume in Kirchen und Klöstern 662
- Zur Hierarchie sakraler Einrichtungen 663
- Die Auftraggeber und ihr Einfluss auf die Kunstentwicklung 663
- Zum Verhältnis zwischen Auftraggebern, Architekten und Handwerkern 665
- Zu den Tischlern 665
- Stilistische Entwicklung der Möbel 666
- Regionale Besonderheiten 667
- Fazit und Ausblick 668
- Glossar 670
- Ortsindex 678
- Künstlerverzeichnis 682
- Abkürzungsverzeichnis 688
- Abbildungsnachweis 692
- Literaturverzeichnis 693