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Aufklärung habsburgisch - Staatsbildung, Wissenskultur und Geschichtspolitik in Zentraleuropa 1750–1850
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15Einleitung tegie der Aneignung deshalb erfolgreich, weil sich diese Liberalen im Vormärz auf ein Vermächtnis beriefen, dessen sich ihre konservativen Zeitgenossen bereits zu entledigen suchten.9 Das war ein langwieriger Prozess, durch den die Konservativen sich eine neue Vergangenheit zu geben versuchten: Konservative Staatsdiener, Gelehrte und Kle- riker verschütteten ihre Wurzeln in der Aufklärung, um sich gegen die Revolution zu rüsten.10 Auf diese Weise entstanden im Vormärz geschichtspolitisch aufgeladene Wunschvergangenheiten, die sich in ihrer Polarität und Symmetrie trefflich ergänzten.11 Das Kernanliegen dieses Buches besteht darin, die Aufklärung in der Habsburgermonarchie als historisches Geschehen in ihrer lang- fristigen Prägekraft zu erschließen, ohne sie in das Prokrustesbett der säkular-demokratischen Moderne zu zwängen, ohne davon aus- zugehen, dass die Aufklärung in Revolution und Liberalismus ihre eigentliche Erfüllung fand. Diese Grundabsicht bestimmt auch meinen sels  – Wechsel der Erfahrung: Rekurrierten Vormärzliberale lediglich auf Aufklärung?, in: ZfG 41 (1993), 781-791, 791. Vgl. auch Eugen Lembergs Feststellung: »Nur hat für den heutigen Betrachter eine pathetische Beto- nung der Toleranz während der Aufklärung, auf der anderen Seite aber das Fehlen von Vergleichspunkten in großen europäischen Zusammenhängen, das Bild der Aufklärung dem Liberalismus des 19.  Jahrhunderts allzustark angenähert.« Lemberg, Grundlagen des nationalen Erwachens in Böhmen. Geistesgeschichtliche Studie, am Lebensgang Josef Georg Meinerts (1773- 1844), Reichenberg 1932, 28.     9 Nuanciert Johann Christoph Allmayer-Beck, Der Konservatismus in Ös- terreich [1959], in: ders., Militär, Geschichte und politische Bildung, hg. v. Peter Broucek, Erwin A. Schmidl, Wien 2008, 67-114; Jörn Garber, Drei Theoriemodelle frühkonservativer Revolutionsabwehr; Moritz Csáky, Vom Josephinismus zur katholischen Romantik. Bemerkungen zu Franz Széché- nyis unbekannter Abhandlung »Vom Zeitgeist«, in: Anz 117 (1980), 70-86; Milan Hlavačka, Starorakouský konzervatismus a počatký české konzerva- tivní politiky: Per aspera ad astram anebo naopak? [Der altösterreichische Konservatismus und die Anfänge der böhmischen konservativen Politik. Per aspera ad astra oder umgekehrt?], in: Ob 2 (2005), 35-41. 10 Nietzsche spricht von der Tendenz, sich »gleichsam a posteriori eine Ver- gangenheit zu geben, aus der man stammen möchte, im Gegensatz zu der, aus der man stammt«. Friedrich Nietzsche, Unzeitgemäße Betrachtungen, II. Vom Nutzen und Nachtheil der Historie für das Leben, in: Sämtliche Werke. Studienausgabe in 15 Einzelbänden, hg. v. Giorgio Colli, Mazzino Montinari, 2. Aufl., Berlin 1988, Bd. 1, 243-334, 270. 11 Briese, Liepert und Magdanz warnen davor, die »Diskussion in dem Rahmen zu führen, den die parteiische und zumeist unreflektierte Debatte des Vormärz vorgab, in der  – und zwar im liberalen Selbstverständnis wie in der konservati- ven Polemik  – der Liberalismus als Erbe der Aufklärung galt«, Briese, Liepert, Magdanz, Erfahrung des Wechsels  – Wechsel der Erfahrung, 783.
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Aufklärung habsburgisch Staatsbildung, Wissenskultur und Geschichtspolitik in Zentraleuropa 1750–1850
Titel
Aufklärung habsburgisch
Untertitel
Staatsbildung, Wissenskultur und Geschichtspolitik in Zentraleuropa 1750–1850
Autor
Franz Leander Fillafer
Verlag
Wallstein Verlag
Datum
2021
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY-NC 4.0
ISBN
978-3-8353-3745-9
Abmessungen
14.0 x 22.2 cm
Seiten
628
Schlagwörter
Aufklärung, Österreich, Habsburger, 18. Jahrhundert, 19. Jahrhundert, Revolution, Geschichtsbild, Wissensgeschichte
Kategorien
Geschichte Vor 1918

Inhaltsverzeichnis

  1. Einleitung 11
  2. I. Von der Vaterlandsliebe zum Völkerfrühling, 1770-1848 23
    1. 1. Der Patriotismus des Joseph von Sonnenfels 24
    2. 2. Der Landespatriotismus: Vom mehrsprachigen Vaterland zu den rivalisierenden Vergangenheiten seiner Nationen 30
    3. 3. Revolutionsabwehr, Sprachnationalismus und dynastische Loyalität: Joseph von Hormayr als Historiker 39
    4. 4. Zwischenresümee 49
    5. 5. Das Weltbürgertum der Völkerfreundschaft 51
    6. 6. 1848 und die Krise der liberalen Völkerfreundschaft 57
    7. Ergebnisse 64
  3. II. Die katholische Aufklärung 67
    1. 1. Der Josephinismus als »große Erzählung« der österreichischen Geschichte 67
    2. 2. Die theresianischen Reformen 71
    3. 3. Zwischen Barock und Aufklärung: Gelehrsamkeit, Kunst und Lebenspraxis 76
    4. 4. Die katholischen Reformer und das landesfürstliche Kirchenregiment 83
    5. 5. Barockbewältigung: Scholastiksatire und Patriotismuskonkurrenz im maria-theresianischen Prag 96
    6. 6. Das Methodentableau der katholischen Aufklärung 107
    7. 7. Newtonaneignung im katholischen Milieu: Von der Gotteserkenntnis zur Weltstruktur 110
    8. Ergebnisse 122
  4. III. Die Erfindung der Allianz von Thron und Altar 125
    1. 1. Honigmond. Der antirevolutionäre Schulterschluss von Kirche und Erzhaus in den 1790er Jahren 125
    2. 2. Restaurative Geschichtspolitik und Sozialdiagnose 137
    3. 3. Von der Gemeinschaft der Rechtgläubigen zum überkonfessionellen Rechtsstaat: Kultusrecht und Staatshandeln im Vormärz 152
    4. 4. Die Selbstprovinzialisierung des restaurativen Katholizismus 160
    5. 5. Für Gott und Vaterland: Das Erbe der Aufklärung und die Rolle der Katholiken in der »nationalen Wiedergeburt« 163
    6. 6. Imperiale Integration durch konfessionelle Geopolitik: Von der barocken Rekatholisierung zum Austroslawismu Bartholomäus Kopitars 174
    7. 7. Wissenschaftspolitik und Theologie im Völkerfrühling: Die liberalen Katholiken zwischen Revolution und Konkordat 181
    8. Ergebnisse 192
  5. IV. Wissenskulturen des Vormärz 197
    1. 1. Kant im restaurativen Wissensregime 199
    2. 2. Bernard Bolzano und das Erbe der Leibniz-Wolff’schen Scholastik 209
    3. 3. Bolzanisten versus Herbartianer 219
    4. 4. Welches positive Wissen? Bibelhermeneutik und liberale Physik 223
    5. 5. Positivität und Restauration. Der wissensgeschichtliche und ästhetisch-politische Kontext 240
    6. 6. Eine Art Schadensabwicklung. Die postrevolutionäre Konstruktion der »österreichischen Philosophie« 248
    7. Ergebnisse 252
  6. V. Vom Merkantilregime zum Binnenmarkt: Die Monarchie als Wirtschaftsraum 255
    1. 1. Der Grunduntertan als Staatsbürger und Eigentümer: Die aufgeklärte Agrarpolitik und ihre Folgen 258
    2. 2. Die Patrimonialrechte in der Erwerbsgesellschaft 274
    3. 3. Sonnenfels’ Œuvre 278
    4. 4. Rivalisierende Aufklärungen: Merkantilismus und Vernunftrecht 284
    5. 5. Sonnenfels und die Nachwelt: Der Staat als bürgerlicher Verein 291
    6. 6. Die Liberalkatholiken als politische Ökonomen 303
    7. 7. Zwischenresümee: Aufklärungserbe und ökonomischer Liberalismus 309
    8. 8. Der Gesamtstaat als Wirtschaftsunion 310
    9. 9. Ungarn in der Donaumonarchie: Wirtschafts- und Verfassungspolitik von Joseph II. bis 1848 315
    10. Ergebnisse 331
  7. VI. Naturrechtspraxis und Empire-Genese. Kodifikation, Rechtsstaat, Wissenschaftsgeschichte 335
    1. 1. Sonnenfels versus Zeiller. Der Zielkonflikt zwischen Verfassungs- und Privatrechtskodifikation in den 1790er Jahren 339
    2. 2. Der Kantianismus in der Rechtswissenschaft. Franz von Zeiller und sein Erbe 354
    3. 3. Die Politik des Metapolitischen. Zeillers Gesetzgebungstechnik und das »natürliche Recht« 361
    4. 4. Das natürliche Recht und die Privatisierung der ständischen Herrschaftsteilhabe 373
    5. 5. Die Wissenschaftsgeschichte des Rechts und die Gesamtmonarchie: Ein Zwischenresümee 381
    6. 6. Naturrechtskodifikation und Gesetzesexegese: Die Auslegungspraxis des ABGB 383
    7. 7. Rechtsstaat und Gewaltenteilung im Vormärz 388
    8. 8. Gesellschaftsvertrag und Revolutionsprävention: Das natürliche öffentliche Recht als Basisepistem 401
    9. 9. Ursprung ist das Ziel. Patriotische Rechtshistorie und parlamentarische Repräsentation im Vormärz 407
    10. 10. Vertrag als Fiktion. Die Naturrechtskritik der Junghegelianer 418
    11. 11. Pandektenkur. Der Siegeszug der historisch- römischrechtlichen Schule nach 1848 423
    12. Ergebnisse 443
  8. VII. Aufklärungserbe und Revolutionsabwehr: Selbst- und Feindbilder der Restauration 455
    1. 1. Die Josephiner und die Revolution 455
    2. 2. Carl von Kübecks Lehrjahre. Eine Vignette 467
    3. 3. Josephiner versus Romantiker 471
    4. 4. Der innere Feind. Zur Metaphern- und Sozialgeschichte der Restauration 476
    5. 5. Opferkonkurrenz als Erinnerungskonkurrenz: Die Geschichtspolitik des Jahres 1848 und des Neoabsolutismus 489
    6. Ergebnisse 492
  9. VIII. Überblick 497
  10. IX. Was war Aufklärung? 513
    1. Das Gesamtbild 525
    2. Anhang 529
    3. Abbildungen 529
    4. Archivalien 530
    5. Siglen- und Abkürzungsverzeichnis 532
    6. Quellen und Literatur 539
    7. Personen- und Sachregister 620
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