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Aufklärung habsburgisch - Staatsbildung, Wissenskultur und Geschichtspolitik in Zentraleuropa 1750–1850
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37Der Landespatriotismus hielt. Diese Nachbearbeitung spätaufklärerischer Konzepte machte aus dem Genius des Vaterlandes einen sprachlich codierten Nationalgeist, der sich in einer einsprachigen Nationalliteratur ausdrücken sollte.43 Die aufgeklärten Gelehrtenpatrioten beantworteten diese Um- formung ihrer Konzepte, die einer kulturpolitischen Enteignung gleichkam, immer wieder mit geharnischter Kritik: In Böhmen trat der Patriarch der Slawistik Joseph Dobrovský gegen die gefälschten alttschechischen Nationalepen, die Grünberger und Königinhofer Handschrift (Rukopis zelenohorský und Rukopis královédvorský), auf.44 Die gelehrten Patrioten sträubten sich gegen die Beweihräu- cherung der Nation und ihrer einzigartigen, ursprünglichen Freiheit, 43 Vgl. dazu Ferenc Toldys Verunglimpfungen von Ferenc Kazinczy als Über- setzer von Ladislaus Pyrkers Perlen der heiligen Vorzeit, in: KL (1830), 1, 13-23, 14. Über Toldys nationalliteraturhistorisches Programm Péter Dá- vidházi, Egy nemzeti tudomány születése. Toldy Ferenc és a magyar iroda- lomtörténet [Geburt einer nationalen Wissenschaft. Ferenc Toldy und die ungarische Literaturgeschichte], Budapest 2004, 19-55. Der protestantische ungarische Landespatriot und Polyhistor Karl Georg Rumy (1780-1847), der seit 1816 als Gymnasialdirektor an der serbisch-orthodoxen Anstalt in Karlovac gewirkt hatte und im November 1824 in Wien zum Katholizismus konvertiert war, um die Professor für ungarisches Recht und Statistik am Priesterseminar in Esztergom übernehmen zu können, kommentiert Tol- dys Kritik so: »Hätte der geniale Pyrker anstatt die Perlen der biblischen Vorzeit zu dichten, und statt Karl V. und Rudolph von Habsburg zu be- singen, den parduczos, buzoganyos Arpad [Arpad mit seinem Pantherfell und seiner Keule, FLF] oder Taksony oder gar die hunnische Geisel Gottes Et(z)el besungen, vielleicht in eben so schlechten Hexametern besungen, als seine deutschen Hexameter bewunderungswürdig sind, dann würde ihm der pseudonyme G [Toldy, FLF] gewisz Weihrauch bis zum Ersticken gespen- det und seine magyarischen Epopeen einer deutschen Uibersetzung würdig erklärt haben! Wohl uns, dass diese Feuerköpfe nicht die Wunderkraft des Elisaeus besitzen; sie würden die Priester Baals durch Blitz und Donner vertilgen.« [Karl Georg] Rumy, Patriotische Rüge, (Übernommen aus Spie- gel für Kunst, Eleganz und Mode 1831, Nr. 33), in: KL 3 (1833), 88-93, 89, hierzu G [Ferenc Toldy,] Rumy ellen [Gegen Rumy], in: KL (1833), 94-111. Ebenfalls dazu das Epigramm von Mihály Vörösmarty: »Mit tótúl gondolsz, elmondasz konyhadiákúl,/ Rosz német nyelven végre lenyomta- tod azt:/ Tartson meg tova is bölcs szándékodban Apollon, / Tőled egy új Bábelt várhat az emberi nem.« (Was du auf Slowakisch denkst, sagst du in Küchenlatein, / und gibst es in schlechtem Deutsch unter die Presse. / Apoll soll dir in deinem weisen Streben erfolgreich beistehen, / Ein neues Babel bescherst du dem Menschengeschlecht.), in: KL (1834), 186. 44 [Josef Dobrovský,] [Rez. v.] Ignacy Benedykt Rakowiecki, Prawda ruska (Das russische Recht des Großfürsten Jaroslaws, die Traktate Olegs und Igors mit den griechischen Kaisern etc.), JbL 27 (1824), 88-119; Cosmas Lu- den [Bartholomäus Kopitar,] [Rez. v.] Franz Palacký, Geschichte Böhmens,
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Aufklärung habsburgisch Staatsbildung, Wissenskultur und Geschichtspolitik in Zentraleuropa 1750–1850
Titel
Aufklärung habsburgisch
Untertitel
Staatsbildung, Wissenskultur und Geschichtspolitik in Zentraleuropa 1750–1850
Autor
Franz Leander Fillafer
Verlag
Wallstein Verlag
Datum
2021
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY-NC 4.0
ISBN
978-3-8353-3745-9
Abmessungen
14.0 x 22.2 cm
Seiten
628
Schlagwörter
Aufklärung, Österreich, Habsburger, 18. Jahrhundert, 19. Jahrhundert, Revolution, Geschichtsbild, Wissensgeschichte
Kategorien
Geschichte Vor 1918

Inhaltsverzeichnis

  1. Einleitung 11
  2. I. Von der Vaterlandsliebe zum Völkerfrühling, 1770-1848 23
    1. 1. Der Patriotismus des Joseph von Sonnenfels 24
    2. 2. Der Landespatriotismus: Vom mehrsprachigen Vaterland zu den rivalisierenden Vergangenheiten seiner Nationen 30
    3. 3. Revolutionsabwehr, Sprachnationalismus und dynastische Loyalität: Joseph von Hormayr als Historiker 39
    4. 4. Zwischenresümee 49
    5. 5. Das Weltbürgertum der Völkerfreundschaft 51
    6. 6. 1848 und die Krise der liberalen Völkerfreundschaft 57
    7. Ergebnisse 64
  3. II. Die katholische Aufklärung 67
    1. 1. Der Josephinismus als »große Erzählung« der österreichischen Geschichte 67
    2. 2. Die theresianischen Reformen 71
    3. 3. Zwischen Barock und Aufklärung: Gelehrsamkeit, Kunst und Lebenspraxis 76
    4. 4. Die katholischen Reformer und das landesfürstliche Kirchenregiment 83
    5. 5. Barockbewältigung: Scholastiksatire und Patriotismuskonkurrenz im maria-theresianischen Prag 96
    6. 6. Das Methodentableau der katholischen Aufklärung 107
    7. 7. Newtonaneignung im katholischen Milieu: Von der Gotteserkenntnis zur Weltstruktur 110
    8. Ergebnisse 122
  4. III. Die Erfindung der Allianz von Thron und Altar 125
    1. 1. Honigmond. Der antirevolutionäre Schulterschluss von Kirche und Erzhaus in den 1790er Jahren 125
    2. 2. Restaurative Geschichtspolitik und Sozialdiagnose 137
    3. 3. Von der Gemeinschaft der Rechtgläubigen zum überkonfessionellen Rechtsstaat: Kultusrecht und Staatshandeln im Vormärz 152
    4. 4. Die Selbstprovinzialisierung des restaurativen Katholizismus 160
    5. 5. Für Gott und Vaterland: Das Erbe der Aufklärung und die Rolle der Katholiken in der »nationalen Wiedergeburt« 163
    6. 6. Imperiale Integration durch konfessionelle Geopolitik: Von der barocken Rekatholisierung zum Austroslawismu Bartholomäus Kopitars 174
    7. 7. Wissenschaftspolitik und Theologie im Völkerfrühling: Die liberalen Katholiken zwischen Revolution und Konkordat 181
    8. Ergebnisse 192
  5. IV. Wissenskulturen des Vormärz 197
    1. 1. Kant im restaurativen Wissensregime 199
    2. 2. Bernard Bolzano und das Erbe der Leibniz-Wolff’schen Scholastik 209
    3. 3. Bolzanisten versus Herbartianer 219
    4. 4. Welches positive Wissen? Bibelhermeneutik und liberale Physik 223
    5. 5. Positivität und Restauration. Der wissensgeschichtliche und ästhetisch-politische Kontext 240
    6. 6. Eine Art Schadensabwicklung. Die postrevolutionäre Konstruktion der »österreichischen Philosophie« 248
    7. Ergebnisse 252
  6. V. Vom Merkantilregime zum Binnenmarkt: Die Monarchie als Wirtschaftsraum 255
    1. 1. Der Grunduntertan als Staatsbürger und Eigentümer: Die aufgeklärte Agrarpolitik und ihre Folgen 258
    2. 2. Die Patrimonialrechte in der Erwerbsgesellschaft 274
    3. 3. Sonnenfels’ Œuvre 278
    4. 4. Rivalisierende Aufklärungen: Merkantilismus und Vernunftrecht 284
    5. 5. Sonnenfels und die Nachwelt: Der Staat als bürgerlicher Verein 291
    6. 6. Die Liberalkatholiken als politische Ökonomen 303
    7. 7. Zwischenresümee: Aufklärungserbe und ökonomischer Liberalismus 309
    8. 8. Der Gesamtstaat als Wirtschaftsunion 310
    9. 9. Ungarn in der Donaumonarchie: Wirtschafts- und Verfassungspolitik von Joseph II. bis 1848 315
    10. Ergebnisse 331
  7. VI. Naturrechtspraxis und Empire-Genese. Kodifikation, Rechtsstaat, Wissenschaftsgeschichte 335
    1. 1. Sonnenfels versus Zeiller. Der Zielkonflikt zwischen Verfassungs- und Privatrechtskodifikation in den 1790er Jahren 339
    2. 2. Der Kantianismus in der Rechtswissenschaft. Franz von Zeiller und sein Erbe 354
    3. 3. Die Politik des Metapolitischen. Zeillers Gesetzgebungstechnik und das »natürliche Recht« 361
    4. 4. Das natürliche Recht und die Privatisierung der ständischen Herrschaftsteilhabe 373
    5. 5. Die Wissenschaftsgeschichte des Rechts und die Gesamtmonarchie: Ein Zwischenresümee 381
    6. 6. Naturrechtskodifikation und Gesetzesexegese: Die Auslegungspraxis des ABGB 383
    7. 7. Rechtsstaat und Gewaltenteilung im Vormärz 388
    8. 8. Gesellschaftsvertrag und Revolutionsprävention: Das natürliche öffentliche Recht als Basisepistem 401
    9. 9. Ursprung ist das Ziel. Patriotische Rechtshistorie und parlamentarische Repräsentation im Vormärz 407
    10. 10. Vertrag als Fiktion. Die Naturrechtskritik der Junghegelianer 418
    11. 11. Pandektenkur. Der Siegeszug der historisch- römischrechtlichen Schule nach 1848 423
    12. Ergebnisse 443
  8. VII. Aufklärungserbe und Revolutionsabwehr: Selbst- und Feindbilder der Restauration 455
    1. 1. Die Josephiner und die Revolution 455
    2. 2. Carl von Kübecks Lehrjahre. Eine Vignette 467
    3. 3. Josephiner versus Romantiker 471
    4. 4. Der innere Feind. Zur Metaphern- und Sozialgeschichte der Restauration 476
    5. 5. Opferkonkurrenz als Erinnerungskonkurrenz: Die Geschichtspolitik des Jahres 1848 und des Neoabsolutismus 489
    6. Ergebnisse 492
  9. VIII. Überblick 497
  10. IX. Was war Aufklärung? 513
    1. Das Gesamtbild 525
    2. Anhang 529
    3. Abbildungen 529
    4. Archivalien 530
    5. Siglen- und Abkürzungsverzeichnis 532
    6. Quellen und Literatur 539
    7. Personen- und Sachregister 620
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