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Aufklärung habsburgisch - Staatsbildung, Wissenskultur und Geschichtspolitik in Zentraleuropa 1750–1850
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91Die katholischen Reformer und das landesfürstliche Kirchenregiment tion giftige Glossen gegen die radikale Aufklärung, die das ständische Gefüge untergrabe,70 und gegen Jean-Jacques Rousseaus Szenario des Gesellschaftsvertrags.71 Auch regte sich Unmut gegen die von Joseph II. handstreichartig eingeführte Toleranz, die man als Freibrief für Sektierer betrachtete. Im Februar 1781 schrieb Joseph von Sperges an seinen Bruder Norbert, den Abt des Prämonstratenserstifts Wilten bei Innsbruck: semper pertractassent.« Über Sperges’ Vertrautheit mit der gallikanischen Literatur weiters Lentze, Spergs, 401, ebda. über strenge, wahrheitsgemäße historische Forschung. 70 Sperges an Andreas Joseph von Laicharding, 25. 3. 1775, BTLMF, Innsbruck, F. B. 2045, Nr. 29: »Indeß beschäftigen die böhmischen Unruhen den Hof und das Ministerium: in vielen dortigen Gegenden ist das Bauernvolk auf- gestanden, um sich gegen ihre Herrschaften zu empören, und von der Leib- eigenschaft sich frey zu machen: Man hat den Unterthanen zu viel davon, wie wohl in einer guten Meynung gepredigt und versprochen, was man ohne Umsturz der uralten Grundverfassung und das Verderben des ohnehin gar sehr herabgefallenen Adels nicht halten kann. Den guten Leuten, die vorher an die Leibeigenschaft gewöhnt, ihrem Zustand nicht einmal nachdachten, ist nun der Kopf schwindlicht. Wievil Leute werden dadurch unglücklich werden, ohne daß in der Hauptsache eine Hülfe zu hoffen ist.« Gegen die ra- dikale Aufklärung schreibt Sperges: »Macte isto, quem prae te fers, severiores musas cum humanioribus conciliandi animo, quarum cultum illae minime respuunt, imo facile admittunt; auspicatum utriusque chori consortium hoc praecipue tempore, quo homines profani et de religione parum solliciti ea omnia stomachantur, quae profecta ex christiana schola seculi genio minus arrident, theologica uti sterilia, horridula […] aspernantur, metaphysicas interea hypotheses, quod philosophiae suae placitis magis respondent ac divinam revelationem omnem eliminant, prae sacris doctrinae christianae fontibus sectantes. Hem superba hominum nostri aevi ingenia! Istos delica- tulos revera non nisi irreligiosos theologiae contempores si oppugnandos sibi sumunt nostri rerum sacrarum magistri, praeter invicta religionis christiane argumenta etiam arma elegantiori cultu et comptioris eruditionis apparatu expediant, necesse est, si ab illis audiri vel legi cupiunt«, Joanni Bossio, 17. 2. 1771, in: Josephi Spergesii Palentini centuria, 5-6. 71 Klingenstein, Staatsverwaltung und kirchliche Autorität, 95-96. Vgl. Sperges’ Kommentar über Rousseaus Contrat social in seinem Brief an Gianrinaldo Carli aus dem Jahr 1772: »Quorum quidem aliqui modum omnem mihi vi- dentur excedere, dum novas quotidie de homine eiusque natura et libertate hypotheses excogitant, et tanquam sanioris philosophiae oracula venditant, sive intemperantioris ingenii vitio, seu novitatis amore, aut tyrannidis odio inducti. Celeberrimus inter philosophiae hujus antesignanos nostra aetate fuit J. J. Russellus, cuius de contractu sociali librum refutandum tibi sump- sisti«, Josephi Spergesii Palentini centuria, 152-153.
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Aufklärung habsburgisch Staatsbildung, Wissenskultur und Geschichtspolitik in Zentraleuropa 1750–1850
Titel
Aufklärung habsburgisch
Untertitel
Staatsbildung, Wissenskultur und Geschichtspolitik in Zentraleuropa 1750–1850
Autor
Franz Leander Fillafer
Verlag
Wallstein Verlag
Datum
2021
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY-NC 4.0
ISBN
978-3-8353-3745-9
Abmessungen
14.0 x 22.2 cm
Seiten
628
Schlagwörter
Aufklärung, Österreich, Habsburger, 18. Jahrhundert, 19. Jahrhundert, Revolution, Geschichtsbild, Wissensgeschichte
Kategorien
Geschichte Vor 1918

Inhaltsverzeichnis

  1. Einleitung 11
  2. I. Von der Vaterlandsliebe zum Völkerfrühling, 1770-1848 23
    1. 1. Der Patriotismus des Joseph von Sonnenfels 24
    2. 2. Der Landespatriotismus: Vom mehrsprachigen Vaterland zu den rivalisierenden Vergangenheiten seiner Nationen 30
    3. 3. Revolutionsabwehr, Sprachnationalismus und dynastische Loyalität: Joseph von Hormayr als Historiker 39
    4. 4. Zwischenresümee 49
    5. 5. Das Weltbürgertum der Völkerfreundschaft 51
    6. 6. 1848 und die Krise der liberalen Völkerfreundschaft 57
    7. Ergebnisse 64
  3. II. Die katholische Aufklärung 67
    1. 1. Der Josephinismus als »große Erzählung« der österreichischen Geschichte 67
    2. 2. Die theresianischen Reformen 71
    3. 3. Zwischen Barock und Aufklärung: Gelehrsamkeit, Kunst und Lebenspraxis 76
    4. 4. Die katholischen Reformer und das landesfürstliche Kirchenregiment 83
    5. 5. Barockbewältigung: Scholastiksatire und Patriotismuskonkurrenz im maria-theresianischen Prag 96
    6. 6. Das Methodentableau der katholischen Aufklärung 107
    7. 7. Newtonaneignung im katholischen Milieu: Von der Gotteserkenntnis zur Weltstruktur 110
    8. Ergebnisse 122
  4. III. Die Erfindung der Allianz von Thron und Altar 125
    1. 1. Honigmond. Der antirevolutionäre Schulterschluss von Kirche und Erzhaus in den 1790er Jahren 125
    2. 2. Restaurative Geschichtspolitik und Sozialdiagnose 137
    3. 3. Von der Gemeinschaft der Rechtgläubigen zum überkonfessionellen Rechtsstaat: Kultusrecht und Staatshandeln im Vormärz 152
    4. 4. Die Selbstprovinzialisierung des restaurativen Katholizismus 160
    5. 5. Für Gott und Vaterland: Das Erbe der Aufklärung und die Rolle der Katholiken in der »nationalen Wiedergeburt« 163
    6. 6. Imperiale Integration durch konfessionelle Geopolitik: Von der barocken Rekatholisierung zum Austroslawismu Bartholomäus Kopitars 174
    7. 7. Wissenschaftspolitik und Theologie im Völkerfrühling: Die liberalen Katholiken zwischen Revolution und Konkordat 181
    8. Ergebnisse 192
  5. IV. Wissenskulturen des Vormärz 197
    1. 1. Kant im restaurativen Wissensregime 199
    2. 2. Bernard Bolzano und das Erbe der Leibniz-Wolff’schen Scholastik 209
    3. 3. Bolzanisten versus Herbartianer 219
    4. 4. Welches positive Wissen? Bibelhermeneutik und liberale Physik 223
    5. 5. Positivität und Restauration. Der wissensgeschichtliche und ästhetisch-politische Kontext 240
    6. 6. Eine Art Schadensabwicklung. Die postrevolutionäre Konstruktion der »österreichischen Philosophie« 248
    7. Ergebnisse 252
  6. V. Vom Merkantilregime zum Binnenmarkt: Die Monarchie als Wirtschaftsraum 255
    1. 1. Der Grunduntertan als Staatsbürger und Eigentümer: Die aufgeklärte Agrarpolitik und ihre Folgen 258
    2. 2. Die Patrimonialrechte in der Erwerbsgesellschaft 274
    3. 3. Sonnenfels’ Œuvre 278
    4. 4. Rivalisierende Aufklärungen: Merkantilismus und Vernunftrecht 284
    5. 5. Sonnenfels und die Nachwelt: Der Staat als bürgerlicher Verein 291
    6. 6. Die Liberalkatholiken als politische Ökonomen 303
    7. 7. Zwischenresümee: Aufklärungserbe und ökonomischer Liberalismus 309
    8. 8. Der Gesamtstaat als Wirtschaftsunion 310
    9. 9. Ungarn in der Donaumonarchie: Wirtschafts- und Verfassungspolitik von Joseph II. bis 1848 315
    10. Ergebnisse 331
  7. VI. Naturrechtspraxis und Empire-Genese. Kodifikation, Rechtsstaat, Wissenschaftsgeschichte 335
    1. 1. Sonnenfels versus Zeiller. Der Zielkonflikt zwischen Verfassungs- und Privatrechtskodifikation in den 1790er Jahren 339
    2. 2. Der Kantianismus in der Rechtswissenschaft. Franz von Zeiller und sein Erbe 354
    3. 3. Die Politik des Metapolitischen. Zeillers Gesetzgebungstechnik und das »natürliche Recht« 361
    4. 4. Das natürliche Recht und die Privatisierung der ständischen Herrschaftsteilhabe 373
    5. 5. Die Wissenschaftsgeschichte des Rechts und die Gesamtmonarchie: Ein Zwischenresümee 381
    6. 6. Naturrechtskodifikation und Gesetzesexegese: Die Auslegungspraxis des ABGB 383
    7. 7. Rechtsstaat und Gewaltenteilung im Vormärz 388
    8. 8. Gesellschaftsvertrag und Revolutionsprävention: Das natürliche öffentliche Recht als Basisepistem 401
    9. 9. Ursprung ist das Ziel. Patriotische Rechtshistorie und parlamentarische Repräsentation im Vormärz 407
    10. 10. Vertrag als Fiktion. Die Naturrechtskritik der Junghegelianer 418
    11. 11. Pandektenkur. Der Siegeszug der historisch- römischrechtlichen Schule nach 1848 423
    12. Ergebnisse 443
  8. VII. Aufklärungserbe und Revolutionsabwehr: Selbst- und Feindbilder der Restauration 455
    1. 1. Die Josephiner und die Revolution 455
    2. 2. Carl von Kübecks Lehrjahre. Eine Vignette 467
    3. 3. Josephiner versus Romantiker 471
    4. 4. Der innere Feind. Zur Metaphern- und Sozialgeschichte der Restauration 476
    5. 5. Opferkonkurrenz als Erinnerungskonkurrenz: Die Geschichtspolitik des Jahres 1848 und des Neoabsolutismus 489
    6. Ergebnisse 492
  9. VIII. Überblick 497
  10. IX. Was war Aufklärung? 513
    1. Das Gesamtbild 525
    2. Anhang 529
    3. Abbildungen 529
    4. Archivalien 530
    5. Siglen- und Abkürzungsverzeichnis 532
    6. Quellen und Literatur 539
    7. Personen- und Sachregister 620
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