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Re-Reading Hanslick's Aesheticts - Die Rezeption Eduard Hanslicks im englischen Sprachraum und ihre diskursiven Grundlagen
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4.2. Hanslick als Feindbild: Bell, Schenker und die ‚New Musicology‘ 205 die objektive Erkenntnis von musikalischer Schönheit ausgerichtet ist und die sich also auf das Kunstwerk, nicht seine subjektive Erkenntnis konzentriert, widerspricht elementaren Grundsätzen von Kants Kritik. Die im englischen Sprachraum gemeinhin vertretene Hypothese, dass Hanslick seine objektive Methodik aus der formalen Tradition der Kant’schen Urteilskritik erarbeitet, übersieht folglich wichtige Eckpfeiler von Hanslicks VMS-Traktat, welche sei- nem vermeintlichen Wegbereiter entgegenstehen. Wenn von mir ein Einfluss von Kants Kritik der Urteilskraft auf Hanslick keineswegs dementiert wurde,994 scheint dennoch erwiesen, dass Kivys These: „I do not think there can be any doubt that Hanslick was greatly influenced by Kant’s philosophy of beauty“ mit erhöhter Vorsicht gelesen werden müsste, da sie auf unsicheren Annahmen beruht, deren direkte Folgen nun genauer erläutert werden. 4.2. Hanslick als Feindbild: Bell, Schenker und die ‚New Musicology‘995 Wenn Kant im englischen Sprachraum als Vorläufer Hanslicks und Gurneys Power of Sound als zeitnahes Gegenstück gilt, fand sich sein geeigneter Nach- folger im Kunstkritiker Clive Bell, dessen theoretische Abhandlung Art (1914) das „Gründungsdokument des angelsächsischen Formalismus“ sei.996 Schon diese kurze historische Einschätzung verdeutlicht, dass hier eine ähnliche Methodik schlagend geworden ist wie im Falle Kants: Die auch hier nicht näher spezifizierte Klassifikation ‚des‘ ästhetischen Formalismus sorgt dafür, dass eine historische Verbindung von Hanslick und Bell bejaht werden konn- te, die das geläufige Narrativ ihrer theoretischen Ähnlichkeiten als evidente merkmale implizierte, wenn Kunst nicht bloßer ‚Genuß‘, sondern ‚Kultur‘ sein sollte, wurde reduziert auf das ästhetische Urteil, das ethische und praktische Momente von der Erkenntnis des ‚Schönen an sich‘ ausschloß.“ Romantische Musikästhetik (wie Anm.  446), S.  232. 994 Zu Hanslicks Rekursen auf theoretische Bestandteile der kantianischen Ästhetiktradition siehe vor allem: Wilfing, „Hanslick’s Kantianism?“ (wie Anm.  107). 995 Der Maler Roger Fry, der zur Zeit Bells eine formale Ästhetik vorlegt, wird hier aus pragmatischen Beweggründen ausgeklammert. Für mehrere mögliche Parallelen Hans- licks zu Walter Pater, die aus den gleichen Motiven nicht detailliert behandelt werden, siehe etwa auch: Kivy, Philosophies of Arts: An Essay in Differences, Cambridge 1997, S.  97f.; Bullock, „Lessons in Sensibility“ (wie Anm.  351), S.  308f.; Bonds, Absolute Music (wie Anm.  31), S.  271–273. 996 Kutschera, Ästhetik (wie Anm.  724), S.  172. Vgl.: Noël Carroll, „Formalism“, in Gaut/ Lopes, Routledge Aesthetics (wie Anm.  384), S.  87–96, hier S.  87; Alex Neill, „Art and Emotion“, in Levinson, Handbook of Aesthetics (wie Anm.  384), S.  421–435, hier S.  423; Susan L. Feagin, „Roger Fry (1866–1934) and Clive Bell (1881–1964)“, in Giovannelli, Aesthetics (wie Anm.  928), S.  113–125, hier S.  113.
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Re-Reading Hanslick's Aesheticts Die Rezeption Eduard Hanslicks im englischen Sprachraum und ihre diskursiven Grundlagen
Titel
Re-Reading Hanslick's Aesheticts
Untertitel
Die Rezeption Eduard Hanslicks im englischen Sprachraum und ihre diskursiven Grundlagen
Autor
Alexander Wilfing
Verlag
Hollitzer Verlag
Ort
Wien
Datum
2019
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY 4.0
ISBN
978-3-99012-526-7
Abmessungen
16.0 x 24.0 cm
Seiten
434
Schlagwörter
Eduard Hanslick, Formalismus, Musikästhetik, Musik und Gefühl, Emotionstheorie, analytische Philosophie, New Musicology, Immanuel Kant, Peter Kivy, Stephen Davies, Edmund Gurney, Adam Smith
Kategorie
Biographien

Inhaltsverzeichnis

  1. Danksagung 7
  2. Vorwort und Inhalte 9
  3. 1. Tendenzen und historische Entwicklung der Hanslick-Forschung 17
    1. 1.1. Die historische Forschung zu Hanslicks VMS-Traktat 20
    2. 1.2. Hanslick und die ‚idealistische‘ Philosophie 25
    3. 1.3. Hanslick und die ‚österreichische‘ Philosophie 35
    4. 1.4. Die soziokulturelle Kontextualisierung von Hanslicks VMS-Traktat 48
    5. 1.5. Die bisherige Forschung zur historischen Hanslick-Rezeption 62
    6. 1.6. Anhang – Hanslicks „tönend bewegte Form[en]“ 75
  4. 2. These und Exkurs: Hanslick Methodik – Ästhetik versus Kritik 83
    1. 2.1. Legendenbildung: die historische Wendung Hanslicks 86
    2. 2.2. Legendenbildung: die emotionale Wendung Hanslicks 98
    3. 2.3. Legendenbildung: die absolute Ästhetik Hanslicks 105
  5. 3. Die historische Entwicklung der anglophonen Hanslick-Rezeption 117
    1. 3.1. Die erste englische Übersetzung von Hanslicks VMS-Traktat 120
    2. 3.2. Erste Konsequenz aus Poles Übersetzung: Differente Hanslick- Diskurse 125
    3. 3.3. Die anglophone Musikästhetik im 18. Jahrhundert: Beattie und Smith 136
    4. 3.4. Zweite Konsequenz aus Poles Übersetzung: Gurneys Power of Sound 146
    5. 3.5. The Beautiful in Music (1891) und On the Musically Beautiful (1986) 159
    6. 3.6. Anhang – Hanslick’sche Rezensionen in Dwight’s Journal of Music 176
  6. 4. Was ist ästhetischer Formalismus? – Definition, Geschichte,Vertreter 179
    1. 4.1. Die Wiege des ästhetischen Formalismus? – Kants Kritik der Urteilskraft 183
    2. 4.2. Hanslick als Feindbild: Bell, Schenker und die ‚New Musicology‘ 205
    3. 4.3. Hanslick, der Formalist: adäquate Kategorie oder leerer Begriff? 230
  7. 5. Hanslick und die analytische Philosophie: eine produktive Rezeption 253
    1. 5.1. Was ist analytische Musikästhetik? – Bestimmung, Entwicklung, Methodik 257
    2. 5.2. Musik, Gefühl, Gedanke – das kognitivistische Emotionskonzept 272
    3. 5.3. Enhanced Formalism – Hanslick, Davies, Kivy und die Kontur- Theorie 300
  8. Literaturverzeichnis
  9. Abkürzungsverzeichnis 329
  10. Quellentexte (Deutsch) 329
  11. Quellentexte (Englisch) 332
  12. Forschungsliteratur 333
  13. Namensindex 423
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