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3. Die historische Entwicklung der anglophonen Hanslick-Rezeption
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im anglophonen Musikdiskurs charakterisiert werden könnte:569 âHanslickâs
book [âŠ], in arguing for the autonomy of musical art, holds that music should
be weighed on its intrinsic merits and not merely by the mood of the listen er.
Here he is fundamentally on the right track.â570 Dass dies im englischen Sprach-
raum â der empirische Verfahren favorisiert571 â eine besonders intensive Wir-
kung entfaltete, war der diskutierten Ăbersetzung in Poles Studie zumindest
teilweise geschuldet, die Hanslicks VMS-Traktat als theoretische Abhand-
lung prÀsentierte, die dem allgemeinen Musikdiskurs, nicht einer spezifischen
Wagner-Debatte, zugeordnet werden konnte. Damit stand die âenglischeâ
Aufnahme von Hanslicks Argument unter völlig anderen Vorzeichen als ihr
âdeutschesâ GegenstĂŒck, weil eine diskursive Verlagerung hin zur eigenstĂ€ndi-
gen Interpretation von Hanslicks VMS-Traktat erfolgte, die bei dem spÀteren
Umgang mit der Àsthetischen Abhandlung in der analytischen Kunsttheorie
eine besondere Gewichtung von Hanslicks Hypothese schaffen sollte. Bei die-
ser relativ abstrakten Darlegung darf aber auch keinesfalls vergessen werden,
dass eine âenglischeâ Rezeption von Hanslicks Argument nicht in einem geisti-
gen Leerraum vor sich ging, sondern hierbei auch eine autochthone Musikde-
batte zentral scheint, die bereits vollends etabliert war. Daher soll nun die âeng-
lischeâ MusikĂ€sthetik des 18.Â
Jahrhunderts erörtert werden, die vor allem durch
Beattie und Smith mehrere wichtige Gedanken von Hanslicks VMS-Traktat
inhaltlich antizipiert hat, was die produktive Rezeption von Hanslicks Argu-
ment im englischen Sprachraum sicherlich beförderte.
3.3. Die anglophone MusikÀsthetik im 18. Jahrhundert: Beattie
und Smith
Die Àsthetische Theoriebildung des 18. Jahrhunderts wird durch einen aristo-
telischen Mimesis-Begriff charakterisiert,572 der fĂŒr die âschönen KĂŒnsteâ eine
imitative Funktion vorsieht, die wohl erst zum damaligen Zeitpunkt als ein-
heitliche Klassifikation interpretiert wurden. Wie die âklassischeâ Publikation
Kristellers zum âModern System of the Artsâ zeigen wollte,573 welche aktuell
569 Rothfarb, âMusical Formalismâ (wie Anm. 58), S. 196f.
570 Epperson, Musical Symbol (wie Anm. 433), S. 6. Vgl.: Sams, âHanslick, Eduardâ (wie
Anm. 166), S. 152f.; BujiÄ, European Thought (wie Anm. 155), S. 9f.
571 Stolnitz, Aesthetics (wie Anm. 381), S. 20. Vgl. Kap. 5.1, wo die methodische Ausrichtung
der analytischen Kunsttheorie genauer erörtert wird.
572 Zum Mimesis-Prinzip siehe vor allem: Stephen Halliwell, The Aesthetics of Mimesis:
Ancient Texts and Modern Problems, Princeton/Oxford 2002.
573 Paul Oskar Kristeller, âThe Modern System of the Arts: A Study in the History of Aes-
theticsâ, in JHI 12/4 (1951), S. 496â527 und 13/1 (1952), S. 17â46.
Re-Reading Hanslick's Aesheticts
Die Rezeption Eduard Hanslicks im englischen Sprachraum und ihre diskursiven Grundlagen
- Titel
- Re-Reading Hanslick's Aesheticts
- Untertitel
- Die Rezeption Eduard Hanslicks im englischen Sprachraum und ihre diskursiven Grundlagen
- Autor
- Alexander Wilfing
- Verlag
- Hollitzer Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2019
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-99012-526-7
- Abmessungen
- 16.0 x 24.0 cm
- Seiten
- 434
- Schlagwörter
- Eduard Hanslick, Formalismus, MusikĂ€sthetik, Musik und GefĂŒhl, Emotionstheorie, analytische Philosophie, New Musicology, Immanuel Kant, Peter Kivy, Stephen Davies, Edmund Gurney, Adam Smith
- Kategorie
- Biographien
Inhaltsverzeichnis
- Danksagung 7
- Vorwort und Inhalte 9
- 1. Tendenzen und historische Entwicklung der Hanslick-Forschung 17
- 1.1. Die historische Forschung zu Hanslicks VMS-Traktat 20
- 1.2. Hanslick und die âidealistischeâ Philosophie 25
- 1.3. Hanslick und die âösterreichischeâ Philosophie 35
- 1.4. Die soziokulturelle Kontextualisierung von Hanslicks VMS-Traktat 48
- 1.5. Die bisherige Forschung zur historischen Hanslick-Rezeption 62
- 1.6. Anhang â Hanslicks âtönend bewegte Form[en]â 75
- 2. These und Exkurs: Hanslick Methodik â Ăsthetik versus Kritik 83
- 3. Die historische Entwicklung der anglophonen Hanslick-Rezeption 117
- 3.1. Die erste englische Ăbersetzung von Hanslicks VMS-Traktat 120
- 3.2. Erste Konsequenz aus Poles Ăbersetzung: Differente Hanslick- Diskurse 125
- 3.3. Die anglophone MusikÀsthetik im 18. Jahrhundert: Beattie und Smith 136
- 3.4. Zweite Konsequenz aus Poles Ăbersetzung: Gurneys Power of Sound 146
- 3.5. The Beautiful in Music (1891) und On the Musically Beautiful (1986) 159
- 3.6. Anhang â Hanslickâsche Rezensionen in Dwightâs Journal of Music 176
- 4. Was ist Ă€sthetischer Formalismus? â Definition, Geschichte,Vertreter 179
- 5. Hanslick und die analytische Philosophie: eine produktive Rezeption 253
- Literaturverzeichnis
- AbkĂŒrzungsverzeichnis 329
- Quellentexte (Deutsch) 329
- Quellentexte (Englisch) 332
- Forschungsliteratur 333
- Namensindex 423