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Quellen und Methoden 19
lich wurden auch einige Quellen des 9. Jh. genutzt, zum Beispiel die Salzburger
Conversio, die über Ereignisse des 8. Jh. berichtet, sowie einige Urkunden, die auf
die Verhältnisse dieses Jahrhunderts rückschließen lassen.24 Um die Lücken zu
füllen, wurde darüber hinaus auf antike und spätantike Quellen zurückgegriffen,
also beispielsweise auf Plinius, Ammianus Marcellinus und Sidonius Apollinaris.
Gelegentlich wurde auch eine hochmittelalterliche Quelle genutzt, zum Beispiel
die berühmte Alpenquerung, die im Jahr 1076 Heinrich IV. nach Canossa führte.
Aus diesen Berichten Rückschlüsse auf die Verhältnisse des frühen Mittelalters zu
ziehen, ist allerdings nicht ganz ungefährlich, denn ein zeitlicher Abstand von oft
mehr als 500 Jahren kann nicht ohne jeden weiteren Quellennachweis geschlos-
sen werden.
Die Zielrichtung dieser Arbeit – eine umfassende Darstellung der Strukturen,
Mechanismen und Entwicklungen, die das Leben der Menschen in den Alpen des
frühen Mittelalters prägten – machte einen Rückgriff auf benachbarte und teils
auch weiter entfernte Disziplinen notwendig.
Am wichtigsten ist die Archäologie, die viel über Lebens- und Siedlungsweise
der Gebirgsmenschen berichten kann. Die Ruinen der Römerzeit sind dank ihrer
soliden Bauweise meist noch gut im Erdreich erhalten, ebenso wie die reiche-
ren Gräber der frühmittelalterlichen Eliten, die ihren Toten wertvolle Beigaben
mitzugeben pflegten. Speziell die ostalpinen Höhenfestungen sind auf dem Weg
dazu, bestens erforscht zu werden. Wegbereiter dabei war Slavko Ciglenečki für
den slowenischen Raum sowie in Österreich F. Glaser, der die Ausgrabungen in
Teurnia und am Hemmaberg leitete. Für den mittleren Alpenraum untersuchte
Volker Bierbrauer unter anderem die Festungen des Etschtales. Im Gebiet der
frühmittelalterlichen Schweiz ist vor allem die Arbeit von Max Martin bedeutend,
für das Wallis publizierte Francois Wiblé. Grenzübergreifend sind die oben schon
genannten Arbeiten von Hans Rudolf Sennhauser zur Archäologie der Kirchen.
Zahlreiche Ausgrabungen und Publikationen über die spätantiken und frühmittel-
alterlichen Westalpen sind Michel Colardelle und Charles Bonnet zu verdanken ;
Letzterer publizierte die besonders eindrucksvollen Ausgrabungen der Genfer Kir-
chenfamilie. Schwerer nachzuweisen sind die Siedlungen nicht so wohlhabender
Bauern und ärmerer Adeliger, die in Holzgebäuden wohnten und kaum Beigaben
in ihre Gräber versenkten. Hier machte sich in den Ostalpen Erik Szameit bei der
Erforschung der Gräber des 8. und 9. Jh. verdient sowie Falko Daim bei der Analyse
der typischen Grabbeigaben und Archäologie der Awaren. Die Archäologie der
24 Es wurden vor allem Urkunden aus dem Salzburger Urkundenbuch sowie den Traditionen Freisings
verwendet. Siehe Liste der Quellen am Ende des Buches.
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book Die Alpen im Frühmittelalter - Die Geschichte eines Raumes in den Jahren 500 bis 800"
Table of contents
- 1: Einleitung 9
- 2 : Naturraum Alpen 22
- Begriffsdefinitionen 22
- Geologie 25
- Böden 27
- Wasser 28
- Naturkatastrophen 30
- Vegetationszonen 32
- Fauna 35
- Einstige Fauna und Flora der Alpen 36
- Das Klima in den Alpen : Gegenwart und Vergangenheit 38
- Das Gebirgsklima 39
- Lokale Faktoren 40
- Trockenes Klima der inneralpinen Täler 44
- Feuchtes Klima der Gebirgsrandlagen 46
- Zusatz : Klimatabelle ausgewählter Orte 48
- Das Klima des Frühmittelalters 49
- Globale Klimarekonstruktion 50
- Das frühmittelalterliche Klima in den Alpen 52
- Auswirkungen auf den Menschen 55
- Zusammenfassung 60
- 3 : Der Zugriff auf die Alpen und Blick von außen 62
- Die Alpen als Grenze 62
- Die Alpen als Mauern Italiens : Literarisches Bild und Realität 62
- Gotenkriege und Franken in den Alpen 72
- Karolinger und Ausblick 81
- Grenzen in den Alpen 83
- Konzept 83
- Grenzorganisation in den Alpen 87
- Bergwächter und militante Einheimische 87
- Befestigungen 90
- Slawisch-Awarische Grenzstrukturen Wahrnehmung der Alpen im Frühmittelalter : Furchtbares Gebirge, von den 95
- Römern bis Heinrich IV 100
- Zusammenfassung 110
- 4 : Über die Alpen : Kommunikation und Verkehrswege 114
- 5 : Menschen in den Alpen 172
- Christentum 172
- Entwicklung des Christentums in den Alpen 173
- Spätantikes und frühmittelalterliches Heidentum 182
- Patrozinien Die alpinen Kirchenprovinzen vom 6. bis zum 8. Jahrhundert : Fluktuation, 184
- Neuorientierung, Untergang 187
- Lokale christliche Topografie im Wandel 193
- Das Christentum in den nördlichen Voralpen –
- Neugründung oder Kontinuität ? 203
- Das Christentum in den Ostalpen – Gekappte Wurzeln ? 207
- Ausblick : Das Christentum im Alpenraum unter den Karolingern 217
- Klöster in den Alpen 219
- Westalpen 223
- Zentralalpen 224
- Alemannisches und bairisches Voralpenland 228
- Ostalpen 230
- Besiedlung 235
- Zentren 236
- „Stadt“ : Konzept und Begriffe 236
- Evolution der Städtischen Zentren im frühen Mittelalter 239
- Höhensiedlungen und Burgen 249
- Ländliche Siedlungen und Gutshöfe 254
- Wohnen im Frühmittelalter 259
- Siedlung : Lage und Versorgung 262
- Besiedlungsdichte 265
- Wirtschaft 268
- Alm- und Viehwirtschaft 271
- Ackerbau 279
- „Einöde“ : Sumpf, Wald, Hochgebirge 282
- Bevölkerung 284
- Migration 285
- Zusammenfassung 294
- 6 : Lokale Macht und Herrschaft in den Alpen 299
- 7 : Resümee 344
- 8 : Abbildungen 353
- 9 : Literaturverzeichnis 361