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24 Naturraum Alpen
Hinweise auf menschliche Aktivitäten – obwohl gerade diese Regionen es waren,
die für die meisten Menschen erst „die Alpen“ ausmachten.6
In Österreich und Deutschland werden die Alpen üblicherweise in West- und
Ostalpen gegliedert. Als Trennung zwischen diesen beiden Gebirgsabschnitten gilt
in etwa die Linie Bodensee–Comer See. In dieser Arbeit wird hingegen die in
Frankreich, Italien und der Schweiz übliche Einteilung benutzt, da diese für die
Zeit des frühen Mittelalters um einiges brauchbarer ist. Die Westalpen reichen
demnach von den Seealpen bis zum Mont Blanc. Hier kommt die Einflusssphäre
des burgundischen Reiches zu tragen, das im 6. Jh. von den Franken erobert wurde,
aber auch nachher eine eigene Raumeinheit bildete.7 Die Zentralalpen erstrecken
sich von dem Passsystem Furka/St. Gotthard/Oberalppass bis etwa zum Bren-
ner. Sowohl das Inntal als auch das Pustertal werden noch zu den Zentralalpen
gerechnet. Auch hier waren die Franken nominell an der Macht. Sowohl Chur-
rätien als auch das Inn-, Eisack- und Pustertal konnten im frühen Mittelalter eine
relative Autonomie genießen und blieben noch lange nach dem Zusammenbruch
der römischen Herrschaft stark von dessen Kultur geprägt. Die letztgenannten
Täler kamen irgendwann im Laufe des 7. Jh. unter die Herrschaft des bairischen
Herzogtums. Die Ostalpen letztendlich reichen von dieser Übergangszone bis in
das steirische und niederösterreichische Voralpenland. Hier brachte das frühe Mit-
telalter eine größere Zäsur, da das Gebiet von Slawen und Awaren erobert wurde
und die römischen Traditionen und Sprache kaum mehr weiterentwickelt wurden.
Am nördlichen und südlichen Alpenrand konnten aber durchaus spätantike Über-
lieferungsstränge weiterbestehen, wie beispielsweise im Raum Salzburg.8
Wie subjektiv die Unterteilung der Alpen ist, erkennt man am Beispiel des Aosta-
tals und des Wallis. Schweizer tendieren dazu, den gesamten Schweizer Abschnitt
der Alpen als Zentralalpen zu bezeichnen,9 während Franzosen das Wallis und Aos-
tatal gerne zu den Westalpen zählen, da dort noch französisch gesprochen wird.10
Ein weiterer oft verwendeter Begriff ist „Alpenhauptkamm“ : Damit gemeint ist
eine Linie, die sich in etwa von der Mitte des Gebirges von Südwesten bis an den
Ostrand entlang zieht. Hier liegen die höchsten Gipfel der Alpen. Entlang die-
ses Kammes befindet sich auch die Hauptwasserscheide zwischen Rhein/Donau,
6 Wobei es durchaus Hinweise auf Begehungen dieser Regionen gibt. Hafner, Geschichte aus dem Eis
159 ff. Siehe auch Kapitel „Wahl des Passes und der Jahreszeit“ ab S. 119.
7 Kaiser, Burgunder 177 ff.
8 Das letzte Kapitel dieser Arbeit ab S. 299 beschäftigt sich entsprechend dieser Einteilung mit der
lokalen Macht und Herrschaft in den Alpen.
9 Burga (Hg.), Vegetation und Klima der Schweiz 67.
10 Jourdain-Annequin (Hg.), Atlas culturel bezieht das Wallis und Aostatal meist mit ein.
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Die Alpen im Frühmittelalter
Die Geschichte eines Raumes in den Jahren 500 bis 800
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
- Title
- Die Alpen im Frühmittelalter
- Subtitle
- Die Geschichte eines Raumes in den Jahren 500 bis 800
- Author
- Katharina Winckler
- Publisher
- Böhlau Verlag
- Location
- Wien
- Date
- 2012
- Language
- German
- License
- CC BY-NC-ND 3.0
- ISBN
- 978-3-205-78769-3
- Size
- 17.0 x 24.0 cm
- Pages
- 426
- Keywords
- Alps, Transformation of the Roman World, Early middle Ages, Culture, Economy, Power Structures
- Categories
- Geographie, Land und Leute Bergbücher
Table of contents
- 1: Einleitung 9
- 2 : Naturraum Alpen 22
- Begriffsdefinitionen 22
- Geologie 25
- Böden 27
- Wasser 28
- Naturkatastrophen 30
- Vegetationszonen 32
- Fauna 35
- Einstige Fauna und Flora der Alpen 36
- Das Klima in den Alpen : Gegenwart und Vergangenheit 38
- Das Gebirgsklima 39
- Lokale Faktoren 40
- Trockenes Klima der inneralpinen Täler 44
- Feuchtes Klima der Gebirgsrandlagen 46
- Zusatz : Klimatabelle ausgewählter Orte 48
- Das Klima des Frühmittelalters 49
- Globale Klimarekonstruktion 50
- Das frühmittelalterliche Klima in den Alpen 52
- Auswirkungen auf den Menschen 55
- Zusammenfassung 60
- 3 : Der Zugriff auf die Alpen und Blick von außen 62
- Die Alpen als Grenze 62
- Die Alpen als Mauern Italiens : Literarisches Bild und Realität 62
- Gotenkriege und Franken in den Alpen 72
- Karolinger und Ausblick 81
- Grenzen in den Alpen 83
- Konzept 83
- Grenzorganisation in den Alpen 87
- Bergwächter und militante Einheimische 87
- Befestigungen 90
- Slawisch-Awarische Grenzstrukturen Wahrnehmung der Alpen im Frühmittelalter : Furchtbares Gebirge, von den 95
- Römern bis Heinrich IV 100
- Zusammenfassung 110
- 4 : Über die Alpen : Kommunikation und Verkehrswege 114
- 5 : Menschen in den Alpen 172
- Christentum 172
- Entwicklung des Christentums in den Alpen 173
- Spätantikes und frühmittelalterliches Heidentum 182
- Patrozinien Die alpinen Kirchenprovinzen vom 6. bis zum 8. Jahrhundert : Fluktuation, 184
- Neuorientierung, Untergang 187
- Lokale christliche Topografie im Wandel 193
- Das Christentum in den nördlichen Voralpen –
- Neugründung oder Kontinuität ? 203
- Das Christentum in den Ostalpen – Gekappte Wurzeln ? 207
- Ausblick : Das Christentum im Alpenraum unter den Karolingern 217
- Klöster in den Alpen 219
- Westalpen 223
- Zentralalpen 224
- Alemannisches und bairisches Voralpenland 228
- Ostalpen 230
- Besiedlung 235
- Zentren 236
- „Stadt“ : Konzept und Begriffe 236
- Evolution der Städtischen Zentren im frühen Mittelalter 239
- Höhensiedlungen und Burgen 249
- Ländliche Siedlungen und Gutshöfe 254
- Wohnen im Frühmittelalter 259
- Siedlung : Lage und Versorgung 262
- Besiedlungsdichte 265
- Wirtschaft 268
- Alm- und Viehwirtschaft 271
- Ackerbau 279
- „Einöde“ : Sumpf, Wald, Hochgebirge 282
- Bevölkerung 284
- Migration 285
- Zusammenfassung 294
- 6 : Lokale Macht und Herrschaft in den Alpen 299
- 7 : Resümee 344
- 8 : Abbildungen 353
- 9 : Literaturverzeichnis 361