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Das Klima in den Alpen : Gegenwart und Vergangenheit 51
gewöhnlichen Fruchtbarkeit gekennzeichnet gewesen.122 Die Beschreibung dieses
Ereignisses dürfte ursprünglich von dem nun verlorenen Text des Secundus von
Trient stammen, der um 600 lebte.123 Auch wenn dieser Autor als zuverlässig gilt,
sind Rückschlüsse aus der Beschreibung einzelner Wetterkapriolen über das Klima
dieser Zeit nicht zulässig. Das Gleiche kann man von dem oben schon erwähnten
Hochwassern Ende des 6. Jh. in Oberitalien sagen.124
Wegen dem Mangel an zuverlässigen Quellen muss daher auf naturwissen-
schaftliche Daten zurückgegriffen werden. Der aktuelle Klimawandel hat zahl-
reiche Forscher in der Paläoklimatologie tätig werden lassen, denn die Analyse
vergangener Klimaschwankungen könnte Erklärungen für die heutigen bieten. Die
maßgebliche Institution für die Vernetzung und Sammlung klimatischer Daten ist
das ipcc (Intergovernmental Panel on Climate Change), das 1988 von den Ver-
einten Nationen zusammen mit der Weltorganisation für Meteorologie gegründet
wurde. Die Organisation gibt in regelmäßigen Abständen den „ipcc Assessment
Report“ heraus, der eine Zusammenfassung des momentanen Wissensstandes dar-
stellt. Der vierte und in dieser Arbeit verwendete Bericht wurde 2007 herausgege-
ben und beinhaltet auch eine ausführliche Darstellung des Forschungsstandes in
der Paläoklimatologie.
Für die letzten 2.000 Jahre können die Daten aufgrund der verwendeten Me-
thoden schon sehr genau sein. Allerdings kann man als Historiker oder Histori-
kerin nach dem momentanen Stand der Dinge die Daten nur mit größter Vorsicht
verwenden : „No palaeoclimatic method is foolproof, and knowledge of the un-
derlying methods and processes is required when using palaeoclimatic data“.125
Die hier angesprochenen Methoden sind unter anderem die Interpretation von
Eisbohrkernen der Gletscher oder die Untersuchung von Jahresringen bei Bäu-
men. Letztere birgt nicht geringe Probleme, da die Zusammenhänge zwischen
Baumwachstum und Klima äußerst komplex sind. Bäume können auch in eigent-
lich negativer klimatischer Umgebung aufgrund anderer Umstände ein positives
Wachstum zeigen.126
Das größte Problem liegt aber in der Umsetzung der Daten auf großräumige Ver-
hältnisse, denn im Grunde genommen sagen sie nur etwas über das Klima an genau
diesem Ort, wo sie gesammelt wurden, aus. So ist ein gesamteuropäisches mittel-
alterliches Wärmeoptimum ab dem 10. Jh. ein fester Bestandteil der Geschichts-
122 Paulus Diaconus Hist. Lang. II 10.
123 RGA „Secundus von Trient“ (W. Pohl).
124 Gregor I, Dial. III 19 ; Paulus Diaconus Hist. Lang. III 23 ; Gregor von Tours Hist. X 1.
125 IPCC, Climate Change 2007 439.
126 Pfister, Variations in the Spring-Summer Climate 63.
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Die Alpen im Frühmittelalter
Die Geschichte eines Raumes in den Jahren 500 bis 800
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
- Title
- Die Alpen im Frühmittelalter
- Subtitle
- Die Geschichte eines Raumes in den Jahren 500 bis 800
- Author
- Katharina Winckler
- Publisher
- Böhlau Verlag
- Location
- Wien
- Date
- 2012
- Language
- German
- License
- CC BY-NC-ND 3.0
- ISBN
- 978-3-205-78769-3
- Size
- 17.0 x 24.0 cm
- Pages
- 426
- Keywords
- Alps, Transformation of the Roman World, Early middle Ages, Culture, Economy, Power Structures
- Categories
- Geographie, Land und Leute Bergbücher
Table of contents
- 1: Einleitung 9
- 2 : Naturraum Alpen 22
- Begriffsdefinitionen 22
- Geologie 25
- Böden 27
- Wasser 28
- Naturkatastrophen 30
- Vegetationszonen 32
- Fauna 35
- Einstige Fauna und Flora der Alpen 36
- Das Klima in den Alpen : Gegenwart und Vergangenheit 38
- Das Gebirgsklima 39
- Lokale Faktoren 40
- Trockenes Klima der inneralpinen Täler 44
- Feuchtes Klima der Gebirgsrandlagen 46
- Zusatz : Klimatabelle ausgewählter Orte 48
- Das Klima des Frühmittelalters 49
- Globale Klimarekonstruktion 50
- Das frühmittelalterliche Klima in den Alpen 52
- Auswirkungen auf den Menschen 55
- Zusammenfassung 60
- 3 : Der Zugriff auf die Alpen und Blick von außen 62
- Die Alpen als Grenze 62
- Die Alpen als Mauern Italiens : Literarisches Bild und Realität 62
- Gotenkriege und Franken in den Alpen 72
- Karolinger und Ausblick 81
- Grenzen in den Alpen 83
- Konzept 83
- Grenzorganisation in den Alpen 87
- Bergwächter und militante Einheimische 87
- Befestigungen 90
- Slawisch-Awarische Grenzstrukturen Wahrnehmung der Alpen im Frühmittelalter : Furchtbares Gebirge, von den 95
- Römern bis Heinrich IV 100
- Zusammenfassung 110
- 4 : Über die Alpen : Kommunikation und Verkehrswege 114
- 5 : Menschen in den Alpen 172
- Christentum 172
- Entwicklung des Christentums in den Alpen 173
- Spätantikes und frühmittelalterliches Heidentum 182
- Patrozinien Die alpinen Kirchenprovinzen vom 6. bis zum 8. Jahrhundert : Fluktuation, 184
- Neuorientierung, Untergang 187
- Lokale christliche Topografie im Wandel 193
- Das Christentum in den nördlichen Voralpen –
- Neugründung oder Kontinuität ? 203
- Das Christentum in den Ostalpen – Gekappte Wurzeln ? 207
- Ausblick : Das Christentum im Alpenraum unter den Karolingern 217
- Klöster in den Alpen 219
- Westalpen 223
- Zentralalpen 224
- Alemannisches und bairisches Voralpenland 228
- Ostalpen 230
- Besiedlung 235
- Zentren 236
- „Stadt“ : Konzept und Begriffe 236
- Evolution der Städtischen Zentren im frühen Mittelalter 239
- Höhensiedlungen und Burgen 249
- Ländliche Siedlungen und Gutshöfe 254
- Wohnen im Frühmittelalter 259
- Siedlung : Lage und Versorgung 262
- Besiedlungsdichte 265
- Wirtschaft 268
- Alm- und Viehwirtschaft 271
- Ackerbau 279
- „Einöde“ : Sumpf, Wald, Hochgebirge 282
- Bevölkerung 284
- Migration 285
- Zusammenfassung 294
- 6 : Lokale Macht und Herrschaft in den Alpen 299
- 7 : Resümee 344
- 8 : Abbildungen 353
- 9 : Literaturverzeichnis 361