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Die Alpen im Frühmittelalter - Die Geschichte eines Raumes in den Jahren 500 bis 800
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Wahrnehmung der Alpen im Frühmittelalter : Furchtbares Gebirge, von den Römern bis Heinrich IV. 105 Pässe der Westalpen und widmet (natürlich) der Geschichte des Alpenüberganges Hannibals viel Platz. In Claudians Gedicht über den Gotenkrieg, geschrieben um 400, wird der Zug Stilichos über die rätischen Alpen sehr farbig gezeichnet. Schon viele seien hier erfroren und sähen aus, als ob sie einer Gorgone ins Gesicht geblickt hätten. Auch Hirten und deren einfache Unterkunft dürfen nicht fehlen. Der Dichter verwendet überhaupt sehr gerne die klassischen alpinen Allgemeinplätze.241 Eine Reduktion der Alpen auf die Hochgebirgszonen findet sich auch bei Jordanes, der dramatisch beschreibt, wie Suaven und Alemannen auf den Höhen der Alpen wohnten, wo sich die Flüsse mit Getöse der Donau zuwenden.242 Im Gegensatz dazu berichtet Sidonius Apollinaris 467 in einem Brief nur sehr kurz über eine glückliche Alpen- querung im Winter : Die Steilhänge ragten zwar auf, doch der Schnee war gut gespurt und der Weg dadurch sogar erleichtert.243 Venantius Fortunatus hingegen kann Mitte des 6. Jh. in seinem Gedicht über die Heiligen von St. Maurice d’Agaune nicht auf eine blumige oder besser : eisige Darstellung der Berge verzichten, die am Ort des Geschehens zu bewundern wa- ren. Doch sie sind nur schmückendes Beiwerk und tragen alleine zur literarischen Schönheit des Gedichtes, jedoch nichts zum Inhalt der Geschichte bei.244 Seine eigene Reisebeschreibung, aufgezeichnet um 570, fällt hingegen recht unspektaku- lär aus. Informationen gibt es nur über die Namen von Flüssen und Städten und vor allem die Heiligen, die entlang der Route verehrt werden, sowie Andeutun- gen der politischen Situation der zu durchquerenden Gegenden. Einzig der Über- gang ins Friaul wird beschrieben : „[…] ubi Iulia tenditur Alpes, altius adsurgens et mons in nubila pergit“245, als „in die Wolken ragend“. Auch die Hinreise erwähnt das Gebirge nur dort : „[…] per Alpem Iuliam pendulus montanis anfractibus“.246 Andere Berge werden nicht genannt, obwohl Fortunatus fast 500 km durch die Alpen zieht. Man kann sich nun fragen, warum ausgerechnet diese Berge speziell 241 Claudian De Bello gothico 345–350 : „[…] multi ceu Gorgone visa obriguere gelu ; multos hausere rofundae vasta mole nives, cumque ipsis saepe iuvencis naufraga candenti merguntur plaustra ba- rathro. interdum subitam glacie labente ruinam mons dedit et tepidis fundamina subruit astris pen- denti male fida solo.“, außerdem 295 und 370 (über die alpinen Hirten) ; De Consulatu Stilichonis, I 330, II 430, III 250 ff. 242 Jordanes Getica LV „[…] ipsique Alpes erectos omnino regentes, unde nonnulla fluenta Danubium influunt nimio cum sonu vergentia“. Einen lauten Gebirgsfluss gibt es auch bei Venantius Fortunatus Vita S. Martini Lib. IV MGH Auct. ant. 4.1, S. 368. 243 Sidonius Apollinaris Epist. I 5 an Herenius, Zitat siehe FN 206 S 152. 244 Venantius Fortunatus Carminum Lib. II 14 ; De sanctis Agannensibus MGH Auct. ant. 4,1, S. 42 f. 245 Venantius Fortunatus Vita S. Martini Lib. IV MGH Auct. Ant 4,1, S. 368. 246 Venantius Fortunatus Praefatio MGH Auct. Ant 4,1, S. 2.
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Die Alpen im Frühmittelalter Die Geschichte eines Raumes in den Jahren 500 bis 800
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
Title
Die Alpen im Frühmittelalter
Subtitle
Die Geschichte eines Raumes in den Jahren 500 bis 800
Author
Katharina Winckler
Publisher
Böhlau Verlag
Location
Wien
Date
2012
Language
German
License
CC BY-NC-ND 3.0
ISBN
978-3-205-78769-3
Size
17.0 x 24.0 cm
Pages
426
Keywords
Alps, Transformation of the Roman World, Early middle Ages, Culture, Economy, Power Structures
Categories
Geographie, Land und Leute Bergbücher

Table of contents

  1. 1: Einleitung 9
    1. Forschungsgeschichte und Literatur 12
    2. Quellen und Methoden 18
  2. 2 : Naturraum Alpen 22
    1. Begriffsdefinitionen 22
    2. Geologie 25
    3. Böden 27
    4. Wasser 28
    5. Naturkatastrophen 30
    6. Vegetationszonen 32
    7. Fauna 35
    8. Einstige Fauna und Flora der Alpen 36
    9. Das Klima in den Alpen : Gegenwart und Vergangenheit 38
    10. Das Gebirgsklima 39
    11. Lokale Faktoren 40
    12. Trockenes Klima der inneralpinen Täler 44
    13. Feuchtes Klima der Gebirgsrandlagen 46
    14. Zusatz : Klimatabelle ausgewählter Orte 48
    15. Das Klima des Frühmittelalters 49
    16. Globale Klimarekonstruktion 50
    17. Das frühmittelalterliche Klima in den Alpen 52
    18. Auswirkungen auf den Menschen 55
    19. Zusammenfassung 60
  3. 3 : Der Zugriff auf die Alpen und Blick von außen 62
    1. Die Alpen als Grenze 62
    2. Die Alpen als Mauern Italiens : Literarisches Bild und Realität 62
    3. Gotenkriege und Franken in den Alpen 72
    4. Karolinger und Ausblick 81
    5. Grenzen in den Alpen 83
    6. Konzept 83
    7. Grenzorganisation in den Alpen 87
    8. Bergwächter und militante Einheimische 87
    9. Befestigungen 90
    10. Slawisch-Awarische Grenzstrukturen Wahrnehmung der Alpen im Frühmittelalter : Furchtbares Gebirge, von den 95
    11. Römern bis Heinrich IV 100
    12. Zusammenfassung 110
  4. 4 : Über die Alpen : Kommunikation und Verkehrswege 114
    1. Geschichte und Strukturen 115
    2. Wahl des Passes und der Jahreszeit 119
    3. Pilgerwege durch die Alpen 126
    4. Routen durch die Alpen 129
    5. Westalpen 130
    6. Zentralalpen 133
    7. Ostalpen 143
    8. Quer- und Wasserwege 150
    9. Fernhandel 153
    10. Exportprodukte der Alpen 161
    11. Salz 161
    12. Stein 164
    13. Erze 165
    14. Zusammenfassung 169
  5. 5 : Menschen in den Alpen 172
    1. Christentum 172
    2. Entwicklung des Christentums in den Alpen 173
    3. Spätantikes und frühmittelalterliches Heidentum 182
    4. Patrozinien Die alpinen Kirchenprovinzen vom 6. bis zum 8. Jahrhundert : Fluktuation, 184
    5. Neuorientierung, Untergang 187
    6. Lokale christliche Topografie im Wandel 193
    7. Das Christentum in den nördlichen Voralpen –
    8. Neugründung oder Kontinuität ? 203
    9. Das Christentum in den Ostalpen – Gekappte Wurzeln ? 207
    10. Ausblick : Das Christentum im Alpenraum unter den Karolingern 217
    11. Klöster in den Alpen 219
    12. Westalpen 223
    13. Zentralalpen 224
    14. Alemannisches und bairisches Voralpenland 228
    15. Ostalpen 230
    16. Besiedlung 235
    17. Zentren 236
    18. „Stadt“ : Konzept und Begriffe 236
    19. Evolution der Städtischen Zentren im frühen Mittelalter 239
    20. Höhensiedlungen und Burgen 249
    21. Ländliche Siedlungen und Gutshöfe 254
    22. Wohnen im Frühmittelalter 259
    23. Siedlung : Lage und Versorgung 262
    24. Besiedlungsdichte 265
    25. Wirtschaft 268
    26. Alm- und Viehwirtschaft 271
    27. Ackerbau 279
    28. „Einöde“ : Sumpf, Wald, Hochgebirge 282
    29. Bevölkerung 284
    30. Migration 285
    31. Zusammenfassung 294
  6. 6 : Lokale Macht und Herrschaft in den Alpen 299
    1. Die Westalpen : Burgund und Provence 300
    2. Der zentrale Alpen- und Voralpenraum 305
    3. Der Ostalpenraum : Von Binnennoricum zu Karantanien 319
    4. Das 6. Jahrhundert 319
    5. Das 7. Jahrhundert 321
    6. Das 8. Jahrhundert 332
    7. 9. Jahrhundert und Ausblick 340
  7. 7 : Resümee 344
  8. 8 : Abbildungen 353
    1. Überblickskarten 353
    2. Farbabbildungen 357
    3. Bildnachweis 359
  9. 9 : Literaturverzeichnis 361
    1. Internetadressen Alpenforschung 361
    2. Abkürzungen 361
    3. Quellen 362
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