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180 Menschen in den Alpen
chäologischen Untersuchung des Georgenberges bei Kuchl, der vermutete Ort
des Wunders. Die dort aufgefundenen schlecht erhaltenen antiken Grundmauern
wären ohne die Vita des Severin wohl nicht so eindeutig als Überreste einer Kirche
interpretiert worden.36
Oben wurde der wohl spätantike Kult des Maximilian im etwa 30 km weiter
südlich gelegenen Bischofshofen erwähnt. Dieser wurde vielleicht durch Provin-
zialen aus der Heimatstadt des Heiligen, Celeia/Celje, begründet, die in das Salz-
achtal gezogen waren, um vor den Kriegen der Völkerwanderungszeit Schutz zu
suchen, und den Stadtheiligen mitgenommen hatten.37 Anfang des 8. Jh. wurde
der heilige Ort von romanischen Untergebenen des fränkischen Missionars Rupert
„entdeckt“, als sie, um Gold zu gewinnen, in den Pongau, in das spätere Bischofs-
hofen, gingen.38 Die Grabungen in Bischofshofen brachten bislang nur Reste einer
Kirche aus der Mitte des 8. Jh. hervor, die unterhalb der heutigen Pfarrkirche lag.39
Unter der Frauenkirche dürfte sich jedoch ein römischer Gutshof befunden ha-
ben.40 Auch auf den Mauern einiger anderer spätantiker Gutshöfe in den Alpen
wurden frühestens ab dem 8. Jh. Kirchen gebaut. Grundsätzlich sind Aussagen
zum Verwendungszweck einfacher, steinerner Gebäude sehr schwer zu machen.
Römische Mauern unterhalb von mittelalterlichen Kirchenbauten zeigen zwar
eine gewisse Platzkontinuität, aber eben kein spätantikes Christentum an.41 Trotz
der zahlreichen Hinweise auf christlich-romanische Kulturtraditionen aus der
Spät antike wurde das Kernland der Salzburger Romanitas zwischen Salzburg und
dem Pass Lueg noch kaum archäologisch untersucht, was ebenfalls die magere
Fundsituation erklären könnte.42
Auch in der Steiermark ist der Stand der diesbezüglichen archäologischen
For schung noch sehr niedrig. Bislang gibt es nur in der Untersteiermark Funde,
die an spätantike Kirchen denken lassen.43 Weitere Orte, an denen ein antikes
Christentum vermutet werden könnte, wäre beispielsweise Rauris, nördlich des
Tauernüberganges am Hochtor gelegen. Der Kirchenbau hier wird in das 9. Jh.
datiert. Aufgrund der späteren Bedeutung des Goldbergbaus, der frühen Nen-
36 Glaser, Frühes Christentum im Alpenraum 148.
37 Bratož, Der Einfluß Aquileias 50 f.
38 NA 8 ed. Lošek 82.
39 Moosleitner, Frühe Kirchenbauten im Land Salzburg 452.
40 Ransmayer, Broschüre zum Museum am Kastenturm Bischofshofen 20.
41 Moosleiter, Frühe Kirchenbauten im Land Salzburg 441 : Anthering/Salzburg ; Kaltenegger, Ober-
öster reich : Kloster Mondsee, Kirchdorf/Tirol ; Meier, Siedlungs-, Sakral und Bestattungstopogra-
phie 285.
42 Moosleitner, Frühe Kirchenbauten im Land Salzburg 440 ; Noll, Die Anfänge des Christentums 96 ff.
43 Baltl, Steiermark im Frühmittelalter 38.
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Die Alpen im Frühmittelalter
Die Geschichte eines Raumes in den Jahren 500 bis 800
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
- Title
- Die Alpen im Frühmittelalter
- Subtitle
- Die Geschichte eines Raumes in den Jahren 500 bis 800
- Author
- Katharina Winckler
- Publisher
- Böhlau Verlag
- Location
- Wien
- Date
- 2012
- Language
- German
- License
- CC BY-NC-ND 3.0
- ISBN
- 978-3-205-78769-3
- Size
- 17.0 x 24.0 cm
- Pages
- 426
- Keywords
- Alps, Transformation of the Roman World, Early middle Ages, Culture, Economy, Power Structures
- Categories
- Geographie, Land und Leute Bergbücher
Table of contents
- 1: Einleitung 9
- 2 : Naturraum Alpen 22
- Begriffsdefinitionen 22
- Geologie 25
- Böden 27
- Wasser 28
- Naturkatastrophen 30
- Vegetationszonen 32
- Fauna 35
- Einstige Fauna und Flora der Alpen 36
- Das Klima in den Alpen : Gegenwart und Vergangenheit 38
- Das Gebirgsklima 39
- Lokale Faktoren 40
- Trockenes Klima der inneralpinen Täler 44
- Feuchtes Klima der Gebirgsrandlagen 46
- Zusatz : Klimatabelle ausgewählter Orte 48
- Das Klima des Frühmittelalters 49
- Globale Klimarekonstruktion 50
- Das frühmittelalterliche Klima in den Alpen 52
- Auswirkungen auf den Menschen 55
- Zusammenfassung 60
- 3 : Der Zugriff auf die Alpen und Blick von außen 62
- Die Alpen als Grenze 62
- Die Alpen als Mauern Italiens : Literarisches Bild und Realität 62
- Gotenkriege und Franken in den Alpen 72
- Karolinger und Ausblick 81
- Grenzen in den Alpen 83
- Konzept 83
- Grenzorganisation in den Alpen 87
- Bergwächter und militante Einheimische 87
- Befestigungen 90
- Slawisch-Awarische Grenzstrukturen Wahrnehmung der Alpen im Frühmittelalter : Furchtbares Gebirge, von den 95
- Römern bis Heinrich IV 100
- Zusammenfassung 110
- 4 : Über die Alpen : Kommunikation und Verkehrswege 114
- 5 : Menschen in den Alpen 172
- Christentum 172
- Entwicklung des Christentums in den Alpen 173
- Spätantikes und frühmittelalterliches Heidentum 182
- Patrozinien Die alpinen Kirchenprovinzen vom 6. bis zum 8. Jahrhundert : Fluktuation, 184
- Neuorientierung, Untergang 187
- Lokale christliche Topografie im Wandel 193
- Das Christentum in den nördlichen Voralpen –
- Neugründung oder Kontinuität ? 203
- Das Christentum in den Ostalpen – Gekappte Wurzeln ? 207
- Ausblick : Das Christentum im Alpenraum unter den Karolingern 217
- Klöster in den Alpen 219
- Westalpen 223
- Zentralalpen 224
- Alemannisches und bairisches Voralpenland 228
- Ostalpen 230
- Besiedlung 235
- Zentren 236
- „Stadt“ : Konzept und Begriffe 236
- Evolution der Städtischen Zentren im frühen Mittelalter 239
- Höhensiedlungen und Burgen 249
- Ländliche Siedlungen und Gutshöfe 254
- Wohnen im Frühmittelalter 259
- Siedlung : Lage und Versorgung 262
- Besiedlungsdichte 265
- Wirtschaft 268
- Alm- und Viehwirtschaft 271
- Ackerbau 279
- „Einöde“ : Sumpf, Wald, Hochgebirge 282
- Bevölkerung 284
- Migration 285
- Zusammenfassung 294
- 6 : Lokale Macht und Herrschaft in den Alpen 299
- 7 : Resümee 344
- 8 : Abbildungen 353
- 9 : Literaturverzeichnis 361