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Christentum 233
lassung in Zell am See346 mit dem Goldbergbau im Raum Rauris und Gastein zu-
sammenhängt, darüber kann letztendlich nur spekuliert werden. Wichtiger für die
Gründung dieser Klöster war die Lage an den Alpenübergängen Richtung Süden.
Denn der Brenner und der Reschenpass waren für den Raum Salzburg und östlich
davon Umwege. Schneller war der Weg über die Hohen Tauern, also vor allem das
Hochtor, das über Rauris erreicht wurde. Der Radstädter Tauern hingegen war für
viele Reisende noch 720 nicht benutzbar, wie die Zerstörung der Zelle durch die
benachbarten Slawen zeigt. Der karolingische Hof und die Kirche bei Bischofsho-
fen liegen etwa 3 km südlich der Abzweigung der Straße in das Fritztal und etwa
4 km südlich der antiken Straßenstation Vocario, die im Raum Pfarrwerfen lokali-
siert wird. Das lässt darauf schließen, dass es nicht der Radstädter Tauern war, der
durch das Kloster kontrolliert werden sollte. Es ging um die Wege über die Hohen
Tauern.347 In der Umgebung von Bischofshofen sind Sinthuben nachweisbar, die
auf eine frühmittelalterliche Wegorganisation schließen lassen.348
Im Jahr 769 entstand ein weiteres bedeutendes Kloster innerhalb des Gebirges :
Innichen im Pustertal. Die Lage des Klosters zeigt, dass auch hier die Verkehrs-
routen eine wichtige Rolle spielten. Innichen liegt nicht nur an dem Weg, der vom
Reich der Franken (über Chur) und dem der Baiern (über den Reschen und Bren-
ner) nach Karantanien und Pannonien führte, sondern auch an der Abzweigung
zum Kreuzbergpass. Die antike Via Claudia Augusta Altinate führte hier direkt in
das Friaul. Die Route über Innichen war damit der schnellste Weg vom Franken-
reich Richtung Friaul und Istrien, vor allem, wenn man dabei das bairische Her-
zogtum nicht berühren wollte.349 Im 10. Jh. hatte das Kloster Güter im Cadore, also
dem Tal, das nach Sexten und dem Kreuzbergpass direkt in den Süden führt.350
Innichen wurde von Scharnitz aus noch vor dessen Verlegung nach Schleh-
dorf gegründet. Da Scharnitz ein Eigenkloster Freisings war, wurde auch Innichen
spätestens 784 ein Eigenkloster dieses Bistums. Herzog Tassilo von Baiern begü-
terte es mit einer großzügigen Schenkung.351 Die Urkunde wurde in Bozen ausge-
stellt, wo Tassilo auf der Rückreise von Italien pausierte. Er hatte dort wohl seinen
346 Diese war Mitte des 8. Jh. entstanden und bereits unter Tassilo an Salzburg gelangt. NA 6.2 BN
14.1 – 2 ed. Lošek 76, 106. Heitmeier, Inntal 295.
347 Siehe dazu auch das Kapitel „Ostalpen“ ab S. 143 und Abbildung 11
348 Ein Hügel nahe Bischofshofen heißt Sinnhubschlössl. Störmer, Engen und Pässe 98. Sindmannen
gab es in den Alpenübergängen bis ins hohe Mittelalter. Brunner, Herzogtümer und Marken 199.
349 Siehe dazu Kapitel „Routen durch die Alpen“ ab S. 140.
350 Bosl, Die Gründung Innichens 410.
351 Trad. Freis. ed. Bitterauf Nr. 34 S. 61 ; Jahn, Ducatus 423 ff.; Wolfram, Mitteleuropa 147 f.; Wolfsgru-
ber, Beziehungen des Bistums Freising 467.
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Die Alpen im Frühmittelalter
Die Geschichte eines Raumes in den Jahren 500 bis 800
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
- Title
- Die Alpen im Frühmittelalter
- Subtitle
- Die Geschichte eines Raumes in den Jahren 500 bis 800
- Author
- Katharina Winckler
- Publisher
- Böhlau Verlag
- Location
- Wien
- Date
- 2012
- Language
- German
- License
- CC BY-NC-ND 3.0
- ISBN
- 978-3-205-78769-3
- Size
- 17.0 x 24.0 cm
- Pages
- 426
- Keywords
- Alps, Transformation of the Roman World, Early middle Ages, Culture, Economy, Power Structures
- Categories
- Geographie, Land und Leute Bergbücher
Table of contents
- 1: Einleitung 9
- 2 : Naturraum Alpen 22
- Begriffsdefinitionen 22
- Geologie 25
- Böden 27
- Wasser 28
- Naturkatastrophen 30
- Vegetationszonen 32
- Fauna 35
- Einstige Fauna und Flora der Alpen 36
- Das Klima in den Alpen : Gegenwart und Vergangenheit 38
- Das Gebirgsklima 39
- Lokale Faktoren 40
- Trockenes Klima der inneralpinen Täler 44
- Feuchtes Klima der Gebirgsrandlagen 46
- Zusatz : Klimatabelle ausgewählter Orte 48
- Das Klima des Frühmittelalters 49
- Globale Klimarekonstruktion 50
- Das frühmittelalterliche Klima in den Alpen 52
- Auswirkungen auf den Menschen 55
- Zusammenfassung 60
- 3 : Der Zugriff auf die Alpen und Blick von außen 62
- Die Alpen als Grenze 62
- Die Alpen als Mauern Italiens : Literarisches Bild und Realität 62
- Gotenkriege und Franken in den Alpen 72
- Karolinger und Ausblick 81
- Grenzen in den Alpen 83
- Konzept 83
- Grenzorganisation in den Alpen 87
- Bergwächter und militante Einheimische 87
- Befestigungen 90
- Slawisch-Awarische Grenzstrukturen Wahrnehmung der Alpen im Frühmittelalter : Furchtbares Gebirge, von den 95
- Römern bis Heinrich IV 100
- Zusammenfassung 110
- 4 : Über die Alpen : Kommunikation und Verkehrswege 114
- 5 : Menschen in den Alpen 172
- Christentum 172
- Entwicklung des Christentums in den Alpen 173
- Spätantikes und frühmittelalterliches Heidentum 182
- Patrozinien Die alpinen Kirchenprovinzen vom 6. bis zum 8. Jahrhundert : Fluktuation, 184
- Neuorientierung, Untergang 187
- Lokale christliche Topografie im Wandel 193
- Das Christentum in den nördlichen Voralpen –
- Neugründung oder Kontinuität ? 203
- Das Christentum in den Ostalpen – Gekappte Wurzeln ? 207
- Ausblick : Das Christentum im Alpenraum unter den Karolingern 217
- Klöster in den Alpen 219
- Westalpen 223
- Zentralalpen 224
- Alemannisches und bairisches Voralpenland 228
- Ostalpen 230
- Besiedlung 235
- Zentren 236
- „Stadt“ : Konzept und Begriffe 236
- Evolution der Städtischen Zentren im frühen Mittelalter 239
- Höhensiedlungen und Burgen 249
- Ländliche Siedlungen und Gutshöfe 254
- Wohnen im Frühmittelalter 259
- Siedlung : Lage und Versorgung 262
- Besiedlungsdichte 265
- Wirtschaft 268
- Alm- und Viehwirtschaft 271
- Ackerbau 279
- „Einöde“ : Sumpf, Wald, Hochgebirge 282
- Bevölkerung 284
- Migration 285
- Zusammenfassung 294
- 6 : Lokale Macht und Herrschaft in den Alpen 299
- 7 : Resümee 344
- 8 : Abbildungen 353
- 9 : Literaturverzeichnis 361