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Der zentrale Alpen- und Voralpenraum 313
Textes allgemein und einigen sprachlichen Ausdrücken wurden Änderungen
vorgenommen.79
Dem Streit um die Maximilianzelle wird viel Raum gewidmet. Die Geschichte
des Klosters beginnt laut der älteren NA zur Zeit Ruperts, als zwei Brüder, Urso
und Tonazanus, in locum, qui dicitur Pongawi gingen, um zu jagen und Gold zu su-
chen.80 Sie sahen Wunderzeichen81 und erzählten dies Bischof Rupert. Dieser ging
ebenfalls in den Pongau, sah dieselben Zeichen und bat Herzog Theodo um Er-
laubnis, dort eine Zelle errichten zu können. Gemeinsam mit den Brüdern begann
Rupert „ibi stirpare et locum mundare et oratorium facere“. Danach übergab dieser
Herzog dem Bistum diesen Ort und dazu noch 3 Meilen im Umkreis. Auch die
beiden Brüder gaben von ihrem Besitz : „cum licentia et cum consensu Theodo-
nis ducis tradiderunt ibidem omnem rem eorum, quamcumque habebant“.82 Doch
später erwirkten die beiden Neffen Uurmhari und Cissimo, dass ihnen ein Teil des
Besitzes zum Nutzen überlassen wurde. Wieder einige Jahre darauf erreichte ein
anderes hochstehendes Mitglied der Familie, Urso, der Kaplan des Herzogs Odilo,
dass der ganze Besitz der Maximilianzelle von Odilo per vim Salzburg weggenom-
men und ihm als Benefizium übergeben wurde. Schon Virgil kämpfte laut NA
darum, diesen Besitz zurückzuerlangen, indem er die Abhängigkeit des Klosters
zu Salzburg betonte.
An einigen Stellen nun differieren die BN und schaffen so einen wesentlichen
Unterschied.83 So liegt der Ort qui nunc dicitur Pongo nun in der Einöde – in here-
mum. Er wird von einem Knecht (servus) des Bischofs, Tonazan, und einem Knecht
des Herzogs Theodo, Ledi, entdeckt. Rupert kümmert sich in den BN nicht selbst
um diese Angelegenheit, er schickt seinen Priester Deoningus, der auch im Auf-
trag Ruperts den Herzog um die Erlaubnis zur Errichtung einer Zelle bittet. Jetzt
erst geht Rupert in den Pongau und beginnt „ibi cum hominibus suis extirpare et
purgare ipsum locum et parvam ecclesiam ceteraque habitacula edificare“.84 Im
Vergleich zu der NA fällt die stärkere Wortwahl auf, die Wildnis wird noch betont.
Außerdem werden im Gegensatz zur NA nicht eines, sondern mehrere Gebäude
errichtet. In den BN ist es Theodos Sohn Theotbert, der den 3-Meilen-Besitz
79 Lošek, Notitia Arnonis und Breves Notitiae 40 ff. zu Gliederung und Aufbau der Verzeichnisse, 52 ff.
zu den sprachlichen Unterschieden.
80 Alle folgenden Zitate betreffend der NA stammen aus : NA 8. Zum Gold siehe den entsprechenden
Abschnitt im Kapitel „Erze“ ab S. 168.
81 Zu den Wunderzeichen Jahn, Ducatus 65 FN 154.
82 NA 8.4.
83 Alle folgenden Zitate betreffend den BN stammen aus : BN 3 und, wo angegeben, aus BN 8.
84 BN 3.7.
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Die Alpen im Frühmittelalter
Die Geschichte eines Raumes in den Jahren 500 bis 800
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
- Title
- Die Alpen im Frühmittelalter
- Subtitle
- Die Geschichte eines Raumes in den Jahren 500 bis 800
- Author
- Katharina Winckler
- Publisher
- Böhlau Verlag
- Location
- Wien
- Date
- 2012
- Language
- German
- License
- CC BY-NC-ND 3.0
- ISBN
- 978-3-205-78769-3
- Size
- 17.0 x 24.0 cm
- Pages
- 426
- Keywords
- Alps, Transformation of the Roman World, Early middle Ages, Culture, Economy, Power Structures
- Categories
- Geographie, Land und Leute Bergbücher
Table of contents
- 1: Einleitung 9
- 2 : Naturraum Alpen 22
- Begriffsdefinitionen 22
- Geologie 25
- Böden 27
- Wasser 28
- Naturkatastrophen 30
- Vegetationszonen 32
- Fauna 35
- Einstige Fauna und Flora der Alpen 36
- Das Klima in den Alpen : Gegenwart und Vergangenheit 38
- Das Gebirgsklima 39
- Lokale Faktoren 40
- Trockenes Klima der inneralpinen Täler 44
- Feuchtes Klima der Gebirgsrandlagen 46
- Zusatz : Klimatabelle ausgewählter Orte 48
- Das Klima des Frühmittelalters 49
- Globale Klimarekonstruktion 50
- Das frühmittelalterliche Klima in den Alpen 52
- Auswirkungen auf den Menschen 55
- Zusammenfassung 60
- 3 : Der Zugriff auf die Alpen und Blick von außen 62
- Die Alpen als Grenze 62
- Die Alpen als Mauern Italiens : Literarisches Bild und Realität 62
- Gotenkriege und Franken in den Alpen 72
- Karolinger und Ausblick 81
- Grenzen in den Alpen 83
- Konzept 83
- Grenzorganisation in den Alpen 87
- Bergwächter und militante Einheimische 87
- Befestigungen 90
- Slawisch-Awarische Grenzstrukturen Wahrnehmung der Alpen im Frühmittelalter : Furchtbares Gebirge, von den 95
- Römern bis Heinrich IV 100
- Zusammenfassung 110
- 4 : Über die Alpen : Kommunikation und Verkehrswege 114
- 5 : Menschen in den Alpen 172
- Christentum 172
- Entwicklung des Christentums in den Alpen 173
- Spätantikes und frühmittelalterliches Heidentum 182
- Patrozinien Die alpinen Kirchenprovinzen vom 6. bis zum 8. Jahrhundert : Fluktuation, 184
- Neuorientierung, Untergang 187
- Lokale christliche Topografie im Wandel 193
- Das Christentum in den nördlichen Voralpen –
- Neugründung oder Kontinuität ? 203
- Das Christentum in den Ostalpen – Gekappte Wurzeln ? 207
- Ausblick : Das Christentum im Alpenraum unter den Karolingern 217
- Klöster in den Alpen 219
- Westalpen 223
- Zentralalpen 224
- Alemannisches und bairisches Voralpenland 228
- Ostalpen 230
- Besiedlung 235
- Zentren 236
- „Stadt“ : Konzept und Begriffe 236
- Evolution der Städtischen Zentren im frühen Mittelalter 239
- Höhensiedlungen und Burgen 249
- Ländliche Siedlungen und Gutshöfe 254
- Wohnen im Frühmittelalter 259
- Siedlung : Lage und Versorgung 262
- Besiedlungsdichte 265
- Wirtschaft 268
- Alm- und Viehwirtschaft 271
- Ackerbau 279
- „Einöde“ : Sumpf, Wald, Hochgebirge 282
- Bevölkerung 284
- Migration 285
- Zusammenfassung 294
- 6 : Lokale Macht und Herrschaft in den Alpen 299
- 7 : Resümee 344
- 8 : Abbildungen 353
- 9 : Literaturverzeichnis 361