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Die Alpen im Frühmittelalter - Die Geschichte eines Raumes in den Jahren 500 bis 800
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Der Ostalpenraum : Von Binnennoricum zu Karantanien 333 vorum gentem in Carnuntum, quod corrupte vocitant Carantanum“ und damit den Namen des neuen Reiches des Karantanen vom antiken Stadtnamen Carnuntum herleitete.191 Es ist ein typisches Element spätantiker Gesellschaften, am Boden des römischen Reiches auf vorrömische Traditionen zurückzugreifen – ohne dass die meist keltischen Stämme tatsächlich in ihrer antiken Form überlebt hätten. Es handelt sich mehr um eine Art „archaisierenden Regionalismus“.192 Ungewöhnlich ist allerdings, dass sich hier eine slawische Herrschaft eines vorrömischen Na- mens bediente. Möglicherweise konnte der Name „Noricum“ nicht mehr benutzt werden, da er schon von den Romanen des Puster- und Eisacktales als Selbstbe- zeichnung verwendet wurde. Der Name begegnet uns in dieser Gegend noch das ganze Mittelalter hindurch.193 Die slawische Macht im Osten wollte sich anschei- nend deutlich von ihren Nachbarn unterscheiden. Bei dieser bewussten Abgren- zung wählte man trotzdem keinen slawischen Namen, sondern einen (vor-)ro- manischen. Der Rückgriff auf bereits bestehende geografische Bezeichnungen als „neuer“ Name für eine slawische Herrschaft findet sich allerdings recht häufig.194 Anfang des 8. Jh. scheint Karantanien (wieder ?) in awarischer Hand gewesen zu sein. In der Vita Haimrammi des Arbeo wird erzählt, dass der Heilige ursprünglich in die Avaria ziehen wollte um zu missionieren. Doch Herzog Theodo rät ihm davon ab, da die Awaren gerade „circa Anisa fluvium“ Städte entvölkert und Orte verwüstet hätten.195 Diese Kämpfe werden an der Mündung der Enns in die Donau lokalisiert und um 715 datiert, können aber auch gegen Ende des 7. Jh. stattge- funden haben.196 Kurz vorher hatten laut den BN die Slawen die Maximilianzelle verwüstet.197 Diese feindlichen Aktivitäten hängen vielleicht mit einer vorüberge- henden Schwächung des bairischen Herzogs Theodo zusammen.198 Die Langobarden stießen Anfang des 8. Jh. einige Male mit ihren slawischen Nachbarn im Osten und Nordosten zusammen. Die Orte sind meist nicht genau lokalisierbar, es kann sich bei den slawischen Gebieten um Karantanien, die Krain oder auch noch weiter südlich gelegene handeln. Um 720 bekämpfte das lango- bardische Heer in Lauriana unter dem friaulischen Herzog Pemmo eine inmensam 191 Paulus Diaconus Hist. Lang. V 22. 192 Geary, Die europäischen Völker 121. 193 Wolfram, Grenzen und Räume 298, Salzburg, Bayern, Österreich 27 ff.; Klebel, Das Fortleben des Namens „Noricum“ 481 ff. 194 Gleirscher, Karantanien 25 ; zur Benennung neuer slawischer Gruppen nach Landschaften, Flüssen und Seen Lecziejewicz, Herkunft und Gliederung 235. 195 Vita Haimrammi 5, ed. MGH ss. rer. Germ. 13, S. 33. 196 Wolfram, Salzburg, Bayern, Österreich 45 ; Pohl, Awaren 308. 197 BN 3.15 ; Wolfram, Grenzen und Räume 108 ; Salzburg, Bayern, Österreich 132 f. und FN 188–192. 198 Wolfram, Grenzen und Räume 82.
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Die Alpen im Frühmittelalter Die Geschichte eines Raumes in den Jahren 500 bis 800
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
Title
Die Alpen im Frühmittelalter
Subtitle
Die Geschichte eines Raumes in den Jahren 500 bis 800
Author
Katharina Winckler
Publisher
Böhlau Verlag
Location
Wien
Date
2012
Language
German
License
CC BY-NC-ND 3.0
ISBN
978-3-205-78769-3
Size
17.0 x 24.0 cm
Pages
426
Keywords
Alps, Transformation of the Roman World, Early middle Ages, Culture, Economy, Power Structures
Categories
Geographie, Land und Leute Bergbücher

Table of contents

  1. 1: Einleitung 9
    1. Forschungsgeschichte und Literatur 12
    2. Quellen und Methoden 18
  2. 2 : Naturraum Alpen 22
    1. Begriffsdefinitionen 22
    2. Geologie 25
    3. Böden 27
    4. Wasser 28
    5. Naturkatastrophen 30
    6. Vegetationszonen 32
    7. Fauna 35
    8. Einstige Fauna und Flora der Alpen 36
    9. Das Klima in den Alpen : Gegenwart und Vergangenheit 38
    10. Das Gebirgsklima 39
    11. Lokale Faktoren 40
    12. Trockenes Klima der inneralpinen Täler 44
    13. Feuchtes Klima der Gebirgsrandlagen 46
    14. Zusatz : Klimatabelle ausgewählter Orte 48
    15. Das Klima des Frühmittelalters 49
    16. Globale Klimarekonstruktion 50
    17. Das frühmittelalterliche Klima in den Alpen 52
    18. Auswirkungen auf den Menschen 55
    19. Zusammenfassung 60
  3. 3 : Der Zugriff auf die Alpen und Blick von außen 62
    1. Die Alpen als Grenze 62
    2. Die Alpen als Mauern Italiens : Literarisches Bild und Realität 62
    3. Gotenkriege und Franken in den Alpen 72
    4. Karolinger und Ausblick 81
    5. Grenzen in den Alpen 83
    6. Konzept 83
    7. Grenzorganisation in den Alpen 87
    8. Bergwächter und militante Einheimische 87
    9. Befestigungen 90
    10. Slawisch-Awarische Grenzstrukturen Wahrnehmung der Alpen im Frühmittelalter : Furchtbares Gebirge, von den 95
    11. Römern bis Heinrich IV 100
    12. Zusammenfassung 110
  4. 4 : Über die Alpen : Kommunikation und Verkehrswege 114
    1. Geschichte und Strukturen 115
    2. Wahl des Passes und der Jahreszeit 119
    3. Pilgerwege durch die Alpen 126
    4. Routen durch die Alpen 129
    5. Westalpen 130
    6. Zentralalpen 133
    7. Ostalpen 143
    8. Quer- und Wasserwege 150
    9. Fernhandel 153
    10. Exportprodukte der Alpen 161
    11. Salz 161
    12. Stein 164
    13. Erze 165
    14. Zusammenfassung 169
  5. 5 : Menschen in den Alpen 172
    1. Christentum 172
    2. Entwicklung des Christentums in den Alpen 173
    3. Spätantikes und frühmittelalterliches Heidentum 182
    4. Patrozinien Die alpinen Kirchenprovinzen vom 6. bis zum 8. Jahrhundert : Fluktuation, 184
    5. Neuorientierung, Untergang 187
    6. Lokale christliche Topografie im Wandel 193
    7. Das Christentum in den nördlichen Voralpen –
    8. Neugründung oder Kontinuität ? 203
    9. Das Christentum in den Ostalpen – Gekappte Wurzeln ? 207
    10. Ausblick : Das Christentum im Alpenraum unter den Karolingern 217
    11. Klöster in den Alpen 219
    12. Westalpen 223
    13. Zentralalpen 224
    14. Alemannisches und bairisches Voralpenland 228
    15. Ostalpen 230
    16. Besiedlung 235
    17. Zentren 236
    18. „Stadt“ : Konzept und Begriffe 236
    19. Evolution der Städtischen Zentren im frühen Mittelalter 239
    20. Höhensiedlungen und Burgen 249
    21. Ländliche Siedlungen und Gutshöfe 254
    22. Wohnen im Frühmittelalter 259
    23. Siedlung : Lage und Versorgung 262
    24. Besiedlungsdichte 265
    25. Wirtschaft 268
    26. Alm- und Viehwirtschaft 271
    27. Ackerbau 279
    28. „Einöde“ : Sumpf, Wald, Hochgebirge 282
    29. Bevölkerung 284
    30. Migration 285
    31. Zusammenfassung 294
  6. 6 : Lokale Macht und Herrschaft in den Alpen 299
    1. Die Westalpen : Burgund und Provence 300
    2. Der zentrale Alpen- und Voralpenraum 305
    3. Der Ostalpenraum : Von Binnennoricum zu Karantanien 319
    4. Das 6. Jahrhundert 319
    5. Das 7. Jahrhundert 321
    6. Das 8. Jahrhundert 332
    7. 9. Jahrhundert und Ausblick 340
  7. 7 : Resümee 344
  8. 8 : Abbildungen 353
    1. Überblickskarten 353
    2. Farbabbildungen 357
    3. Bildnachweis 359
  9. 9 : Literaturverzeichnis 361
    1. Internetadressen Alpenforschung 361
    2. Abkürzungen 361
    3. Quellen 362
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