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Vor 1918
Graz 1914 - Der Volkskrieg auf der Straße
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| Innenstadt und Bahnhof162 stunden wurden nicht thematisiert. Allgemein gehaltene Stellungnahmen zu den Auswirkungen des Kriegs und jenen der Mobilisierung lieferte der Arbeiterwille dagegen sehr wohl. Er prophezeite, dass man „vor der furchtbaren Tatsache des Ausbruches des Kriegs mit all seinem Leid und all seinen Schrecken“ stehen wür- de.131 Und in seiner Separatausgabe hieß es: „Nun ist der volle, furchtbare Ernst an die Bevölkerung von Steiermark, Kärnten und der übrigen südlichen Kronländer herangetreten! Die Reservisten und Ersatzreservisten dieser Territorien müssen binnen 24 Stunden Arbeit, Stellung und Familie verlassen und zu den Waffen einrücken! Ebenso ist der Landsturm dieser Gebiete einberufen, [...]. Die Wirkungen dieser Einberufung auf die Weiterführung der Fabriken, Werkstätten, Kanzleien sind nicht abzusehen. Es wird wenig Familien geben, die nicht an der Mobi- lisierung beteiligt sind.“132 Antisozialdemokratischer Demonstrationszug Am Abend des 26.  Juli füllten sich wieder die Straßen und Plätze der Innenstadt mit Menschen, die „die neusten Nachrichten der Blätter“ abwarteten.133 Im Wesentli- chen drehten sich die Nachrichten an diesem Abend um die Mobilisierungskund- machungen und um die zahlreichen Verordnungen vom 25.  Juli.134 Am Hauptplatz wurde einer Sonderausgabe des Volksblatts zufolge eine Rede von einem nicht näher ausgewiesenen „Herr[n] aus der Menge“135 gehalten. Diese pathetische For- mel fand sich mehrfach in den Zeitungen und sie wurde meines Erachtens nur zu einem Zweck eingesetzt. Das Ziel hinter dieser im Grunde genommen altbewähr- ten Floskel war eine Zurückdrängung des Individuellen zugunsten des Kollektivs. Forschungstechnisch gilt es darauf hinzuweisen, dass im Ersten Weltkrieg Tradi- tion und Innovation in einem enormen Spannungsverhältnis zueinander standen. Nicht überall lässt sich daher das Ausschalten des Individuellen greifen. Schließlich sahen sich die Zeitungen – als Reaktion auf das anonymisierte Töten und Sterben – dazu „gezwungen“, den „Kriegshelden“ einen Namen und ein Gesicht zu geben. 131 Österreich-Ungarn und Serbien vor dem Krieg!, in: Arbeiterwille, 26.7.1914, 1. 132 Mobilisierung des Armeekorps von Steiermark und Kärnten, in: Arbeiterwille, 26.7.1914 (Sepa- ratausgabe), 1. 133 Der Sonntag, in: Grazer Tagblatt, 27.7.1914, 4. 134 Vgl. nur das Reichsgesetzblatt für die im (cisleithanischen) Reichsrat vertretenen Königreiche und Länder. 135 Begeisterte patriotische Kundgebungen, in: Grazer Volksblatt, 27.7.1914 (Sonderausgabe), 3.
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Graz 1914 Der Volkskrieg auf der Straße
Title
Graz 1914
Subtitle
Der Volkskrieg auf der Straße
Author
Bernhard Thonhofer
Publisher
Böhlau Verlag
Location
Wien - Köln- Weimar
Date
2018
Language
German
License
CC BY 4.0
ISBN
978-3-205-20569-2
Size
17.4 x 24.5 cm
Pages
510
Keywords
Steiermark, Weltkrieg, Styria, Landeshauptstadt, Heimatfront, Kriegsbegeisterung, Burgfrieden
Categories
Geschichte Vor 1918

Table of contents

  1. Rahmenbedingungen 15
    1. Forschungsgeschichte 15
    2. Forschungsstand 25
    3. Fragenhorizont 35
    4. Erkenntnisbarrieren 36
    5. Mikrohistorie 40
    6. Vier Leitpanoramen 52
    7. Argumentationsstrang 65
  2. Sarajevoer Attentat und Graz 69
    1. Vom „Balkanbrand“ 1912/13 69
    2. Der Begriff „Begeisterung“ in der politischen Sprache 76
    3. Grazer Gemeinderatswahlkampf 83
    4. Intensive Julipolemik 88
    5. Der „Demarche-Rummel“ 99
    6. Blick nach Ungarn und „Strafexpedition“ 105
    7. Fallende Börsenkurse 110
    8. Ultimatum an Serbien 112
    9. Lokalisierungsfrage 116
    10. Verregnete Grazer Straßen im Juli 119
    11. Zur Trauerstimmung 122
  3. Innenstadt und Bahnhof 135
    1. Kein Telefonnetz 135
    2. Abbruch der diplomatischen Beziehungen 138
    3. Die „patriotischen“ Straßenumzüge 144
    4. Offengelegte Zeitungspolitik 151
    5. Unklare Mobilisierungsplakate 154
    6. Antisozialdemokratischer Demonstrationszug 162
    7. Grazer „Feldlager“ 166
    8. Die letzten Tage im Juli 170
    9. Großbritannien und Italien 176
    10. Verspätete Zeitungen in der Provinz 185
    11. Nach dem Truppenabmarsch am 11. August 187
    12. Abschiedsszenen 194
    13. Kaiserfeiern rund um den 18. August 206
    14. Ein „Denkmalfrevel“ 212
    15. Kriegsdauer, Kriegsausgang und Kriegstechnologie 214
    16. Erste „Entscheidungsschlachten“ 222
    17. Präventivzensur 227
    18. Erste „Soldatenerzählungen“ 234
    19. Grazer Frauenhilfskomitee 245
    20. Transportkolonne am Bahnhof 252
  4. Alltag und Einheitsprüfungen 257
    1. Arbeitslosigkeit 257
    2. Andrang auf die Geldinstitute 267
    3. Ausstattungsfrage und Postämter 276
    4. Hamsterkäufe 284
    5. Mietzins 299
    6. Kirchen und Friedhöfe 303
    7. Verlustlisten 318
    8. Infiltrierendes „Spinnennetz“ 323
    9. Ausschreitungen 333
    10. Demonstrationen vor Geschäften 340
    11. Über die „Sprachbereinigung“ 346
    12. Modeboykott 354
    13. Soldaten abseits der Truppe 363
    14. Neue Wachposten 374
    15. Arbeiterhilfskorps für Graz und Umgebung 387
    16. Pfadfinder und Wandervogel 389
    17. Die „Soldatenspiele“ der Kinder 398
    18. Diebstahl und Betrug 404
    19. Verbliebene „Kriegsfreizeit“ 412
  5. Schlussbetrachtung 423
    1. Stadtlandschaft im „Volkskrieg“ 423
    2. Grazer Einheitsbildung 428
    3. Einheitsgruppen 431
    4. Notwendige „Heimatfront“ 434
    5. Einheitsbrüche 436
    6. Einheitsprüfungen 439
    7. Entscheidungshilfen 444
    8. Thesen 450
  6. Anhang 453
    1. Tafelteil: Orte des Geschehens 453
    2. Abkürzungen 461
    3. Quellen 463
    4. Literatur 467
    5. Bildnachweis 503
    6. Register 504
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