Page - 85 - in Jemen - Traumhafte Bauten, Wilde Landschaften
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REISE DURCH DEN JEMEN
85 solchen Siqaya stehen, das ebenfalls immer etwas
Feuchtigkeit nach auĂen abgibt. Der erhöht gelege-
ne, schattige Innenraum ist in der Regel zumindest
auf drei Seiten von wanddurchbrechenden Gittern
umgeben. Durch die von ungebrannten Lehmziegeln
geformten seitlichen Gitteröffnungen kann die Luft
aus jeder Richtung kommend durch den Innenraum
ziehen. Die durch die GefĂ€ĂoberflĂ€che diffundie-
rende Feuchtigkeit wird von der durch den Raum
gleitenden Luft aufgenommen und nach auĂen trans-
portiert. Durch den VerdunstungswÀrmeentzug an
der OberflĂ€che des GefĂ€Ăes wird das Wasser in-
nen stetig gekĂŒhlt.
serbecken oder einem geschlossenen WassergefĂ€Ă
mit einer Lehmkuppel nach oben abgeschlossen. Der
gewöhnlich massive Sockel hingegen ist meist aus
Stein errichtet, da sich Lehm und Wasser nur schwer
vertragen.
Aus dem Wasserbecken kann jeder Wanderer mit
einem langstieligen Löffel von auĂen Wasser ent-
nehmen. In dem Raum unter der Kuppel liegt aber
mitunter auch ein mit Wasser gefĂŒllter, nĂ€ssender
Tierbalg auf einem hölzernen Lattenrost. Diese BÀlge
werden âGirbaâ genannt. Es kann aber auch ein an-
gebundenes, nicht glasiertes KeramikgefÀà in einem
Abb. 86
Brunnen und Wasserhaus, Siqaya genannt, neben der StraĂe zwischen Seiyun und Tarim. Das
Wasser wird aus den meist sehr tiefen Brunnen mit Hilfe von Eseln und sehr langen Seilen herauf-
gezogen. Im Wasserhaus daneben liegt gewöhnlich ein mit Wasser gefĂŒllter, gesicherter Balg fĂŒr
durstige Passanten. Es können im Wasserhaus auch offene oder geschlossene WassergefĂ€Ăe unter-
gebracht sein. Dann gibt es auch noch einen mit einer Kette gesicherten Metallbecher.
Abb. 87
Dieses Wasserhaus, das im Wadi Hadramaut als Siqaya bezeichnet wird, ist hier mit einem wasser-
gefĂŒllten Balg ausgestattet. Dieser ist gegen Diebstahl gesichert. Das eingelagerte Wasser wird
durch den VerdunstungswĂ€rmeentzug des durch die AuĂenhaut langsam diffundierenden Wassers
gekĂŒhlt. Im Wasserhaus ist der BehĂ€lter beschattet und die Ziegelgitter garantieren einen optimalen
Luftdurchgang. Der WasserbehÀlter kann auch ein geschlossenes KeramikgefÀà mit einem ange-
bundenen Becher oder ein halboffenes Becken sein, aus dem man mit einem langstieligen Löffel
das Wasser herausschöpfen muss. Meist sind die Sockel der WasserhÀuser aus Stein gebaut, der
restliche Bau ist aus Lehmziegeln errichtet. FĂŒr austretendes Wasser gibt es einen Ablauf in Stein
gemauert.
WasserhÀuser oder -stellen gibt es in den ariden und semiariden Zonen in Afrika und Asien entlang
von Hauptkarawanenwegen. Hier darf in der Regel jeder Passant gratis Wasser gegen den Durst
trinken. Bei jeder dieser Wasserstellen ist eine Person, Familie oder ein Klan fĂŒr die Versorgung mit
Wasser und die Erhaltung des Bauwerks zustÀndig.
Table of contents
- Vorbemerkungen 7
- Einige Tage Ăgypten 17
- Reise durch den Jemen 29
- Altstadt von Sanaa 33
- Kleidung von MĂ€nnern und Frauen 42
- Die leichte Droge Kat 56
- Marib 60
- Die Salayman Ibn Dawud Moschee 73
- SĂ€ulen und ihre Kapitelle 74
- Flug ins Wadi Hadramaut 78
- WasserhÀuser 84
- Tarim 86
- TĂŒren und ihre hölzernen Fallenschlösser 93
- Vergleich mit TĂŒrschlössern auf Tinos 100
- Mausoleum in Al Ghurfa 107
- Schibam 108
- Seiyun 124
- Auskragungen und Vorspanneffekte 133
- Hureida 139
- Hadjarein 142
- Chrecher 142
- Sif 144
- Bienenhaltung in Amphoren 152
- Al Mukalla 157
- Fahrt nach Aden 165
- Aden 168
- Taiz 175
- Saada 195
- Schahara 202
- Fahrt nach Sanaa 209
- Amran 209
- Thulla 213
- Kaukaban 218
- Kuchlan 224
- Al Qurazihah, ein Kral der Tihama 229
- Hodeida 233
- Zabid 236
- Hadjara 242
- Rauda 249
- Baynun 254
- ZurĂŒck entlang des Roten Meeres 268
- Siedlungsformen 273
- Bauformen 277
- Architekturdetails 287
- Apendix