Page - 127 - in Jemen - Traumhafte Bauten, Wilde Landschaften
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REISE DURCH DEN JEMEN
127 te, die sich mit jenen des europäischen Historismus
des 19. Jh. mischen. Der zentrale Palast ist wieder
ein großer mehrgeschoßiger Hofkomplex mit vier an
den Ecken vortretenden Rundtürmen. Alles ist in tradi-
tionellen Farben gestaltet. Der Eingangsbereich hin-
gegen wirkt fast europäisch und erinnert sehr an die
Giebelseiten griechischer Tempel. Auch die meisten
anderen niedrigeren Bauten im Umraum des Palastes
entsprechen mit ihren Balustraden und Rustiken weit-
gehend der Architektur des späten 19. Jh. in Euro-
pa. Der Palast ist durch mehrere Wehrmauern nach
außen gut gesichert, was man erst von oben klar
erkennen kann.
Einen besonderen Reiz hatte der Blick in das Sei-
tenwadi, das mit seiner frisch wirkenden sehr schö-
nen Lehmarchitektur und den dazwischenstehenden
grünen Palmen und anderen Pflanzen einen sehr le-
bendigen, fruchtbaren Eindruck machte. Der unmittel-
bar dahinter beginnende, völlig vegetationsfreie, nur
wenig ansteigende Wadi-Boden hingegen reicht von
dort bis zu den fast senkrecht aufsteigenden Seiten-
wänden des Nebenwadis, die sich schluchtartig in
Profil neben wenigen westislamisch wirkenden Tür-
men älterer Bauart über quadratischem Grundriss.
Diese beiden Minaretttypen verfügen beide über ei-
nen Kuppelabschluss an der Spitze. Bei den runden
Minaretten wird die Kuppel ganz oben von einem
Säulenkranz getragen, bei den quadratischen sind es
gewöhnlich auf jeder Seite zwei nebeneinanderlie-
gende Rundbogenöffnungen, die von weitem gese-
hen etwas an Pfeiler oder Säulen erinnern. Daneben
gibt es auch in Seiyun den neuen Minarett-Typus von
Tarim mit quadratischem Grundriss und weitgehend
offenen, stark gegliederten und gestalteten Fassaden.
Gleich zwei davon stehen in der Nähe des großen
Sultanpalastes.
Dieser gewaltige Palast steht nahe jener Stelle, an
der wir auf den Abhang mit den großen Felsblöcken
hinaufgeklettert waren. Er wurde auf einer geringen
Anhöhe im Tal errichtet, von wo sich die Stadt Seiyun
vom Wadi Hadramaut aus in ein Seitenwadi hinein
entwickelt. Der Gebäudekomplex beherrscht von
oben betrachtet eine ganze Zone dieser Stadt. Der
Baustil ist eine Mischung orientalischer Dekorelemen-
Abb. 130
Die Dächerdraufsicht vom oberen Rand des Schutthanges unter der senkrecht aufsteigenden Fels-
wand des Wadis in Seiyun zeigt die starke plastische Ausgestaltung auch der “fünften Fassade” von
Bauten, der Dachzone.
Jemen
Traumhafte Bauten, Wilde Landschaften
- Title
- Jemen
- Subtitle
- Traumhafte Bauten, Wilde Landschaften
- Author
- Hasso Hohmann
- Publisher
- Verlag der Technischen Universität Graz
- Location
- Graz
- Date
- 2019
- Language
- German
- License
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-85125-670-3
- Size
- 20.0 x 27.0 cm
- Pages
- 308
- Keywords
- Vorderasien, arabische Halbinsel, Sanaa, Aden, Architektur
- Category
- Geographie, Land und Leute
Table of contents
- Vorbemerkungen 7
- Einige Tage Ägypten 17
- Reise durch den Jemen 29
- Altstadt von Sanaa 33
- Kleidung von Männern und Frauen 42
- Die leichte Droge Kat 56
- Marib 60
- Die Salayman Ibn Dawud Moschee 73
- Säulen und ihre Kapitelle 74
- Flug ins Wadi Hadramaut 78
- Wasserhäuser 84
- Tarim 86
- Türen und ihre hölzernen Fallenschlösser 93
- Vergleich mit Türschlössern auf Tinos 100
- Mausoleum in Al Ghurfa 107
- Schibam 108
- Seiyun 124
- Auskragungen und Vorspanneffekte 133
- Hureida 139
- Hadjarein 142
- Chrecher 142
- Sif 144
- Bienenhaltung in Amphoren 152
- Al Mukalla 157
- Fahrt nach Aden 165
- Aden 168
- Taiz 175
- Saada 195
- Schahara 202
- Fahrt nach Sanaa 209
- Amran 209
- Thulla 213
- Kaukaban 218
- Kuchlan 224
- Al Qurazihah, ein Kral der Tihama 229
- Hodeida 233
- Zabid 236
- Hadjara 242
- Rauda 249
- Baynun 254
- Zurück entlang des Roten Meeres 268
- Siedlungsformen 273
- Bauformen 277
- Architekturdetails 287
- Apendix