Page - 234 - in Jemen - Traumhafte Bauten, Wilde Landschaften
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REISEBERICHT
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nische Qualität hatten und das bestehende Ensemble
nur störten, errichtet.
Unter den historischen Bauten fiel ein Grundtyp von
Gebäuden mit zwei Geschoßen und drei Fensterach-
sen in der Hauptfassade auf. Diese Bauten haben
im Erdgeschoß zur Straße hin nur einen Eingang,
darüber aber folgen die drei Fenster zusammen mit
drei Oberlichten. Die historischen Eingangstüren sind
alle reich mit Schnitzereien relieffiert und häufig in
satten Lackfarben gestrichen. Ein kräftiges Hellblau
ist eine besonders häufig verwendete Farbe. Bei den
Türen gibt es wieder einen eigenen Typus, der zwei-
geteilt ist und oben eine fast mit der Fassadenebene
abschließende stark geschnitzte Holzschürze zeigt.
Die beiden Türflügel verfügen jeweils über eine ein-
geschnittene kleinere “Gehtür”, die separat geöffnet
werden kann und geschwungene Konturen hat. Sie
erinnern in der Form etwas an die Jochbogenfenster
in Schibam im Wadi Hadramaut.
Die Fassaden dieser Gebäude sind ab dem Bo-
gen über der Öffnung für das Eingangstor über
und über mit Stuck oder Lehmdekor überzogen und
ornamentiert. Ein Kalkanstrich macht die Fassaden
zu bieten. Auffallend waren die Häuser mit afrikani-
schen Flechtmustern, wie ich sie schon in Taiz an der
Musaffar Moschee beobachtet hatte.
Die Müllabfuhr funktionierte in dieser Hafenstadt of-
fenbar sehr schlecht bis gar nicht. In manchen Straßen
wurde der Müll wohl nie entsorgt und einfach durch
die Kraftfahrzeuge niedergefahren und verdichtet.
Auf diese Weise steigt das Straßenniveau in diesen
Straßen rasant an. Um die nach außen aufgehenden
Haustüren der vielen älteren Bauten überhaupt noch
öffnen zu können, wurden oft Mauerringe um diese
Türen errichtet, die soviel Platz ließen, dass die Türen
gerade geöffnet werden können und auch eine kurze
Treppe auf das alte, niedrigere Niveau hinunter Raum
hat. Beliebig lange kann man diese Art der Müllent-
sorgung nicht betreiben. Die Städte versinken sonst
buchstäblich im Müll. Das Müllproblem war fast über-
all im Jemen brennend und rief besonders in dieser
Stadt nach einer Lösung. Die durch das Müllproblem
stark gefährdeten historischen Wohnbauten wurden
auch noch durch ein weiteres Problem beeinträchtigt.
Neben diesen oft interessant ornamentierten Ziegel-
bauten wurden immer wieder auch moderne Stahl-
betonskelettbauten, die hier absolut keine architekto-
Abb. 258
Obstmarkt in Hodeida.
Jemen
Traumhafte Bauten, Wilde Landschaften
- Title
- Jemen
- Subtitle
- Traumhafte Bauten, Wilde Landschaften
- Author
- Hasso Hohmann
- Publisher
- Verlag der Technischen Universität Graz
- Location
- Graz
- Date
- 2019
- Language
- German
- License
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-85125-670-3
- Size
- 20.0 x 27.0 cm
- Pages
- 308
- Keywords
- Vorderasien, arabische Halbinsel, Sanaa, Aden, Architektur
- Category
- Geographie, Land und Leute
Table of contents
- Vorbemerkungen 7
- Einige Tage Ägypten 17
- Reise durch den Jemen 29
- Altstadt von Sanaa 33
- Kleidung von Männern und Frauen 42
- Die leichte Droge Kat 56
- Marib 60
- Die Salayman Ibn Dawud Moschee 73
- Säulen und ihre Kapitelle 74
- Flug ins Wadi Hadramaut 78
- Wasserhäuser 84
- Tarim 86
- Türen und ihre hölzernen Fallenschlösser 93
- Vergleich mit Türschlössern auf Tinos 100
- Mausoleum in Al Ghurfa 107
- Schibam 108
- Seiyun 124
- Auskragungen und Vorspanneffekte 133
- Hureida 139
- Hadjarein 142
- Chrecher 142
- Sif 144
- Bienenhaltung in Amphoren 152
- Al Mukalla 157
- Fahrt nach Aden 165
- Aden 168
- Taiz 175
- Saada 195
- Schahara 202
- Fahrt nach Sanaa 209
- Amran 209
- Thulla 213
- Kaukaban 218
- Kuchlan 224
- Al Qurazihah, ein Kral der Tihama 229
- Hodeida 233
- Zabid 236
- Hadjara 242
- Rauda 249
- Baynun 254
- Zurück entlang des Roten Meeres 268
- Siedlungsformen 273
- Bauformen 277
- Architekturdetails 287
- Apendix