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Geographie, Land und Leute
Jemen - Traumhafte Bauten, Wilde Landschaften
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REISE DURCH DEN JEMEN 235 des Sammeltaxis wartete, beobachtete ich Bewoh- ner von Hodeida dabei, wie sie den vom Sturm des Vortages angewehten Sand vor ihren Lokalen von den Gehsteigen zur Straßenmitte fegten. Auch dieser Sand würde besser aus der Stadt gebracht werden. Sonst steigt das Niveau der Straße noch schneller. In den Hauptstraßen des Zentrums ist die Stadt rela- tiv sauber. Um 9.30 Uhr nach kurzer Wartezeit war der letzte Platz im Sammeltaxi besetzt und wir fuhren nach Zabid los. Während der Fahrt wehte häufig Sand von der rechten Seite in breiten Streifen zün- gelnd über die Fahrbahnen. Das Gepäck und auch die Kleidung nahmen immer mehr die Farbe des San- des der Umgebung an. Ich konnte nur hoffen, dass die Tasche mit meinen Kameras dicht war. gegen Regenwasser relativ unempfindlich. Viele der alten Bauten haben ein sekundär aufgesetztes zweites Obergeschoß, das dann kaum mehr Dekor zeigt. Einige der Bauten verfügen auch über reich ornamentierte, breite Erker im Obergeschoß. Aufstei- gende Mauerfeuchtigkeit setzt aber fast all diesen Häusern stark zu. Die Anhebung des Bodenniveaus spielt dabei eine entscheidende Rolle, da der Müll mit seinem hohen Plastikanteil die Feuchtigkeit aus dem Boden nur noch neben der Straße im Bereich der Häuser aufsteigen lässt. Durch die Küstennähe gibt es andererseits in vielen Stadtteilen Hodeidas einen relativ hohen Grundwasserspiegel mit recht hohem Salzanteil. In Hodeida fielen mir in der Nähe des Hafens eini- ge Bauten mit einer auffälligen konstruktiven Beson- derheit auf, die ich bisher in keiner anderen Kultur in dieser Form gesehen hatte. Die massigen Zie- gelmauern verfügen über einen Sockel und haben oberhalb eine Art Korsett durch ein Fachwerk an der Außenoberfläche und ein zweites Fachwerk an der Innenoberfläche der Mauer. Beide Fachwerke sind am Fuß, in der Mitte und am oberen Rand in jedem Stockwerk durch die Wand mit Hölzern miteinander verbunden. Eines dieser Gebäude steht in prominenter Lage an einem Platz nahe am Hafen, hat einige osmanisch wirkende, wohl sekundär angefügte Erker und sollte damals wohl saniert werden. Teile des stark herunter- gekommenen, verfallenden Gebäudes waren bereits eingerüstet. Ich machte ein Foto und eine Skizze von der Konstruktionsweise. Wie mir gesagt wurde, han- delt es sich bei diesem Bauwerk um die osmanische Hafenkommandantur von Hodeida, die nun gerettet werden sollte. Nur wenig später sollte mir der Archäologe Jean-Fran- çois Breton in Sanaa genau diese Art von Konstruk- tion beschreiben und mir die Frage stellen, ob ich eine so eigenartige Konstruktion schon einmal irgend- wo auf der Welt gesehen habe. Dieser Archäolo- ge hatte rund 2000 Jahre alte Reste von Bauten in Schaabwa im südlichen Jemen archäologisch unter- sucht. Offensichtlich hatte er aber die Konstruktionen bislang noch nicht mit traditionellen Bauten im Jemen verglichen. Die Konstruktionsweise bei der Hafenkommandantur in Hodeida und auch bei einigen anderen Bauten im Zentrum dieser Stadt hat eine ausgesprochene Ähn- lichkeit mit der Bauweise in Schaabwa. Ich fuhr bald darauf zum Platz der Sammeltaxis, die nach Zabid abgehen. Während ich auf die Abfahrt Abb. 259 Dieses historische Haus mit seiner sehr auf- wendig gestalteten Fassade wirkte herunter- gekommen und eingesunken. Das Tor mit zwei integrierten Gehtüren vermorschte unten bereits. Das Umgebungsniveau steigt stetig an, weil das Gemisch aus Müll, Staub und Sand aus der Wüste nicht beseitigt, sondern nur durch passierende Fahrzeuge zusammengepresst wurde. Aufsteigende Feuchtigkeit setzte daher den Ornamenten der unteren Fassade und dem Holztor bereits stark zu.
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Jemen Traumhafte Bauten, Wilde Landschaften
Title
Jemen
Subtitle
Traumhafte Bauten, Wilde Landschaften
Author
Hasso Hohmann
Publisher
Verlag der Technischen Universität Graz
Location
Graz
Date
2019
Language
German
License
CC BY 4.0
ISBN
978-3-85125-670-3
Size
20.0 x 27.0 cm
Pages
308
Keywords
Vorderasien, arabische Halbinsel, Sanaa, Aden, Architektur
Category
Geographie, Land und Leute

Table of contents

  1. Vorbemerkungen 7
    1. Reisemotive 9
    2. Reiseplanung 12
  2. Einige Tage Ägypten 17
    1. Sakkara 18
    2. Memphis 19
    3. Gizeh 20
    4. Kairo 21
    5. Ägyptisches Nationalmuseum 24
    6. Altstadt von Kairo 25
  3. Reise durch den Jemen 29
    1. Altstadt von Sanaa 33
    2. Kleidung von Männern und Frauen 42
    3. Die leichte Droge Kat 56
    4. Marib 60
    5. Die Salayman Ibn Dawud Moschee 73
    6. Säulen und ihre Kapitelle 74
    7. Flug ins Wadi Hadramaut 78
    8. Wasserhäuser 84
    9. Tarim 86
    10. Türen und ihre hölzernen Fallenschlösser 93
    11. Vergleich mit Türschlössern auf Tinos 100
    12. Mausoleum in Al Ghurfa 107
    13. Schibam 108
    14. Seiyun 124
    15. Auskragungen und Vorspanneffekte 133
    16. Hureida 139
    17. Hadjarein 142
    18. Chrecher 142
    19. Sif 144
    20. Bienenhaltung in Amphoren 152
    21. Al Mukalla 157
    22. Fahrt nach Aden 165
    23. Aden 168
    24. Taiz 175
    25. Saada 195
    26. Schahara 202
    27. Fahrt nach Sanaa 209
    28. Amran 209
    29. Thulla 213
    30. Kaukaban 218
    31. Kuchlan 224
    32. Al Qurazihah, ein Kral der Tihama 229
    33. Hodeida 233
    34. Zabid 236
    35. Hadjara 242
    36. Rauda 249
    37. Baynun 254
    38. Zurück entlang des Roten Meeres 268
  4. Siedlungsformen 273
    1. Schibam 273
    2. Hadschara 273
    3. Hadscharain 274
    4. Schahara 274
    5. Al Qurazihah, Afrikanischer Kral im Jemen 275
    6. Aden 276
  5. Bauformen 277
    1. Adobe-Lehmhochhäuser 277
    2. Saada-Lehmbauweise 278
    3. Schaabwa-Riegelwände 278
    4. Steinbauten 284
    5. Vorkrageffekte bei Lehmbauten 284
    6. Rundtürme mit aufgebauten Kleinpalästen 285
  6. Architekturdetails 287
    1. Kuppeln 287
    2. Gurtbögen 287
    3. Säulen, Pfeiler und ihre Kapitelle 288
    4. Verschachtelungen 288
  7. Apendix
    1. Bibliographie 292
    2. Abbildungsnachweis 294
    3. Anmerkung zu Ortsnamen 295
    4. Glossar 296
    5. Zu den Reisenden 302
    6. Dank des Autors 303
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