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Von PISA nach Wien - Historische und politische Kompetenzen in der Unterrichtspraxis
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103 Lehrpersonen daher als Expertinnen/Experten ernst zu nehmen und zu be- tonen, dass es darum geht, aus der Praxis und aus ihren Erfahrungen zu lernen, trug dazu bei, in den qualitativen Interviews eine anregende und vertrauensvol- le Gesprächsatmosphäre zu erzeugen, in der es keine Redeverbote gab. Ich hat- te in den Interviews nur sehr selten den Eindruck, sozial erwünschte Antworten zu hören, und die meisten beobachteten Stunden waren offensichtlich keine Musterstunden, welche kaum auf die tägliche Unterrichtspraxis Rückschlüsse zulassen würden.344 Obwohl im Feld im Rahmen der Beobachtung sicher auch speziell vorbereitete „Musterstunden“ zu sehen waren  – z. B. eigens in der Bib- liothek durchgeführt, mit kritischer Betrachtung von mitgebrachten Schulbü- chern aus der Zeit des Nationalsozialismus, oder Stunden mit Themen, die sich nicht logisch in die Stundenabfolge eingliederten  –, waren die meisten von uns beobachteten Stunden tatsächlich relativ einfache Geschichtseinheiten. Zwei Tage vor dem Feldaufenthalt schrieben wir den Lehrpersonen noch einmal per E-Mail: „Bitte bereiten Sie keine besondere Stunde vor, sondern halten Sie Ihre Geschichts- stunde einfach so, wie auch sonst immer. Es ist ja unser Anliegen, Geschichtsun- terricht zu sehen, wie er tatsächlich in der täglichen Schulpraxis durchgeführt wird.“ Oft haben die Lehrer/innen vor der Stunde gemeint, sie hätten jetzt „wirklich“, so wie ich das wollte, gar nichts Besonderes vorbereitet, sondern sie würden ein- fach da weitermachen, wo sie aufgehört hätten. Genau das war auch unsere In- tention. Dass mit den Interviews meist eine Beobachtung kombiniert wurde und insofern die Stunden als generell „normale“ Unterrichtseinheiten dargeboten wurden, hatte möglicherweise auch den Effekt, dass die Lehrpersonen in den In- terviews weniger sozial erwünscht antworteten  – das Interview musste ja in ge- wissem Sinne mit der beobachteten Stunde in Einklang gebracht werden. Aber nicht nur die Rolle, die der Forschende den Lehrenden zuschreibt, sondern auch, und natürlich damit eng zusammenhängend, die Rolle, die der Forscher selbst einnimmt, ist zentral für den Erfolg von qualitativer Feldfor- schung: 344 Vgl. dazu Bernhard 2018a.
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Von PISA nach Wien Historische und politische Kompetenzen in der Unterrichtspraxis
Empirische Befunde aus qualitativen Interviews mit Lehrkräften
Title
Von PISA nach Wien
Subtitle
Historische und politische Kompetenzen in der Unterrichtspraxis
Author
Roland Bernhard
Publisher
WOCHENSCHAU Verlag
Date
2021
Language
German
License
CC BY 4.0
ISBN
978-3-7344-1234-9
Size
14.8 x 21.0 cm
Pages
284
Category
LehrbĂĽcher

Table of contents

  1. Vorwort 5
  2. 1. Einleitung 9
  3. 2. Theoretischer Rahmen und Forschungsfragen 15
    1. 2.1 Historisches Denken im Geschichtsunterricht – normative Aspekteund die Lehrplanreform hin zu Kompetenzorientierung 2008 15
    2. 2.2 Berufsbezogene Ăśberzeugungen 26
    3. 2.3 Forschungsfragen 36
    4. 2.4 LiteraturĂĽbersicht 38
    5. 2.4.1 Kategorien der LiteraturĂĽbersicht 38
    6. 2.4.2 Forschung zu epistemologischen und kontextbezogenenĂśberzeugungen von Geschichtslehrpersonen 40
    7. 2.4.3 Diskussion der LiteraturĂĽbersicht 71
  4. 3. Forschungsdesign und Methode 77
    1. 3.1 Empirische Zugangsweise 77
    2. 3.2 Qualitative Experteninterviews 81
    3. 3.3 Erstellung des Erhebungsinstruments 84
    4. 3.4 Stichprobe und Vorgehen bei der Datenerhebung 90
      1. 3.4.1 Stichprobe 90
      2. 3.4.2 Kontaktaufnahme 93
      3. 3.4.3 Methodologischer Exkurs: Geschichtsdidaktische qualitativ-empirische Feldforschung und das Problem des sozialerwĂĽnschten (Antwort-)Verhaltens 99
    5. 3.5 Vorgehen bei der Datenaufbereitung und -analyse 109
  5. 4. Ergebnisse 113
    1. 4.1 Kompetenzverständnis im Zusammenhang mit Geschichtsunterricht 114
      1. 4.1.1 Fachspezifisch vs. fachunspezifisch 114
      2. 4.1.2 Konstruktion des Kompetenzverständnissesdurch Lehrpersonen 144
    2. 4.2 Einstellungen zu (historischer) Kompetenzorientierung 161
      1. 4.2.1 Emotionale Nähe bzw. Ferne 162
      2. 4.2.2 Exkurs: ĂśberprĂĽfung der IntercoderĂĽbereinstimmung 165
      3. 4.2.3 Darstellung der Ergebnisse 170
    3. 4.3 Vorbehalte von Lehrpersonen gegenĂĽber Kompetenzorientierungverstehen 173
      1. 4.3.1 Zusammenhang zwischen Fachspezifität und Sympathie 177
      2. 4.3.2 Kompetenzorientierung als „von oben verordnet“ 182
      3. 4.3.3 Historische Kompetenzorientierung und der PISA-Schock 191
      4. 4.3.4 Kompetenzen könnten das Wissen verdrängen 194
    4. 5. Auflistung und Zusammenfassung der Ergebnisse 205
  6. 6. Fazit 215
  7. 7. Literaturverzeichnis 233
  8. 8. Abbildungsverzeichnis 253
  9. 9. Tabellenverzeichnis 254
  10. 10. AbkĂĽrzungsverzeichnis 255
  11. 11. Personenverzeichnis 256
  12. Anhang 1: Fragebogen fĂĽr Geschichtslehr personen,der anhand der qualitativen Studie konstruiert wurde 260
  13. Anhang 2: Anhang Anschreiben an Schulen und Lehrpersonen 277
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