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B: Die neue Matura. FrĂĽher hat ein Kandidat zehn Minuten zu zwei FragenÂ
–
eine hat er ausgewählt aus den zwei Kernstofffragen und ein Spezialgebiet,
das er ja vorbereitet hatÂ
– zehn, 15 Minuten fachlich reproduziert, eingeord-
net, aber auch Querverbindungen, Ăśberblicke geschaffen. Heute macht er
das maximal fĂĽnf Minuten und die anderen zehn Minuten ist heiĂźe Luft.
So: „Na, und das ist jetzt das Bild, und was kannst du dir darunter vorstel-
len?“ Das ist doch alles Schwachsinn.
Lehrperson A13_m verbindet Kompetenzorientierung in diesem Zusammen-
hang ebenfalls mit dem Besprechen von Quellen und mit der Verwendung von
Operatoren – zentrale Elemente der neuen kompetenzorientierten Matura.
Durch diese neue Matura habe das Fach insofern an Substanz verloren, als das
Reproduzieren von Wissen zuungunsten der Analyse von Quellen in den Hin-
tergrund gerĂĽckt sei:
I-A13_m: Ich meine, wenn ich ihm eine Quelle hinlege oder einen Plan,
Wien, 19 oder 1850. Sieh dir an: Wo ist jetzt der Unterschied zum Plan heu-
te? Da sollte ich nicht sehr viel Anleitung geben, wenn ich das ein-, zwei-,
dreimal gemacht habe. Das sollte funktionieren. Und jetzt diesen ganzen
Schwerpunkt darauf zu legen. Das muss doch Kompetenz, und da muss man
die Worte wählen, und da darf man nicht mehr „sag“, sondern muss man sagen
„benenne“ oder was auch immer. Ist zu wenig. Ich halte die neue Matura per se
für grundsätzlich einmal nicht schlecht. Es war einmal endlich etwas, wo
man sagt: „Na ja, jetzt ändert sich etwas seit achtzehnhundertirgendwann,
nicht?“ Es hat nur nicht richtig funktioniert.
[…] So wie im Deutschunterricht gibt es keine Literatur mehr392 und im
Geschichtsunterricht/dieses Gesäuere da über/und so quasi, wie könnte sich
der gefĂĽhlt haben? Und diese Transfergeschichten auf der Basis, wie sie da
funktionieren oder wie sie da vorgeschlagen werden. Das ist mir zu wenig.
Das Kompetenzverständnis von Lehrperson A13_m speist sich vorwiegend aus
der neuen Matura. Sie spricht sich in dem Interview sehr stark fĂĽr die Anbah-
nung von kritischem Denken im Geschichtsunterricht aus, erkennt aber in der
392 Dies wurde in der Ă–ffentlichkeit aufgeregt diskutiert. Siehe z. B. O. A.: Kritik: Zu we-
nig Literatur bei Deutsch-Matura. Kurier online 1.10.2014. Online unter: https://kurier.
at/politik/inland/kritik-zu-wenig-literatur-bei-deutsch-matura/88.610.972 (zuletzt auf-
gerufen am 17.1.2019).
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Von PISA nach Wien
Historische und politische Kompetenzen in der Unterrichtspraxis
Empirische Befunde aus qualitativen Interviews mit Lehrkräften
- Title
- Von PISA nach Wien
- Subtitle
- Historische und politische Kompetenzen in der Unterrichtspraxis
- Author
- Roland Bernhard
- Publisher
- WOCHENSCHAU Verlag
- Date
- 2021
- Language
- German
- License
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-7344-1234-9
- Size
- 14.8 x 21.0 cm
- Pages
- 284
- Category
- LehrbĂĽcher
Table of contents
- Vorwort 5
- 1. Einleitung 9
- 2. Theoretischer Rahmen und Forschungsfragen 15
- 2.1 Historisches Denken im Geschichtsunterricht – normative Aspekteund die Lehrplanreform hin zu Kompetenzorientierung 2008 15
- 2.2 Berufsbezogene Ăśberzeugungen 26
- 2.3 Forschungsfragen 36
- 2.4 LiteraturĂĽbersicht 38
- 2.4.1 Kategorien der LiteraturĂĽbersicht 38
- 2.4.2 Forschung zu epistemologischen und kontextbezogenenĂśberzeugungen von Geschichtslehrpersonen 40
- 2.4.3 Diskussion der LiteraturĂĽbersicht 71
- 3. Forschungsdesign und Methode 77
- 4. Ergebnisse 113
- 6. Fazit 215
- 7. Literaturverzeichnis 233
- 8. Abbildungsverzeichnis 253
- 9. Tabellenverzeichnis 254
- 10. AbkĂĽrzungsverzeichnis 255
- 11. Personenverzeichnis 256
- Anhang 1: Fragebogen fĂĽr Geschichtslehr personen,der anhand der qualitativen Studie konstruiert wurde 260
- Anhang 2: Anhang Anschreiben an Schulen und Lehrpersonen 277