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Von PISA nach Wien - Historische und politische Kompetenzen in der Unterrichtspraxis
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195 Wie an anderer Stelle gezeigt, ist innerhalb der Philosophie des Faches der ana- lysierten Geschichtslehrpersonen der Aufbau von Basiswissen im Sinne von in- haltlichem Faktenwissen bzw. von chronologischem Wissen ein zentrales Anlie- gen. Auf die Frage, was Lehrpersonen im Geschichtsunterricht wichtig ist, wurde von mehr als der Hälfte der Lehrpersonen  – insbesondere jenen aus dem Gymnasium  – in irgendeiner Weise auf Wissensaufbau verwiesen  – konzeptio- nelles Wissen, prozedurales Wissen und metakognitives Wissen spielten dabei kaum eine Rolle.422 Dementsprechend wurde die Befürchtung, dass Kompetenz- orientierung das inhaltliche Wissen verdrängen und dass Abschlussprüfungen im Fach Geschichte zu reinen Meinungsbekundungen über Sachverhalte ver- kommen würden, ohne dass diese eine fundierte Wissensbasis hätten, auch im- mer wieder in den Interviews genannt. Auch hier zeigt sich, dass es nicht histo- risches Denken ist, welches die Lehrpersonen ablehnen, sondern dass der allgemeine und in vielen Fächern vorhandene Diskurs über die Bedeutung des inhaltlichen Faktenwissens Irritationen hervorruft. Lehrperson N10_f ist in der Lehrer/innenbildung sehr aktiv und spricht in dem folgenden Interviewsegment über ihre diesbezüglichen Erfahrungen: I-N10_f: I: Wie sehen Sie das im Zusammenhang mit Wissen, also der Zu- sammenhang zwischen Wissen und Kompetenzen? B: Das ist der Kritikpunkt vieler Lehrer und Lehrerinnen, ja, dass sie sagen, wenn ich nur, unter Anführungszeichen, kompetenzorientiert arbeite, dann bleibt mir ja der Stoff über, also wenn ich jetzt eine Bildanalyse zum Beispiel [unver- ständlich], der absolut klassische Bildanalyse halt, ja, mit Symbolen, und, und, und, dann kann ich ja nicht ordentlich über den Absolutismus sprechen und über Schloss Versailles, und, und, und, was nicht stimmt, was aber so ge- sehen wird. Na ja, also ich glaube, dass im Moment viele Lehrer und Lehrerin- nen glauben, sie müssen sich entscheiden. Entweder ich mache, unter Anführungs- strichen, Stoff, ja, oder/und komme mit meinem Buch weiter, oder komme mit dem, was ich halt vorhabe, weiter, oder ich arbeite kompetenzorientiert. Dass das aber zusammenhängt eigentlich, im Grunde genommen, ich glaube, das geht an vielen vorüber. Als Lehrperson A2_m gefragt wurde, warum sie denkt, dass viele Lehrkräfte ein Problem haben mit der Kompetenzorientierung, antwortet sie, dass es bei der 422 Bernhard 2021.
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Von PISA nach Wien Historische und politische Kompetenzen in der Unterrichtspraxis
Empirische Befunde aus qualitativen Interviews mit Lehrkräften
Title
Von PISA nach Wien
Subtitle
Historische und politische Kompetenzen in der Unterrichtspraxis
Author
Roland Bernhard
Publisher
WOCHENSCHAU Verlag
Date
2021
Language
German
License
CC BY 4.0
ISBN
978-3-7344-1234-9
Size
14.8 x 21.0 cm
Pages
284
Category
LehrbĂĽcher

Table of contents

  1. Vorwort 5
  2. 1. Einleitung 9
  3. 2. Theoretischer Rahmen und Forschungsfragen 15
    1. 2.1 Historisches Denken im Geschichtsunterricht – normative Aspekteund die Lehrplanreform hin zu Kompetenzorientierung 2008 15
    2. 2.2 Berufsbezogene Ăśberzeugungen 26
    3. 2.3 Forschungsfragen 36
    4. 2.4 LiteraturĂĽbersicht 38
    5. 2.4.1 Kategorien der LiteraturĂĽbersicht 38
    6. 2.4.2 Forschung zu epistemologischen und kontextbezogenenĂśberzeugungen von Geschichtslehrpersonen 40
    7. 2.4.3 Diskussion der LiteraturĂĽbersicht 71
  4. 3. Forschungsdesign und Methode 77
    1. 3.1 Empirische Zugangsweise 77
    2. 3.2 Qualitative Experteninterviews 81
    3. 3.3 Erstellung des Erhebungsinstruments 84
    4. 3.4 Stichprobe und Vorgehen bei der Datenerhebung 90
      1. 3.4.1 Stichprobe 90
      2. 3.4.2 Kontaktaufnahme 93
      3. 3.4.3 Methodologischer Exkurs: Geschichtsdidaktische qualitativ-empirische Feldforschung und das Problem des sozialerwĂĽnschten (Antwort-)Verhaltens 99
    5. 3.5 Vorgehen bei der Datenaufbereitung und -analyse 109
  5. 4. Ergebnisse 113
    1. 4.1 Kompetenzverständnis im Zusammenhang mit Geschichtsunterricht 114
      1. 4.1.1 Fachspezifisch vs. fachunspezifisch 114
      2. 4.1.2 Konstruktion des Kompetenzverständnissesdurch Lehrpersonen 144
    2. 4.2 Einstellungen zu (historischer) Kompetenzorientierung 161
      1. 4.2.1 Emotionale Nähe bzw. Ferne 162
      2. 4.2.2 Exkurs: ĂśberprĂĽfung der IntercoderĂĽbereinstimmung 165
      3. 4.2.3 Darstellung der Ergebnisse 170
    3. 4.3 Vorbehalte von Lehrpersonen gegenĂĽber Kompetenzorientierungverstehen 173
      1. 4.3.1 Zusammenhang zwischen Fachspezifität und Sympathie 177
      2. 4.3.2 Kompetenzorientierung als „von oben verordnet“ 182
      3. 4.3.3 Historische Kompetenzorientierung und der PISA-Schock 191
      4. 4.3.4 Kompetenzen könnten das Wissen verdrängen 194
    4. 5. Auflistung und Zusammenfassung der Ergebnisse 205
  6. 6. Fazit 215
  7. 7. Literaturverzeichnis 233
  8. 8. Abbildungsverzeichnis 253
  9. 9. Tabellenverzeichnis 254
  10. 10. AbkĂĽrzungsverzeichnis 255
  11. 11. Personenverzeichnis 256
  12. Anhang 1: Fragebogen fĂĽr Geschichtslehr personen,der anhand der qualitativen Studie konstruiert wurde 260
  13. Anhang 2: Anhang Anschreiben an Schulen und Lehrpersonen 277
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