Page - 201 - in Von PISA nach Wien - Historische und politische Kompetenzen in der Unterrichtspraxis
Image of the Page - 201 -
Text of the Page - 201 -
201
B: Ich sehe das auch. Ich hatte voriges Jahr Geschichtematura schon mit kompe-
tenzorientierten Fragen. Da sind sogar zehn von 16 Schülern angetreten in
Geschichte und ich hatte wirklich bei der Zusammenstellung der Fragen das Ge-
fühl, dass die Schüler nicht das präsentieren können, was sie eigentlich wissen. Und
genau auf das sind sie stolz. Und in der Geschichte darüber hinaus zu arbei-
ten, ja, was eigentlich kompetenzorientiert wäre, halte ich für nahezu un-
möglich, ja? Gerade in Geschichte. Geschichte ist für mich ein Fach, wo ich
diese Kompetenzen sehr infrage stelle.
I-A26_m: I: Auf der einen Seite sagen viele, dass Kompetenzen sind total wich-
tig. Auf der anderen Seite meinen andere, dass da das Wissen auf der Strecke
bleibt. Wie würden Sie das sehen?
B: Können wir ganz kurz unterbrechen? […] Also das ist auch bei uns ein hei-
ßes Thema, weil viele sagen, dass so wie Sie schon in der Frage angemerkt haben,
dass die Fakten auf der Strecke bleiben. Jetzt haben wir hier den Zugang und
wir haben ein zusätzliches Problem mit den Fakten und mit der Zeit, weil
durch die modulare Oberstufe haben wir eine halbe Geschichtsstunde we-
niger pro Schuljahr für die Kinder. Das heißt auf gut Deutsch, wir haben
noch weniger Zeit, um diese Basic Facts wiederzugeben.
Darüber hinaus gibt es zahlreiche weitere Aussagen in den Interviews, welche
um das Thema Wissen vs. Kompetenzen kreisen. Um zu belegen, dass es sich da-
bei um einen zentralen Vorbehalt handelt, der offensichtlich zahlreiche Lehrper-
sonen bewegt, werden die entsprechenden Textstellen in der Folge angeführt und
damit wird der Ergebnisteil der Arbeit abgeschlossen. Auch hier kann es sein,
dass einzelne Interviewzitate in anderen Zusammenhängen schon einmal im
bisherigen Text angeführt wurden. In der Folge werden manche Aussagen der
Lehrpersonen ein zweites Mal angeführt, um einen anderen Sachverhalt zu ver-
deutlichen. Es werden daher weitere Aussagen aus den Interviews angeführt, die
darauf hindeuten, dass die interviewten Lehrpersonen oder deren Kolleginnen
oder Kollegen eine Verdrängung von Wissen durch die Kompetenzorientierung
kritisch sehen.
I-A21_m: […] das Wissen kommt auf alle Fälle zu kurz, im Moment.
I-A22_m: I: Und ist das in der Kompetenzorientierung so? Hast du das Ge-
fühl, so?
B: Na ja, die Wertschätzung, wie wir vorher geredet haben, das Wissen zu
betonen, dass das Wissen wichtig ist. Ich glaube, das hat viele Lehrkräfte mas-
back to the
book Von PISA nach Wien - Historische und politische Kompetenzen in der Unterrichtspraxis"
Von PISA nach Wien
Historische und politische Kompetenzen in der Unterrichtspraxis
Empirische Befunde aus qualitativen Interviews mit Lehrkräften
- Title
- Von PISA nach Wien
- Subtitle
- Historische und politische Kompetenzen in der Unterrichtspraxis
- Author
- Roland Bernhard
- Publisher
- WOCHENSCHAU Verlag
- Date
- 2021
- Language
- German
- License
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-7344-1234-9
- Size
- 14.8 x 21.0 cm
- Pages
- 284
- Category
- Lehrbücher
Table of contents
- Vorwort 5
- 1. Einleitung 9
- 2. Theoretischer Rahmen und Forschungsfragen 15
- 2.1 Historisches Denken im Geschichtsunterricht – normative Aspekteund die Lehrplanreform hin zu Kompetenzorientierung 2008 15
- 2.2 Berufsbezogene Überzeugungen 26
- 2.3 Forschungsfragen 36
- 2.4 Literaturübersicht 38
- 2.4.1 Kategorien der Literaturübersicht 38
- 2.4.2 Forschung zu epistemologischen und kontextbezogenenÜberzeugungen von Geschichtslehrpersonen 40
- 2.4.3 Diskussion der Literaturübersicht 71
- 3. Forschungsdesign und Methode 77
- 4. Ergebnisse 113
- 6. Fazit 215
- 7. Literaturverzeichnis 233
- 8. Abbildungsverzeichnis 253
- 9. Tabellenverzeichnis 254
- 10. Abkürzungsverzeichnis 255
- 11. Personenverzeichnis 256
- Anhang 1: Fragebogen für Geschichtslehr personen,der anhand der qualitativen Studie konstruiert wurde 260
- Anhang 2: Anhang Anschreiben an Schulen und Lehrpersonen 277