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fig.428 SchulbĂĽcher wurden den Angaben der Verlage zufolge in den letzten Jah-
ren auf „Kompetenzorientierung umgestellt“. In diesem Sinne verbinden die
Lehrer/innen insbesondere jene Arbeitsteile in SchulbĂĽchern, in denen SchĂĽler/
innen Übungen wie Lückentexte usw. zu erledigen haben, mit „Kompetenz-
orientierung“ – ungeachtet dessen, ob damit historische Denkprozesse initiiert
werden oder nicht. Indem Lehrpersonen mit dem Schulbuch arbeiten, kommt
es zu einer Übernahme des Verständnisses von Kompetenzorientierung in Schul-
büchern, welches bisweilen noch oft fachunspezifisch ist.429 So scheint „kompe-
tenzorientiert“ für viele Lehrpersonen einfach zu bedeuten, dass Schüler/innen
selbstständig Übungen durchführen. Der Gegensatz im Lehrkonzept zwischen
Transmission („direct instruction“, „active teaching“, „whole class teaching“430)
und kognitiver Konstruktion („child-centered’ strategies“, „inquiry-led ap-
proaches“431, „discovery learning“432) wird hier deutlich, wobei Lehrpersonen
Kompetenzorientierung oft mit Letzterem in Verbindung bringen. Dabei wird
übersehen, dass solche Zugänge ohne einen Bezug zu Quellen und Darstellun-
gen, durch welchen erst potenziell fachspezifische Denkprozesse gefördert wer-
den können, nicht historisch kompetenzorientiert sind. In den Interviews zeigt
sich auch, dass zur Konstruktion des Kompetenzverständnisses Lehrpersonen
auf Kompetenzsysteme anderer Schulfächer zurĂĽckgreifenÂ
– insbesondere dürf-
te das Fach „Deutsch“ in diesem Zusammenhang einen starken Einfluss auf den
Geschichtsunterricht ausĂĽben.
Mit Reusser/Pauli und zahlreichen anderen bildungswissenschaftlichen
Studien über die Assimilation neuer pädagogischer Ideen oder im Zusammen-
hang mit Unterrichtsreformen wird auch in diesem Buch davon ausgegangen,
„dass Innovationen und Reformen von den Lehrkörpern nicht oder nicht in er-
wĂĽnschter Form in die Praxis umgesetzt werden, wenn keine Ăśbereinstimmung
zu deren zentralen berufsbezogenen Überzeugungen besteht“433. Überzeugun-
gen sind immer auf etwas gerichtet, auf Bildungsstruktur und Kontextmerkma-
leÂ
– sie sind in Clustern vorhanden und können daher nicht außerhalb eines grö-
Ăźeren Kontextes verstanden werden. In den Arbeiten von Maggioni und Voet/
428 Bernhard 2018a, 2019c; Vgl. Kipman/KĂĽhberger 2019.
429 Vgl. Bramann 2018, 2018a.
430 Muijs, Daniel/Reynolds, David (2018): Effective Teaching. Evidence and Practice. 4.Â
Auf-
lage. Los Angeles: Sage, S. 36 – 37.
431 Ebd., S.Â
39.
432 Coe, Robert/Aloisi, Cesare/Higgins, Steve/Lee, Eliot (2014): What makes great teaching?
Review of the underpinning research. Centre for Evaluation & Monitoring.
433 Reusser/Pauli 2014, S. 653.
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Von PISA nach Wien
Historische und politische Kompetenzen in der Unterrichtspraxis
Empirische Befunde aus qualitativen Interviews mit Lehrkräften
- Title
- Von PISA nach Wien
- Subtitle
- Historische und politische Kompetenzen in der Unterrichtspraxis
- Author
- Roland Bernhard
- Publisher
- WOCHENSCHAU Verlag
- Date
- 2021
- Language
- German
- License
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-7344-1234-9
- Size
- 14.8 x 21.0 cm
- Pages
- 284
- Category
- LehrbĂĽcher
Table of contents
- Vorwort 5
- 1. Einleitung 9
- 2. Theoretischer Rahmen und Forschungsfragen 15
- 2.1 Historisches Denken im Geschichtsunterricht – normative Aspekteund die Lehrplanreform hin zu Kompetenzorientierung 2008 15
- 2.2 Berufsbezogene Ăśberzeugungen 26
- 2.3 Forschungsfragen 36
- 2.4 LiteraturĂĽbersicht 38
- 2.4.1 Kategorien der LiteraturĂĽbersicht 38
- 2.4.2 Forschung zu epistemologischen und kontextbezogenenĂśberzeugungen von Geschichtslehrpersonen 40
- 2.4.3 Diskussion der LiteraturĂĽbersicht 71
- 3. Forschungsdesign und Methode 77
- 4. Ergebnisse 113
- 6. Fazit 215
- 7. Literaturverzeichnis 233
- 8. Abbildungsverzeichnis 253
- 9. Tabellenverzeichnis 254
- 10. AbkĂĽrzungsverzeichnis 255
- 11. Personenverzeichnis 256
- Anhang 1: Fragebogen fĂĽr Geschichtslehr personen,der anhand der qualitativen Studie konstruiert wurde 260
- Anhang 2: Anhang Anschreiben an Schulen und Lehrpersonen 277