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Von PISA nach Wien - Historische und politische Kompetenzen in der Unterrichtspraxis
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209 fig.428 Schulbücher wurden den Angaben der Verlage zufolge in den letzten Jah- ren auf „Kompetenzorientierung umgestellt“. In diesem Sinne verbinden die Lehrer/innen insbesondere jene Arbeitsteile in Schulbüchern, in denen Schüler/ innen Übungen wie Lückentexte usw. zu erledigen haben, mit „Kompetenz- orientierung“  – ungeachtet dessen, ob damit historische Denkprozesse initiiert werden oder nicht. Indem Lehrpersonen mit dem Schulbuch arbeiten, kommt es zu einer Übernahme des Verständnisses von Kompetenzorientierung in Schul- büchern, welches bisweilen noch oft fachunspezifisch ist.429 So scheint „kompe- tenzorientiert“ für viele Lehrpersonen einfach zu bedeuten, dass Schüler/innen selbstständig Übungen durchführen. Der Gegensatz im Lehrkonzept zwischen Transmission („direct instruction“, „active teaching“, „whole class teaching“430) und kognitiver Konstruktion („child-centered’ strategies“, „inquiry-led ap- proaches“431, „discovery learning“432) wird hier deutlich, wobei Lehrpersonen Kompetenzorientierung oft mit Letzterem in Verbindung bringen. Dabei wird übersehen, dass solche Zugänge ohne einen Bezug zu Quellen und Darstellun- gen, durch welchen erst potenziell fachspezifische Denkprozesse gefördert wer- den können, nicht historisch kompetenzorientiert sind. In den Interviews zeigt sich auch, dass zur Konstruktion des Kompetenzverständnisses Lehrpersonen auf Kompetenzsysteme anderer Schulfächer zurückgreifen  – insbesondere dürf- te das Fach „Deutsch“ in diesem Zusammenhang einen starken Einfluss auf den Geschichtsunterricht ausüben. Mit Reusser/Pauli und zahlreichen anderen bildungswissenschaftlichen Studien über die Assimilation neuer pädagogischer Ideen oder im Zusammen- hang mit Unterrichtsreformen wird auch in diesem Buch davon ausgegangen, „dass Innovationen und Reformen von den Lehrkörpern nicht oder nicht in er- wünschter Form in die Praxis umgesetzt werden, wenn keine Übereinstimmung zu deren zentralen berufsbezogenen Überzeugungen besteht“433. Überzeugun- gen sind immer auf etwas gerichtet, auf Bildungsstruktur und Kontextmerkma- le  – sie sind in Clustern vorhanden und können daher nicht außerhalb eines grö- ßeren Kontextes verstanden werden. In den Arbeiten von Maggioni und Voet/ 428 Bernhard 2018a, 2019c; Vgl. Kipman/Kühberger 2019. 429 Vgl. Bramann 2018, 2018a. 430 Muijs, Daniel/Reynolds, David (2018): Effective Teaching. Evidence and Practice. 4.  Auf- lage. Los Angeles: Sage, S.  36 – 37. 431 Ebd., S.  39. 432 Coe, Robert/Aloisi, Cesare/Higgins, Steve/Lee, Eliot (2014): What makes great teaching? Review of the underpinning research. Centre for Evaluation & Monitoring. 433 Reusser/Pauli 2014, S.  653.
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Von PISA nach Wien Historische und politische Kompetenzen in der Unterrichtspraxis
Empirische Befunde aus qualitativen Interviews mit Lehrkräften
Title
Von PISA nach Wien
Subtitle
Historische und politische Kompetenzen in der Unterrichtspraxis
Author
Roland Bernhard
Publisher
WOCHENSCHAU Verlag
Date
2021
Language
German
License
CC BY 4.0
ISBN
978-3-7344-1234-9
Size
14.8 x 21.0 cm
Pages
284
Category
LehrbĂĽcher

Table of contents

  1. Vorwort 5
  2. 1. Einleitung 9
  3. 2. Theoretischer Rahmen und Forschungsfragen 15
    1. 2.1 Historisches Denken im Geschichtsunterricht – normative Aspekteund die Lehrplanreform hin zu Kompetenzorientierung 2008 15
    2. 2.2 Berufsbezogene Ăśberzeugungen 26
    3. 2.3 Forschungsfragen 36
    4. 2.4 LiteraturĂĽbersicht 38
    5. 2.4.1 Kategorien der LiteraturĂĽbersicht 38
    6. 2.4.2 Forschung zu epistemologischen und kontextbezogenenĂśberzeugungen von Geschichtslehrpersonen 40
    7. 2.4.3 Diskussion der LiteraturĂĽbersicht 71
  4. 3. Forschungsdesign und Methode 77
    1. 3.1 Empirische Zugangsweise 77
    2. 3.2 Qualitative Experteninterviews 81
    3. 3.3 Erstellung des Erhebungsinstruments 84
    4. 3.4 Stichprobe und Vorgehen bei der Datenerhebung 90
      1. 3.4.1 Stichprobe 90
      2. 3.4.2 Kontaktaufnahme 93
      3. 3.4.3 Methodologischer Exkurs: Geschichtsdidaktische qualitativ-empirische Feldforschung und das Problem des sozialerwĂĽnschten (Antwort-)Verhaltens 99
    5. 3.5 Vorgehen bei der Datenaufbereitung und -analyse 109
  5. 4. Ergebnisse 113
    1. 4.1 Kompetenzverständnis im Zusammenhang mit Geschichtsunterricht 114
      1. 4.1.1 Fachspezifisch vs. fachunspezifisch 114
      2. 4.1.2 Konstruktion des Kompetenzverständnissesdurch Lehrpersonen 144
    2. 4.2 Einstellungen zu (historischer) Kompetenzorientierung 161
      1. 4.2.1 Emotionale Nähe bzw. Ferne 162
      2. 4.2.2 Exkurs: ĂśberprĂĽfung der IntercoderĂĽbereinstimmung 165
      3. 4.2.3 Darstellung der Ergebnisse 170
    3. 4.3 Vorbehalte von Lehrpersonen gegenĂĽber Kompetenzorientierungverstehen 173
      1. 4.3.1 Zusammenhang zwischen Fachspezifität und Sympathie 177
      2. 4.3.2 Kompetenzorientierung als „von oben verordnet“ 182
      3. 4.3.3 Historische Kompetenzorientierung und der PISA-Schock 191
      4. 4.3.4 Kompetenzen könnten das Wissen verdrängen 194
    4. 5. Auflistung und Zusammenfassung der Ergebnisse 205
  6. 6. Fazit 215
  7. 7. Literaturverzeichnis 233
  8. 8. Abbildungsverzeichnis 253
  9. 9. Tabellenverzeichnis 254
  10. 10. AbkĂĽrzungsverzeichnis 255
  11. 11. Personenverzeichnis 256
  12. Anhang 1: Fragebogen fĂĽr Geschichtslehr personen,der anhand der qualitativen Studie konstruiert wurde 260
  13. Anhang 2: Anhang Anschreiben an Schulen und Lehrpersonen 277
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